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Interne Diagnosevalidierung chronischer Wunden anhand von GKV-Routinedaten
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Published: | September 28, 2016 |
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Hintergrund: Patienten mit einer chronischen Wunde leiden unter hoher Krankheitslast, ihre Versorgung erfordert einen hohen pflegerischen sowie medizinischen Aufwand, ist von großer sozio-ökonomischer Relevanz und wird aufgrund des demografischen Wandels weiter an Bedeutung gewinnen. Insgesamt finden sich nur wenige Studien über die Erkrankungshäufigkeit von Patienten mit chronischen Wunden in Deutschland.
Fragestellung: Vor diesem Hintergrund wurde die Validität von Routinedaten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für die Schätzung der Prävalenz als auch Inzidenz untersucht.
Methoden: Hierzu wurde eine Sekundärdatenanalyse der GKV von 2010 bis 2012 durchgeführt. Als interne Diagnosevalidierung wurden unterschiedliche Ziehungsalgorithmen zur Identifizierung einer Wunde untersucht. (a) ≥2 ambulante oder ≥1 stationäre wundrelevante ICD-10 Diagnosen innerhalb von vier aufeinander folgenden Quartalen (b) ≥1 ambulante und ≥1definierte wundrelevante Verordnung (PZN) innerhalb von vier aufeinander folgenden Quartalen oder ≥1 stationäre spezifische ICD-10 Diagnose. Die Ergebnisse wurden zudem alters- und geschlechtsstandardisiert.
Ergebnisse: Je nach Ziehungsalgorithmus lagen die alters- und geschlechtsstandardisierten administrativen Prävalenzschätzungen zwischen (a) 210.000 und (b) 525.000 Personen mit einer chronischen Wunde im Jahr 2012 in Deutschland. Neben dieser vorgefundenen Divergenz der geschätzten administrativen Erkrankungshäufigkeit je nach Ziehungsalgotithmus konnte eine leicht rückläufige Erkrankungshäufigkeit allein über die Diagnosekodierungen beobachtet werden, wohingegen eine leichte Zunahme der konservativ geschätzten Erkrankungshäufigkeit über die Beobachtungjahre unter Berücksichtigung einer wundrelevanten Auflage zu verzeichnen war.
Diskussion und praktische Implikationen: Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der dadurch bedingten zunehmenden Anzahl älterer Menschen mit Gefäßerkrankungen wird mit einem weiteren Zuwachs an chronischen Wunden gerechnet. Dies unterstreicht die Annahme, dass die alleinige Ziehung über die Diagnosen eher das Kodierverhalten der Behandler als die tatsächliche Erkrankungshäufigkeit widerspiegelt. Die alleinige Identifizierung chronischer Wunden über eine gesicherte Diagnose führte zu einer Überschätzung sowie zu einer Fehleinschätzung der Prävalenz und Inzidenz. Hingegen lassen sich validere Ergebnisse zur Erkrankungshäufigkeit durch die Berücksichtigung einer wundrelevanten Verordnung generieren.