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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Präventionskampagne zur Früherkennung von Tumoren der Mundhöhle in Schleswig-Holstein: Ergebnisse zur Wahrnehmung der Erkrankung

Meeting Abstract

  • Katrin Hertrampf - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein - Campus Kiel, Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Kiel, Deutschland
  • Eva Baumann - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Bielefeld, Deutschland
  • Michael Koller - Klinikum Universität Regensburg, Zentrum für Klinische Studien, Regensburg, Deutschland
  • Hans-Jürgen Wenz - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein - Campus Kiel, Klinik für Prothetik, zahnärztliche Propädeutik und Werkstoffkunde, Kiel, Deutschland
  • Michael Rohnen - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein - Campus Kiel, Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Kiel, Deutschland
  • Jörg Wiltfang - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein - Campus Kiel, Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Kiel, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP160

doi: 10.3205/15dkvf271, urn:nbn:de:0183-15dkvf2711

Published: September 22, 2015

© 2015 Hertrampf et al.
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Text

Hintergrund: Bei etwas 13.000 Menschen wird in Deutschland jedes Jahr die Diagnose Tumor der Mundhöhle und des Rachenraums gestellt. Die Mehrheit der Betroffenen stellt sich nach wie vor erst in einem fortgeschrittenen Tumorstadium vor. Eigene Ergebnisse einer ersten repräsentiven Stichprobe innerhalb Schleswig-Holsteins zeigten, dass der Tumor der Mundhöhle bei der Bevölkerung nahezu unbekannt ist. Weiterführende Ergebnisse einer qualitativen zielgruppenbezogenen Analyse flossen in die inhaltliche und zeitliche Gestaltung für die erste Präventionskampagne für diese Tumorentität in Schleswig-Holstein ein.

Fragestellung: Ziel der Kampagne war es die Wahrnehmung der Zielgruppe über diese Erkrankung zu erhöhen.

Methode: Im März 2012 vor Kampagnenstart (Nullmessung), im November 2012 und 2013 (1./2. Prozessanalyse) und im November 2014 (Abschlussevaluation) erfolgte jeweils die Ziehung einer repräsentativen Stichprobe (n=500) nach einer systematischen Zufallsauswahl und wurde als computergestütztes telefonisches Interview durch ein Meinungsforschungsinstitut realisiert. Basierend auf der Zielgruppenanalyse wurden Probanden 50 Jahre und älter in die Stichprobe einbezogen. Der Fragenkatalog bestand aus Fragen zur Wahrnehmung des Tumors und der Kampagne, zum Kenntnisstand und weiterführend aus Fragen zu Berührungsängsten, Unsicherheiten in Bezug auf Krebs und spezifisch zu Tumoren der Mundhöhle, sowie sozioökonomische und demographische Fragen. Die im Folgenden vorgestellten Ergebnisse fokussieren sich auf den ersten entscheidenen Schritt "Wahrnehmung" der Erkrankung. Die deskriptive Auswertung erfolgte nach Mittelwerten und Prozentangaben. Weiterführend wurde nach Kreuztabellen und Chi2-Test innerhalb der verschiedenen Messzeitpunkten und im Verlauf der Messezeitpunkte nach sozioökonomischen und-demographischen Aspekten ausgewertet.

Ergebnisse: Es zeigte sich, dass die Wahrnehmung der Befragten, die bei den jeweiligen Messzeitpunkten angaben, innerhlab der letzten 6 Monate zum Thema Mundkrebs etwas gehört zu haben, in der Abschlussevaluation auf 43,3% im Vergleich zu 25% in der Nullmessung anstieg (<0,001). Bei den soziodemographischen Faktoren zeigte sich, dass die befragten Frauen eine signifikant höhere Wahrnehmung hatten als Männer. Bei den Befragten 60 Jahre und älter, der Kernaltersgruppe für diesen Tumor, wurde ebenfalls eine höhere Wahrnehmung gemessen.

Diskussion: Die umfangreichen quantitativen und qualitativen Analysen im Vorfeld ermöglichten eine zielgruppengerechte Gestaltung der Präventionskampagne. Die Ergebnisse zeigten nicht nur eine Steigerung innerhalb der gesamten Stichprobe, sondern auch wichtige Unterschiede in den sozioökonomischen und-demographischen Bereichen.

Praktische Implikation: Die Ergebnisse der Nullmessung und Abschlussevaluation, sowie der Prozessanalysen bestätigen, dass die gewählte Methodik zielführend war. Sie stellt eine sehr gute Ausgangsbasis für eine Diskussion zukünftiger Maßnahmen auf nationaler Ebene da.