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15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Medikationsmanagement im Modellvorhaben ARMIN – konsentierte Aufgabenteilung zwischen Ärzten und Apothekern

Meeting Abstract

  • Christiane Eickhoff - ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Berlin, Deutschland
  • Sabine Breiholz - ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Berlin, Deutschland
  • Miriam Felberg - ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Berlin, Deutschland
  • Dirk Klintworth - ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Berlin, Deutschland
  • Ann Kathrin Strunz - ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Berlin, Deutschland
  • Uta Müller - ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Berlin, Deutschland
  • Martin Schulz - ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Berlin, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP092

doi: 10.3205/16dkvf170, urn:nbn:de:0183-16dkvf1703

Published: September 28, 2016

© 2016 Eickhoff et al.
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Text

Hintergrund: Bereits heute nehmen mehr als 40 % der Menschen über 65 Jahren fünf oder mehr ärztlich verordnete Arzneimittel ein - Tendenz steigend. 5 % der Krankenhauseinweisungen gehen auf arzneimittelbezogene Morbidität zurück; etwa 2/3 davon wären vermeidbar. Die Therapietreue bei Langzeittherapien beträgt nur 50 %.

Insbesondere Patienten mit Polymedikation weisen ein hohes Risiko auf, so dass die Prüfung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) hier besonders relevant ist. Dies setzt jedoch die Kenntnis nicht nur sämtlicher verordneter Arzneimittel, sondern auch der Selbstmedikation des Patienten sowie einen intensiven Informationsaustausch zwischen Ärzten und Apothekern voraus.

Fragestellung: Wie lässt sich ein interdisziplinäres Medikationsmanagement zur Verbesserung der AMTS entwickeln und etablieren? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit diese Dienstleistung auch in der täglichen Routine der Heilberufler nachhaltig leistbar ist?

Methode: ABDA und KBV haben gemeinsam ein Konzept entwickelt, in dem durch eine enge Zusammenarbeit von Ärzten und Apothekern eine Steigerung der Qualität der Arzneimittelversorgung durch Verbesserung der AMTS und der Therapietreue bei gleichzeitiger Verminderung der Gesundheitsausgaben erreicht werden sollen.

Dieses Konzept wird erstmalig im Modellvorhaben „Arzneimittelinitiative Sachsen Thüringen (ARMIN)“ nach § 63 SGB V umgesetzt. Vertragspartner sind die Landesapothekerverbände und Kassenärztlichen Vereinigungen in Sachsen und Thüringen sowie die AOK PLUS.

Ergebnisse: Im Medikationsmanagement nach ARMIN bieten Arzt und Apotheker gemeinsam eine kontinuierliche Betreuung für Patienten an, die 5 und mehr Wirkstoffe in der Dauermedikation erhalten. Die Patientenbetreuung erfolgt in einem strukturierten Prozess, in dem die Aufgaben und Verantwortlichkeiten beider Heilberufler abgestimmt sind. Dies beinhaltet auch den regelmäßigen elektronischen Austausch der Medikationsdaten. Patienten sollen jederzeit über einen aktuellen Medikationsplan verfügen.

Mit Einschreibung in das ARMIN-Medikationsmanagement legt sich der Patient auf einen ihn betreuenden (Haus-) Arzt und eine Apotheke fest. Zu Beginn wird die Gesamtmedikation einschließlich der Selbstmedikation erfasst. Dafür werden Informationen aus der Apotheke, vom Arzt, vom Patienten und aus Abrechnungsdaten der Krankenkasse einbezogen. Auf dieser Basis erfolgt eine medizinische und pharmazeutische Bewertung und Optimierung der Medikation sowie die Erstellung eines Medikationsplans. Die hierfür erforderlichen Informationen tauschen Arzt und Apotheker über einen zentralen Medikationsplan-Server aus. Der Patient erhält bei jeder Änderung seiner Arzneimitteltherapie einen aktualisierten Medikationsplan. Dieser beruht in Inhalt und Layout auf der Spezifikation des Aktionsplans zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in Deutschland. Arzt und Apotheker aktualisieren den Medikationsplan in ihrer gewohnten Primärsoftware.

Das Konzept wird intensiv pilotiert, um Machbarkeit, Praktikabilität und Akzeptanz bei den beteiligten Heilberuflern sowie den Patienten zu erheben und diese Ergebnisse in die Weiterentwicklung einfließen zu lassen. Die breite Implementierung wird durch ein Monitoring begleitet. Eine externe Evaluation ist vertraglich vereinbart.

Diskussion: Bei der Planung wurden zunächst nationale und internationale Projekte mit vergleichbaren komplexen Interventionen bezüglich möglicher kritischer Faktoren analysiert. Auf dieser Grundlage wurden relevante Punkte identifiziert und Lösungen erarbeitet. Ein wesentlicher Faktor war eine klare Aufgabenteilung zwischen Arzt und Apotheker, die deshalb in ARMIN unter Beteiligung beider Berufsgruppen intensiv diskutiert und konsentiert wurde. Weiterhin wurde eine technische Lösung entwickelt, um die Erstellung und v. a. die fortlaufende Aktualisierung der Medikationspläne in der Primärsoftware von Ärzten und Apothekern zu ermöglichen und damit den Aufwand bei der Ersterstellung und Aktualisierung gering zu halten. Um die Akzeptanz bei Patienten, Ärzten und Apothekern zu erhöhen, wurde auf eine zentrale Datenspeicherung verzichtet.

Praktische Implikationen: Mit ARMIN wurde ein zukunftsfähiges Konzept zur kontinuierlichen, interdisziplinären Betreuung von Patienten mit Polymedikation entwickelt, mit dem Ziel, die Qualität der Arzneimittelversorgung zu verbessern. Klar abgestimmte Verantwortlichkeiten von Ärzten und Apothekern und die Integration eines Moduls zur gemeinsamen Erstellung und Aktualisierung der Medikationspläne in die Primärsoftware beider Heilberufler sollen die Implementierung dieser Dienstleistung in der täglichen Routine erleichtern.