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15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Kurzinformationen für Patienten – Entwicklung von Unterstützungsinstrumenten für das Arzt-Patienten-Gespräch

Meeting Abstract

  • Svenja Siegert - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Berlin, Deutschland
  • Sabine Schwarz - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Berlin, Deutschland
  • Lydia Bothe - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Berlin, Deutschland
  • Corinna Schaefer - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Berlin, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP039

doi: 10.3205/16dkvf181, urn:nbn:de:0183-16dkvf1817

Published: September 28, 2016

© 2016 Siegert et al.
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Text

Hintergrund: Bei den Kurzinformationen für Patienten (KiP) handelt es sich um besondere Patienteninformationen: Sie richten sich primär an Ärzte und sollen das Arzt-Patienten-Gespräch unterstützten. Die werbefreien PDF-Dokumente sind auf den Webseiten der ärztlichen Selbstverwaltung und im KV-SafeNet kostenlos verfügbar, damit sie bei Bedarf an Patienten persönlich ausgehändigt werden können [1], [2]. Auf zwei Seiten informieren die KiP über verschiedene Gesundheitsthemen. Erste Erfahrungen, neue Themenfelder und Anforderungen an Gesundheitsinformationen erforderten eine Weiterentwicklung der Inhalte und Methodik.

Fragestellung: Der Beitrag stellt das Projekt vor und gibt einen Überblick über Inhalte und Methodik. Umsetzungsmöglichkeiten der „Guten Praxis Gesundheitsinformation“ [3] werden aufgezeigt.

Methode: Eine KiP wird in einem mehrstufigen Arbeitsprozess entwickelt, der in einem generischen Methodenreport [1] festgehalten ist. Wenn eine KiP zu einer häufigen Krankheit erstellt wird, dient eine Patientenversion einer hochwertigen Leitlinie als Quelle. Dann erfolgen Literaturrecherche und Evidenzbewertung bereits im Rahmen der Leitlinienerstellung. Um Bürgern Orientierung im Gesundheitswesen und praktische Hilfestellung zu geben, werden auch KiP zu anderen Bereichen verfasst, wie z. B. Arzneimitteltherapiesicherheit. In solchen Fällen wird systematisch recherchiert. Recherchestrategien und verwendete Quellen werden in einem separaten Methodenpapier dokumentiert. Dort werden auch beteiligte Personen genannt und weiterführende Informationen aufgelistet. Daneben werden in Zusammenarbeit mit der Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen e. V. KiP zu seltenen Erkrankungen erarbeitet. Eine Herausforderung dabei ist, dass häufig keine Studien mit hoher methodischer Güte vorliegen. Expertenmeinungen und Erfahrungswissen von Betroffenen sind dann von besonderer Relevanz. Die Texte werden unter Berücksichtigung von Kriterien und Standards zu Patienteninformationen zu seltenen Erkrankungen [4] erarbeitet. In allen KiP werden Forschungsergebnisse sowie Nutzen und Schaden von Untersuchungs- und Behandlungsverfahren verständlich und ausgewogen beschrieben. Das beinhaltet Hinweise zu Studienqualität, die Darlegung patientenrelevanter Endpunkte sowie die angemessene Kommunikation von Risiken und Vergleichen, sofern möglich. Um Informationsbedürfnisse und Erfahrungswissen zu ermitteln sowie die KiP zielgruppenspezifisch zu formulieren, werden Fachexperten, Patientenvertreter oder medizinische Laien ohne institutionellen Hintergrund in den Redaktionsprozess einbezogen. Sie sind gehalten, ein eigens für die KiP konzipiertes Formular zu Interessenkonflikten auszufüllen. Um Ärzten das Gespräch mit fremdsprachigen Patienten zu erleichtern, werden ausgewählte KiP in sechs Sprachen übersetzt [1].

Ergebnisse: Auch kurze Patienteninformationen erfüllen methodische Standards, wenn entsprechende Prozesse und Prinzipien eingehalten werden. Bislang sind 60 KiP erschienen – davon 11 zu allgemeinen Gesundheitsthemen, 13 zu Malignomen, 8 zu Seltenen Erkrankungen. 15 KiP gibt es auch als übersetzte Versionen (Stand: April 2016). Die KiP sind innerhalb der Selbstverwaltung und der Ärzteschaft breit verfügbar. Ihnen wird hier eine hohe Relevanz und Akzeptanz zugemessen.5 So ergab eine Auswertung5, dass fast alle Kassenärztlichen Vereinigungen (16 von 17) und Landesärztekammern (15 von 17) auf ihren Webseiten auf die KiP verweisen und sie unter Multiplikatoren als prioritäres Thema eingestuft wurden.

Diskussion: Nach wie vor sind Ärzte eine wichtige Informationsquelle für Patienten. Die KiP können den Informationstransfer unterstützen und wissenschaftliche Evidenz für eine breite Zielgruppe zugänglich machen. Allerdings kann das kompakte Format nicht jeden Aspekt eines Themas detailliert beleuchten. Für Patienten können die KiP jedoch ein erster Schritt sein, sich mit Gesundheitsfragen auseinanderzusetzen.

Praktische Implikationen: Die Themen und Methodik der KiP-Reihe werden kontinuierlich weiterentwickelt. Perspektivisch wird angestrebt, das Angebot noch zielgruppenspezifischer zu gestalten und zu evaluieren.

Contributed equally: S. Siegert, S. Schwarz


Literatur

1.
ÄZQ; KBV; BÄK. Methodenreport - Kurzinformationen für Patienten (KiP). Version 1.0. 2014. Im Internet unter: http://doi.org/10.6101/AZQ/000200 External link
2.
Schaefer C et al. Kurzinformationen für Patienten (KiP) als Service-Angebot für Ärztinnen und Ärzte - erste Erfahrungen mit der Implementierung. Z Evid Fortbild Qual Gesundhwes. 2015;109:153-8.
3.
DNEbM. Gute Praxis Gesundheitsinformation. Ein Positionspapier des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e.V. Version 2.0. Berlin: 2015. Im Internet unter: http://www.ebm-netzwerk.de/pdf/publikationen/gpgi2.pdf External link
4.
Schaefer C, Brunsmann F. Kriterien und Standard zu Patienteninformationen zu Seltenen Erkrankungen (Hintergrundpapier, erstellt in der Arbeitsgruppe 1 der NAMSE). Im Internet unter: http://www.namse.de/images/stories/Dokumente/Hintergrundpapiere/kriterien%20und%20standards%20zu%20pi%20zu%20se.pdf External link