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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Patientenzuzahlungen in der Zahnmedizin: Welchen Einfluss hat zuckerfreies Kaugummi auf Mundgesundheit und Kosten?

Meeting Abstract

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  • Anna Spyra - Institut für Empirische Gesundheitsökonomie, Burscheid, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP161

doi: 10.3205/15dkvf272, urn:nbn:de:0183-15dkvf2728

Published: September 22, 2015

© 2015 Spyra.
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Hintergrund: Karies ist die häufigste Zahnerkrankung in den Industrieländern. Die Ausgaben für die Behandlung der Karies lagen Schätzungen zufolge im Jahr 2012 in Deutschland bei ca. 6,3 Mrd. € für die GKV. Gleichzeitig ist ein rückläufiges Kariesrisiko erkennbar, was unter anderem auf ein umfangreiches aber auch kostenintensives System der Kariesprophylaxe zurückzuführen ist. Der Konsum von ´sugar free gum´ (SFG) gehört zu den Prophylaxemaßnahmen auf Individualebene. Der Nutzen von SFG in der Kariesprophylaxe ist durch zahlreiche Studien belegt.

Die vorliegende Arbeit evaluiert mit Hilfe eines Markov-Modells die Kosten-Effektivität von zuckerfreiem Kaugummi in der Prophylaxe von Karies und ihrer Folgeschäden über den gesamten Lebenszyklus.

Fragestellung: Ziel der Untersuchung ist die Evaluation der Kosten-Effektivität von zuckerfreiem Kaugummi in der Kariesprophylaxe aus Sicht der Pateinten.

Methoden: Die Entwicklung der derzeitigen zahnmedizinischen Situation wurde über einen Zeitraum von 62 Jahren projiziert (Szenario „Derzeitiger Konsum“). Vergleichend hierzu wurde die Entwicklung der Zahngesundheit untersucht, wenn der Konsum von SFG auf finnisches Niveau angehoben wird (Szenario „Erhöhter Konsum“). Aufgrund der unterschiedlichen Erkrankungsrisiken, unterscheidet das Modell zwischen Front- und Backenzähnen. Jeder Zahn kann die Zustände „Keine Karies“, „1- bis 4-flächige Füllung“, „Teil- bzw. Vollkrone“ und „Zahnersatz“ erreichen.

Die Übergangswahrscheinlichkeiten wurden auf Basis der DMFT-Werte der DMS IV ermittelt. Es wurden die Kosten berücksichtigt, die dem Patienten durch Zuzahlungen für Füllungen und Zahnersatz entstehen. Diese wurden auf Basis einer retrospektiven Erhebung in einer zahnärztlichen Praxis von 368 Patienten auf Basis von Routinedaten ermittelt. Zur Überprüfung der Robustheit und Repräsentativität der Daten, wurde eine Sensitivitätsanalyse für alle Kostenparameter durchgeführt.

Es handelt sich im die Adaptation eines Core-Modells auf die Patientenperspektive.

Ergebnisse: Durch eine Erhöhung des Kaugummi-Konsums weisen zum Ende der Analysezeit 7 Zähne keine Karies auf. Im Szenario „Derzeitiger Konsum“ sind es durchschnittlich 6 Zähne. Weiterhin sind im Durchschnitt im Szenario „Erhöhter Konsum“ 8 Zähne von Zahnersatz betroffen, im Szenario „Derzeitiger Konsum“ weisen nach 62 Zyklen 14 Zähne einen Zahnersatz auf. Füllungen (1- bis 4-flächig) treten im Szenario „Erhöhter Konsum“ durchschnittlich bei 7 Zähnen auf, im Szenario „Derzeitiger Konsum“ liegen bei durchschnittlich 2 Zähnen Füllungen vor.

Eine Erhöhung des Konsums von SFG auf das finnische Niveau führt zu Lebenszeitkosten der Karies und ihrer Folgen in Höhe von 16.882,73 € je Patient. Sofern keine Steigerung des Konsums stattfindet, belaufen sich die Kosten auf 23.801,11 € je Patient. Demnach führt eine Erhöhung des Konsums von SFG zu Kosteneinsparungen für die GKV in Höhe ca. 7.000 € je Patient innerhalb von 62 Jahren bzw. jährlichen Einsparungen in Höhe von ca.111 € je Patient.

Praktische Implikationen: Zuckerfreies Kaugummi sollte als niedrigschwellige Maßnahme zur Kariesprophylaxe in den Alltag integriert werden, da es neben der Verbesserung der Mundgesundheit auch zu Kosteneinsparungen führt.