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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Selbstmanagementförderung bei psychischer Belastung – Baseline-Daten eines niedrigschwelligen Versorgungsangebots durch Pflegekräfte in der hausärztlichen Praxis

Meeting Abstract

  • Thomas Zimmermann - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut f. Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Egina Puschmann - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut f. Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Sarah Porzelt - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut f. Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Patricia Thomsen - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut f. Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Annette Ernst - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut f. Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Martin Scherer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut f. Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP091

doi: 10.3205/15dkvf311, urn:nbn:de:0183-15dkvf3111

Published: September 22, 2015

© 2015 Zimmermann et al.
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Text

Hintergrund: Psychisch belastete PatientInnen suchen mit ihren Beschwerden zumeist ihre HausärztIn auf – und bleiben häufig auch dort in Behandlung. Wegen der hohen Inanspruchnahme (Kontaktraten) der HausärztInnen und dem Mangel an koordinierter psychosozialer Hilfe ist es kaum möglich, all diese PatientInnen angemessen zu versorgen. Um die hausärztliche Versorgung zu ergänzen, erproben wir ein Beratungsangebot zur Selbstmanagementförderung (SMF) psychisch belasteter PatientInnen in den Räumen der Hausarztpraxis durch eine speziell geschulte Pflegekraft.

Studienfrage: Wie hoch ist der Anteil von PatientInnen mit einer klinisch bedeutsamen psychischen Beeinträchtigung, die an der SMF teilnehmen? Was sind deren Merkmale? Für welche Teile des SMF-Angebots der Pflegekräfte lässt sich daraus eine besondere Inanspruchnahme erwarten?

Methode: Der Analyse liegen Baseline-Daten einer offenen, cluster-randomisierten Interventionsstudie zur Selbstmanagementförderung von Patienten mit angstbedingten, depressiven und somatoformen Störungen (SMADS) im hausärztlichen Setting zugrunde. Die psychische Beeinträchtigung der teilnehmenden PatientInnen wurde zu Beginn der Studienphase mit dem Gesundheitsfragebogen für Patienten (PHQ-D) erhoben.

Ergebnisse: 364 (Kontrollgruppe – KG: 213, Interventionsgruppe – IG: 151) PatientInnen (18065 Jahre alt, psychisch mindestens leicht beeinträchtigt, ohne aktuelle Psychotherapie) willigten ein, an der Studie teilzunehmen, 66,2% Frauen und 33,8% Männer, die im Schnitt 40,4 (SD 13,2) Jahre alt waren. 46,2% (N=168; KG 37,6%, IG 58,3%; p=0,000) der PatientInnen waren auf mindestens einer der PHQ-Teilskalen für Somatisierung, Depressivität, Ängstlichkeit oder für das Paniksyndrom klinisch bedeutsam beeinträchtigt. Diese Gruppe kennzeichnet eine geringere Selbstwirksamkeit und eine geringere Lebensqualität, aber auch eine erhöhte Veränderungsmotivation.

Schlussfolgerung: Die Pflegekräfte versorgen in dem konzipierten SMF-Programm psychisch erheblich beeinträchtigte PatientInnen. Wegen dieser hohen Krankheitslast bedarf die Intervention besonderer Absicherungsmaßnahmen – eine enge Abstimmung mit der HausärztIn und eine funktionierende Super- bzw. Intervision, um die Pflegekräfte zu entlasten. Es ist damit zu rechnen, dass die PatientInnen in hohem Maß die Hilfe zur Psychotherapieplatzsuche und die Weitervermittlung in andere Versorgungsangebote in Anspruch nehmen. Insgesamt lässt die Schwere der Beeinträchtigung eine erhebliche Beratungsintensität erwarten.