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Förderliche Faktoren für die interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der Hilfsmittelversorgung von Kindern und Jugendlichen: Ergebnisse der Kinderreha-Versorgungsstudie
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Published: | September 28, 2016 |
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Hintergrund: Erfahrungen in der Hilfsmittelversorgung zeigten unter anderem Probleme in der Kooperation zwischen den an der Hilfsmittelversorgung beteiligten Berufsgruppen und Leistungserbringern, eine suboptimale Bedarfserhebung sowie aus Fehlbehandlung resultierende Folgeprobleme. Dabei stellt die Hilfsmittelversorgung von Kindern und Jugendlichen einen ebenso komplexen wie auch heterogenen Prozess dar, an dem viele professionelle Akteure, die Eltern und natürlich das Kind selber beteiligt sind. Um für die beschriebenen Problemen Lösungsoptionen aufzuzeigen, ist ein Teilziel der Kinderreha-Versorgungsstudie die Ermittlung von positiv auf die Zusammenarbeit wirkenden Faktoren.
Fragestellung: Welche Aspekte fördern die interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der Hilfsmittelversorgung von Kindern und Jugendliche?
Methode: Die Kinderreha-Versorgungsstudie nutzt unterschiedliche Zugänge der quantitativen und qualitativen Methoden (Multi-Methoden-Ansatz). Die Ergebnisse einzelner Teilschritte wurden dabei für die weitere Projektarbeit genutzt. Die genannte Fragestellung wurde anhand der qualitativen Daten ausgewertet. Dieser Studienteil zielte auf die Entwicklung eines quantitativen Fragebogens für eine Befragung von bei der TK versicherten Eltern deren Kinder einen Hilfsmittelbedarf haben ab. Ein weiteres Ziel ist die Beschreibung von Versorgungsrealität und Versorgungsqualität in der Hilfsmittelversorgung von Kindern und Jugendlichen. Hierzu wurden zwischen Juni 2013 und März 2014 leitfadengestützte Experten- und Expertinneninterviews geführt. Die 65 Interviewpartner/innen kamen aus den Bereichen medizinische Versorgung (Ärzte, Physio-, Ergotherapie, Pflege), Kostenträger (privat, gesetzl.), Leistungserbringer (Hersteller, Händler) Schulen und Kindergärten, Eltern sowie Akteure aus weiteren Bereichen. Die Auswertung der Interviews erfolgt anhand der qualitativen Inhaltsanalyse. Innerhalb dieser Auswertungsmethode wurde die Technik der strukturierenden Inhaltsanalyse nach Mayring (2016) ausgewählt.
Ergebnisse: Grundsätzlich werden die bestehenden interdisziplinären Kooperationen positiv beschrieben. Als wichtig für das Gelingen der Zusammenarbeit zeigt sich, dass sich die betreffenden Personen kennen. Belege im Text deuten darauf hin, dass es aufwändig sein kann neue Kooperationen aufzubauen. Deshalb erscheint es sinnvoll die regionale Vernetzung der Akteure zu fördern. Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Kommunikation auf „Augenhöhe“. Damit Kommunikation auf Augenhöhe stattfindet müssen jedoch bestimmte Voraussetzungen geschaffen werden. Dazu gehören unter anderem organisatorische Bedingungen wie das Finden eines gemeinsamen Zeitfensters aber auch persönliche Aspekte wie die Motivation zur Zusammenarbeit. Zudem wird die Zusammenarbeit der Akteure maßgeblich durch die Strukturen des Gesundheitssystems (z.B. Finanzierung) sowie das Setting, in dem die Personen aufeinandertreffen (z.B. SPZ oder Praxis), beeinflusst.
Zurzeit werden Praxisbeispiele ausgewertet. Als Ergebnis werden weitere Indikatoren für eine gelungene interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie durch eine typisierende Strukturierung (Mayring 2016) des Interviewmaterials die Zusammenfassung von Gemeinsamkeiten der Fälle erwartet.
Diskussion: Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist an vielen Stellen der Hilfsmittelversorgung von Kindern und Jugendlichen zu finden. Die befragten Akteure habe jedoch ein sehr vielfältiges Verständnis von interdisziplinärer Zusammenarbeit, sodass die Identifikation von echter berufsgruppenübergreifender Interdisziplinarität teilweise schwierig ist.
Zudem zeichnet sich ab, dass die unterschiedlichen Erwartungen der Einzelpersonen an die Zusammenarbeit die Qualität des gemeinsamen Fallverständnisses (z.B. Kommunikation zwischen Akteuren) und damit den gemeinsamen Prozess beeinflusst. Ein Zusammenhang dieser Aspekte könnte ein Hinweis für bestehende Probleme (Informationsbrüche, mangelnde Zielabsprachen) in der Zusammenarbeit sein.
Praktische Implikationen: Anhand der qualitativen Ergebnisse der Kinderreha-Versorgungsstudie können Empfehlungen für die Praxis abgeleitet werden. Hierzu gehört z.B., dass die Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für an der Hilfsmittelversorgung beteiligte Personen ausgebaut werden und den Aspekt „Teamarbeit“ beinhalten sollten. So könnte voraussichtlich die Spezialisierung der Einzelperson sowie ein berufsgruppenübergreifendes Fallverständnis gefördert werden. Darüber hinaus wird von der noch ausstehenden typisierenden Strukturierung erwartet, dass „best practice“ Beispiele identifiziert werden. Diese Beispiele können als Orientierung für die bestehende Praxis dienen.