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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Patientenzufriedenheit mit der Integrierten Versorgung Gesundes Kinzigtal: Zwischenergebnisse einer Trendstudie

Meeting Abstract

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  • Achim Siegel - Universitätsklinikum Freiburg, Lehrbereich Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • Wilhelm Niebling - Universitätsklinikum Freiburg, Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP064

doi: 10.3205/15dkvf306, urn:nbn:de:0183-15dkvf3069

Published: September 22, 2015

© 2015 Siegel et al.
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Hintergrund: Seit Ende 2005 existiert die Integrierte Versorgung Gesundes Kinzigtal (IVGK). Sie gilt als „Leuchtturmprojekt“ der Integrierten Versorgung in Deutschland. Die IVGK wird von der Gesundes Kinzigtal GmbH koordiniert, an der das regionale Ärztenetz zu zwei Dritteln beteiligt ist. Die GmbH kooperiert dabei eng mit der AOK Baden-Württemberg und der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau als Landwirtschaftlicher Krankenkasse (LKK). Die GmbH hat eine Budgetmitverantwortung für die Versorgung der ca. 32.000 in der Region wohnenden AOK- und LKK-Versicherten. Von diesen haben sich bisher fast 10.000 als Mitglieder in die IVGK eingeschrieben. Ein Großteil der Mitglieder nimmt an speziellen Krankheitsmanagementprogrammen teil; viele Mitglieder vereinbaren mit ihren Hausärzten individuelle Gesundheitsziele. Eine Trendstudie erhebt seit 2013 alle zwei Jahre die Mitgliederzufriedenheit. Im Fokus dieses Beitrags stehen Aspekte der Zufriedenheit mit der IVGK und deren Entwicklung im Zeitverlauf.

Fragestellung: Wie zufrieden sind die IVGK-Mitglieder mit verschiedenen Aspekten der integrierten Versorgung im Kinzigtal? In welchem Maß würden Mitglieder die IVGK weiterempfehlen? Wie verändern sich die Zufriedenheitsparameter im Zeitverlauf?

Methode: 2013 erfolgte die Erstbefragung, 2015 die erste Folgeerhebung. Befragt wurden jeweils rund 3.000 zufällig ausgewählte AOK- und LKK-Versicherte, die sich in die IVGK eingeschrieben hatten. Versand und Rückversand des Fragebogens erfolgten per Post. Zielvariablen waren: Zufriedenheit mit dem Hausarzt (Weisse-Liste-Ärzte-Fragebogen), Patientenaktivierung (PAM-13-D) und Zufriedenheit mit der IVGK (selbstentwickelte Items). Im Folgenden werden Ergebnisse zum letztgenannten Aspekt berichtet.

Ergebnisse: Im Rahmen der Erstbefragung ergab sich ein Rücklauf von 24%; bei der Zweitbefragung lag er mit rund 29% deutlich höher. Bei der Erstbefragung im Jahr 2013 fühlten sich 35% der Befragungsteilnehmer „etwas besser“ oder „deutlich besser gesundheitlich betreut“ als vor der Einschreibung in die IVGK; bei der Zweitbefragung im Jahr 2015 waren es 39%. Gestiegen ist auch der Anteil der Befragten, die seit Einschreibung in die IVGK ein verbessertes individuelles Gesundheitsverhalten angeben („ich lebe jetzt insgesamt gesünder“); dieser Anteil betrug bei der Erstbefragung 24%, bei der Zweitbefragung 2015 bereits 29%. Etwas weniger stark gestiegen ist der Anteil derer, die angeben, sie wüssten seit der Einschreibung in die IVGK mehr darüber, wie sie sich gesund erhalten könnten (52% im Jahr 2013 vs. 55% im Jahr 2015). Kaum verändert hat sich hingegen die Bereitschaft, auch Freunden und Verwandten eine IVGK-Mitgliedschaft zu empfehlen (92% im Jahr 2013 vs. 91% im Jahr 2015). Die Verbesserung des individuellen Gesundheitsverhaltens im Zeitverlauf ist statistisch signifikant, die übrigen Veränderungen (noch) nicht.

Diskussion und Praktische Implikationen: Die Zufriedenheit der in die IVGK eingeschriebenen AOK- und LKK-Versicherten in der Region Kinzigtal erscheint hoch. Sehr hohe Zufriedenheitswerte werden in Befragungen regelmäßig bei solchen Parametern erzielt, die die globale Zufriedenheit ermitteln. Das gilt auch hier für die sog. Weiterempfehlungsbereitschaft, d.h. die Bereitschaft, auch Freunden und Verwandten eine IVGK-Mitgliedschaft zu empfehlen. Diese war bereits 2013 mit 92% sehr hoch und hat sich in der ersten Folgebefragung 2015 nahezu auf diesem Niveau gehalten. Zufriedenheitsbefragungen gelten als anfällig für einen „soziale Erwünschtheit“-Bias mit dem Effekt, dass die in Befragungen ermittelte Zufriedenheit tendenziell höher erscheint als sie – mutmaßlich – ist. Aussagekräftiger sind daher die Veränderungen von Zufriedenheitsparametern im Zeitverlauf. In der vorliegenden Trendstudie verweisen die gemessenen Veränderungen auf eine tendenziell steigende Zufriedenheit der IVGK-Mitglieder mit verschiedenen Aspekten der IVGK. Die Ergebnisse sind ein erstes Indiz dafür, dass die IVGK-Mitglieder tendenziell einen im Zeitverlauf steigenden Gesundheitsnutzen ihrer IVGK-Einschreibung wahrnehmen. Um die Entwicklung hinreichend sicher beurteilen zu können, sollte man weitere Erhebungswellen abwarten.