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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Qualitätsorientierte Vergütung in Deutschland – Welche Qualitätsindikatoren können dafür genutzt werden?

Meeting Abstract

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  • Tatjana Völzke - Technische Universität Berlin, Fachgebiet Strukturentwicklung und Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen, Berlin, Deutschland
  • Thomas Mansky - Technische Universität Berlin, Fachgebiet Strukturentwicklung und Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen, Berlin, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP147

doi: 10.3205/15dkvf258, urn:nbn:de:0183-15dkvf2581

Published: September 22, 2015

© 2015 Völzke et al.
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Hintergrund: Eine Ergänzung der rein mengenorientierten Vergütung im DRG-System um eine zusätzliche Komponente, die auch die Qualität der Leistung vergütet, ist international seit Langem in der Diskussion. In Deutschland fordert das Eckpunktepapier der Bund-Länder-AG zur Krankenhausreform 2015: „Für Leistungen mit außerordentlich guter Qualität soll es zukünftig möglich sein, Zuschläge zu vereinbaren.“ In den USA wurde bereits für das Fiskaljahr 2013 eine qualitätsorientierte Vergütungskomponente in das DRG-System der Medicare-Versicherung eingeführt. Dieses „Hospital Value-Based Purchasing program“ (VBP-Programm) zielt auf eine Verschiebung der finanziellen Anreizwirkungen oder Managementprioritäten in der stationären Versorgung von reiner Quantität hin zu stärkerer Qualitätsorientierung ab. Der dafür vorgesehene Budgetanteil ist hoch genug, um geeignete Anreize zu setzen. Ausgewählte Qualitätsindikatoren werden für die Vergütung im Rahmen des VBP-Programms erhoben bzw. gemessen.

Fragestellung: Das VBP-Programm stellt zunächst einen sinnvollen Rahmen dar, innerhalb dessen über Qualitätsindikatoren gemessene Leistungen bewertet, nach verschiedenen Dimensionen (Prozessqualität, Patientenzufriedenheit, Ergebnisqualität, Effizienz) gewichtet und aggregiert werden können. Für die Überprüfung der Anwendbarkeit auf das deutsche Vergütungssystem ist zu untersuchen, welche Qualitätsindikatoren sich für die Integration in ein entsprechendes deutsches System eignen. Dies können vorhandene oder weiterentwickelte deutsche Indikatoren aus verschiedenen Quellen sein. Ferner sollte untersucht werden, welche der US-amerikanischen Qualitätsindikatoren auf Deutschland anwendbar wären bzw. hier bereits in ähnlicher Form erhoben werden. Darüberhinaus ist der Bedarf für Weiterentwicklungen zu charakterisieren.

Methode: Die Fragestellung wird überwiegend anhand einer Literaturanalyse bearbeitet. In einer vergleichenden Darstellung werden den Qualitätsindikatoren des VBP-Programms adäquate, in Deutschland vorhandene Indikatoren zugeordnet bzw. gegenübergestellt und ggf. neue Methoden zur Erfassung und Messung von Indikatoren, die sich für die qualitätsorientierte Vergütung eignen, diskutiert.

Ergebnisse: Das VBP-Programm könnte prinzipiell mit wenigen Modifikationen als kollektivvertragliches qualitätsorientiertes Vergütungselement in Deutschland eingesetzt werden. Eine entscheidende Modifikation betrifft die Qualitätsindikatoren, deren Messung die Grundlage der Vergütung bildet. Es gibt einige Indikatoren, die äquivalent zu den US-amerikanischen Indikatoren in Deutschland bereits erfasst werden, so beispielsweise einige Indikatoren im Rahmen der Patientenbefragung. Diese werden in Deutschland bereits vom AQUA-Institut und z.B. der Techniker Krankenkasse im Rahmen einer schriftlichen Befragung der Patienten im Anschluss an einen stationären Aufenthalt erhoben. Für andere Indikatoren sind Weiter- und Neuentwicklungen in Deutschland erforderlich.

Diskussion: Das VBP-Programm bei Medicare wird seit seiner Einführung im Jahr 2012 stetig weiterentwickelt. Lag in den ersten Jahren der Fokus bei den Indikatoren sehr stark auf der Prozessqualität, so findet jetzt eine deutliche Verschiebung zu Gunsten der Ergebnisqualität statt. Auch von der Medicare Payment Advisory Commission wird dies empfohlen, die insbesondere die fehlende Korrelation einiger Prozessparameter zu den Outcomes bemängelt. Diese Diskussion ist auch in Deutschland zu führen. Die Einführung eines qualitätsorientierten Vergütungssystems nach dem Vorbild von VBP wäre unter dem Vorbehalt regelmäßiger Änderungen und Anpassungen („lernendes System“) auch in Deutschland möglich.

Praktische Implikationen: Die konkrete Ausgestaltung der im Eckpunktepapier der Bund-Länder-AG genannten Qualitätszu- und -abschläge ist bisher nicht spezifiziert. Der politische Wille, die Qualität der Behandlung als einen Faktor in der Vergütung zu berücksichtigen ist allerdings erkennbar. Es ist sinnvoll, dabei internationale Erfahrungen mit dem Praxiseinsatz einer qualitätsorientierten Vergütung zu berücksichtigen. Das VBP-Programm liefert hier ein durchdachtes Rahmenkonzept, das prinzipiell auch auf Deutschland anwendbar ist und die Entwicklung erheblich beschleunigen kann.