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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Nationale Diabetes-Surveillance – Datenquellen und Versorgungsindikatoren für die Praxis

Meeting Abstract

  • Lars Gabrys - Robert-Koch Institut Berlin, Berlin, Germany
  • Christa Scheidt-Nave - Robert-Koch Institut Berlin, Berlin, Germany
  • Rebecca Paprott - Robert-Koch Institut Berlin, Berlin, Germany
  • Andrea Teti - Robert-Koch Institut Berlin, Berlin, Germany
  • Jens Baumert - Robert-Koch Institut Berlin, Berlin, Germany
  • Christian Schmidt - Robert-Koch Institut Berlin, Berlin, Germany
  • Thomas Ziese - Robert-Koch Institut Berlin, Berlin, Germany
  • Stephanie Vey - AQUA - Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Heidelberg, Germany
  • Joachim Szecsenyi - Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Gunter Laux - Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV202

doi: 10.3205/17dkvf047, urn:nbn:de:0183-17dkvf0473

Published: September 26, 2017

© 2017 Gabrys et al.
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Outline

Text

Hintergrund: Im Rahmen des Aufbaus einer Diabetes-Surveillance für Deutschland am Robert Koch-Institut wurden zunächst vier Handlungsfelder formuliert und insgesamt 45 Indikatoren zur Abbildung von Krankheitsdynamik, Präventionspotential und Versorgungsgeschehen definiert:

1.
Diabetesrisiko reduzieren
2.
Früherkennung und Behandlung verbessern
3.
Komplikationen reduzieren
4.
Krankheitslast und Krankheitskosten senken

Ziel der Diabetes-Surveillance ist es, eine verlässliche und nachhaltige Datengrundlage für eine evidenzbasierte Politikberatung, die Gesundheits- und Evaluationsforschung und die Information der Öffentlichkeit zu schaffen. Zur Abbildung der bereits recherchierten und in Abstimmung befindlichen Indikatoren werden aktuell weitere Sekundärdatenquellen erschlossen (Bsp. DRG-Statistik, DMP Qualitätszielerreichung).

Fragestellung: Im Rahmen einer Forschungskooperation wurde geprüft, inwieweit ein erweitertes Indikatorenset, welches spezifisch für die ärztliche Versorgung in der Praxis relevant ist (Handlungsfeld 2), über Routinedaten der GKV abbildbar ist.

Methode: Es erfolgte eine systematische Literaturrecherche zu potentiell relevanten Versorgungsindikatoren für die Diabetes-Surveillance.

Als Metadatenbanken wurden primär die Indikatordatenbanken der US-amerikanischen Agency for Healthcare Research and Quality (AHRQ) sowie des britischen Health and Social Care Information Centre (HSCIC) durchsucht. Darüber hinaus wurden bei weiteren 56 internationalen Institutionen und Agenturen, die Indikatoren entwickelt, zusammengestellt oder herausgegeben haben, recherchiert. Um den deutschen Versorgungskontext explizit zu berücksichtigen, wurden die relevanten Nationalen Versorgungsleitlinien händisch nach Indikatoren durchsucht. Als letzter Rechercheschritt wurde eine systematische Literaturrecherche in den Metadatenbanken Embase und MEDLINE (beides via Embase-Portal) sowie in der Cochrane Library durchgeführt.

Einschlusskriterien:

  • Indikatoren, die sich auf erwachsene Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 beziehen
  • Indikatoren, die in deutscher oder englischer Sprache veröffentlicht wurden

Ausschlusskriterien:

  • Indikatoren, die sich nicht auf das deutsche Gesundheitssystem übertragen lassen
  • Indikatoren, die keine klare Definition eines Nenners oder Zählers enthalten oder ermöglichen
  • Indikatoren, die sich auf eine stark eingeschränkte Population beziehen (z.B.: besondere Begebenheiten bei einer ethnischen Minderheit)

Alle recherchierten Indikatoren wurden auf Dopplungen geprüft und soweit begründbar inhaltlich zusammengefasst. Anschließend wurde das so ermittelte Indikatorenset durch ein Expertengremium in einem formalem Konsensprozess (RAND-UCLA-Methode) hinsichtlich der Relevanz für die Diabetes-Surveillance bewertet. Abschließend wurden alle als relevant eingestuften Indikatoren anhand eines Datensatzes der AOK Baden-Württemberg auf ihre Abbildbarkeit in Routinedaten der GKV geprüft und deren Validität bewertet.

Ergebnis: Insgesamt wurden 3.498 Indikatoren identifiziert. Nach dem Ausschluss von Dopplungen und Indikatoren, die die vorab definierten Einschlusskriterien nicht erfüllten, verblieben insgesamt 101 Indikatoren im finalen Datensatz, welche 32 unterschiedlichen Themengebieten zugeordnet wurden.

70 von 101 Indikatoren wurden durch das Expertengremium als relevante Versorgungs-Indikatoren für die Diabetes-Surveillance bewertet und 47 dieser Indikatoren sind anhand von Routinedaten der GKV prinzipiell abbildbar.

Diskussion: Mit dem Ziel der Definition eines Kernindikatorensets für die Diabetes-Surveillance erfolgt in einem letzten Schritt ein Abgleich der beiden Suchstrategien und der so ermittelten Indikatoren. Unter dem Aspekt der Relevanz soll ein möglichst überschaubares und handhabbares Indikatorenset entstehen und in der Folge die Datenverfügbarkeit für alle Indikatoren ermittelt werden. Trotz der Tatsache, dass die zu Grunde liegenden Sekundärdaten zweckgebunden, i. d. R. für die Abrechnung, erhoben wurden, stellen GKV Routinedaten eine wichtige und kontinuierliche Datenquelle zur Darstellung insbesondere versorgungsrelevanter Indikatoren dar. Barrieren, die einer regelmäßigen und überregionalen Nutzung bisher noch entgegenstehen, sollten weiter abgebaut werden.