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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

MoodGYM_Deutschland: Das Online-Selbstmanagementprogramm MoodGYM - Studien und Perspektiven

Meeting Abstract

  • Margrit Löbner - Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Leipzig, Deutschland
  • Janine Stein - Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Leipzig, Deutschland
  • Marie Dorow - Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Leipzig, Deutschland
  • Theresia Rost - Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Leipzig, Deutschland
  • Kathy Griffiths - The Australian National University, National Institute for Mental Health Research, Canberra ACT, Australien
  • Steffi G. Riedel-Heller - Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Leipzig, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP159

doi: 10.3205/15dkvf270, urn:nbn:de:0183-15dkvf2702

Published: September 22, 2015

© 2015 Löbner et al.
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Hintergrund: Internetbasierte kognitive Verhaltenstherapie stellt eine neue, innovative und wirksame Behandlungskomponente bei der Behandlung von depressiven Störungen dar. Das internetbasierte verhaltenstherapeutische Selbsthilfeprogramm MoodGYM gehört international zu den bereits sehr gut evaluierten Programmen in diesem Bereich. Das ursprünglich in Australien entwickelte Programm wurde 2013 im Rahmen dieses Projektes in die deutsche Sprache übersetzt. Präsentiert werden drei Studienbereiche zu MoodGYM in Deutschland, erste Studienergebnisse sowie Perspektiven zur Nutzung von MoodGYM (1.) in der Hausartpraxis, (2.) in der Klinik sowie (3.) im somatischen Bereich. Die Förderung der Studien erfolgt durch den AOK Bundesverband sowie die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG).

Fragestellung: (1.) MoodGYM in der Hausarztpraxis: Im ersten Studienbereich wird das Programm für den deutschen Sprachraum hinsichtlich seiner Wirksamkeit, Nutzerakzeptanz sowie der Kosteneffektivität aus der GKV-Perspektive für Menschen mit leichten und mittelschweren depressiven Störungen im deutschen Hausarztsetting untersucht. (2.) MoodGYM in der Klinik: Der zweite Studienbereich untersucht die Machbarkeit (Zugangsmöglichkeiten, -barrieren, Nutzungsbereitschaft) eines Einsatzes des Online-Selbstmanagementprogramms für Patienten mit depressiver Symptomatik in der stationären psychiatrischen Versorgung. (3.) MoodGYM im somatischen Bereich: Im Fokus des dritten Studienbereichs steht die Untersuchung der Nutzungsakzeptanz bezüglich eines Einsatzes von MoodGYM bei komorbiden depressiven Störungen in der somatischen Versorgung.

Methode: (1.) MoodGYM in der Hausarztpraxis:Im Rahmen eines clusterrandomisierten Kontrollgruppendesigns werden in einem ersten Schritt N=200 Hausarztpraxen rekrutiert. In einem zweiten Schritt erfolgt die Randomisierung von insgesamt N=632 Studienteilnehmern auf Ebene der Hausarztpraxen in eine Interventionsgruppe (hausärztliche Standardbehandlung plus MoodGYM) und eine Kontrollgruppe (hausärztliche Standardbehandlung). Es werden schriftliche Patientenbefragungen zu drei Messzeitpunkten (in der Hausarztpraxis, nach sechs Wochen, nach sechs Monaten) sowie eine gesundheitsökonomische Evaluation durchgeführt (12 Monate vor bis 36 Monate nach Ausfüllen des ersten Patientenfragebogens). (2.) MoodGYM in der Klinik: Untersucht werden Zugangsmöglichkeiten, -barrieren sowie Nutzungsbereitschaft aus der Sicht von Experten (N=30) sowie aus Patientenperspektive (N=200) im stationär-psychiatrischen Bereich. Patienten aus allgemeinpsychiatrischen und störungsspezifischen Klinikabteilungen bekommen im Rahmen ihres Klinikaufenthaltes einen Zugang zur Intervention. Vor Programmstart (Prä), sowie nach 2 Monaten (Post) füllen die Patienten einen Patientenfragebogen zur depressiven Symptomatik, Nutzungsbereitschaft und Nutzungsakzeptanz aus. Zugangsmöglichkeiten und -barrieren eines Einsatzes von MoodGYM aus Expertensicht werden mittels eines einmaligen Expertenfragebogens erfasst. (3.) MoodGYM im somatischen Bereich: Im Rahmen eines Mixed-Method-Ansatzes (sequentielles qualitativ-quantitatives Design) kommen sowohl qualitative Untersuchungen (Qualitative Interviews (N=6 Patienten), Expertenfokusgruppe (N=10 Experten)) als auch eine quantitative Untersuchung (Zugang zur Intervention und schriftliche Patientenbefragung bei N=35 Patienten; Prä: vor der Zugangsvergabe für MoodGYM; Post: 3 Monate nach der Zugangsvergabe für MoodGYM) zum Einsatz.

Ergebnisse: Die drei Studienbereiche zu MoodGYM in Deutschland befinden sich derzeit in der Rekrutierungsphase. Präsentiert werden erste Ergebnisse zur Wirksamkeit von MoodGYM im deutschen Sprachraum.

Diskussionen und praktische Implikationen: Insbesondere vor dem Hintergrund langer Wartezeiten auf einen ambulanten Psychotherapieplatz sowie einer geringeren Versorgungsdichte in ländlichen Räumen, könnte das internetbasierte verhaltenstherapeutische Selbsthilfeprogramm MoodGYM einen wirksamen komplementären Behandlungsbaustein für Patienten in der Hausarztpraxis, in der Klinik sowie im somatischen Versorgungsbereich darstellen.