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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Qualitätsindikatoren in der Versorgung von Palliativpatienten im Rahmen des Nationalen Hospiz- und Palliativregisters (NHPR)

Meeting Abstract

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  • Judith Berger - Charite Universitätsmedizin, Berlin, Deutschland
  • Gabriele Lindena - CLARA Clinical Analysis, Research and Application, Kleinmachnow, Deutschland
  • Lukas Radbruch - Malteser Krankenhaus Bonn, Palliativmedizin, Bonn, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP143

doi: 10.3205/15dkvf254, urn:nbn:de:0183-15dkvf2547

Published: September 22, 2015

© 2015 Berger et al.
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Text

Hintergrund: Palliativversorgung („Palliative Care“) ist ein „Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und deren Familien, die mit Problemen konfrontiert sind, die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung einhergehen...“ (WHO 2002). Das NHPR beschreibt über einen patientenbezogen erhobenen Kerndatensatz sektorenübergreifend Hospiz- und Palliativversorgung bundesweit. Die teilnehmenden Einrichtungen erhalten Auswertungen über alle erhobenen Kriterien mit ihrer eigenen Position gegenüber allen anderen anonymisierten Teilnehmern. Die Teilnahme am NHPR ist für die Einrichtungen freiwillig. In dieser Arbeit wurden 12 Qualitätsindikatoren anhand der Registerdaten überprüft und bewertet.

Fragestellung: Wie aussagekräftig sind die ausgewählten Qualitätsindikatoren der Hospiz- und Palliativversorgung im deutschen Versorgungskontext?

Methode: 6.640 Datensätze aus den Jahren 2011-2013 wurden anhand einer Liste von Qualitätsindikatoren QI nach internationaler Literatursuche und dem Delphiprozess (Schulz 2013) auf ihre Anwendbarkeit überprüft. Aus Palliativstationen kamen 59,4 %, SAPV-Teams 26,3 %, Konsil- oder Liaisondienste 7,9 %, aus stationären Hospizen 4,5 % der Fälle. Die Patientendaten zeigen dabei charakteristische Unterschiede nach Einrichtungsart.

Ergebnisse: Ein Qualitätsindikator zur „vollständigen Dokumentation“ einer Stichprobe konnte mit dem anonymisierten Datensatz nicht ausgewertet werden. Alle anderen 11 QI sind wichtig für die Versorgungsforschung (Makroebene). 8 QI sind wichtig als Rückmeldung für das Team, die Mikroebene, davon sind bei 4 weitere Einflussfaktoren außerhalb der Palliativversorgung vorhanden. Diese sind (1) die ambulante Versorgung bis zum Tod zuhause, (2) keine Chemotherapie in den letzten 14 Tagen, (3) höchstens leichte familiäre Überforderung und (4) Vorsorgevollmacht bei verwirrten Patienten. Für 2 QI wurden bisher keine Zielwerte definiert, für weitere waren die Zielwerte auf Teilbereiche der Palliativversorgung beschränkt und wurden hier in der Berechnung auf alle Einrichtungsarten übertragen. Bei 4 QI erreichten alle Einrichtungsarten die Zielwerte, bei 3 einzelne Einrichtungsarten und bei einem (QI14) keine. QI05 bezieht sich ausschließlich auf die ambulante Versorgung und erreicht seinen Zielwert von „90% aller Patienten sollen zuhause bis zum Tod versorgt werden“ nicht.

Diskussion: Die Arbeit ist als Rückmeldung an die Registersteuerungsgruppe und -teilnehmer gedacht. Eine Diskussion über die Auswahl und die Formulierung der QI, eine Zielwertdiskussion und ggf. eine Anpassung und / oder Differenzierung nach Einrichtungsart sind notwendig. Auch bei QI mit weiteren Einflussfaktoren außerhalb der unmittelbaren Versorgung sind Ziele und Nutzen kritisch zu diskutieren. Bei 2 QI ohne Zielwertdefinition bisher kann die Berechnung Anhaltswerte für eine solche geben.

Praktische Implikationen: Eine Übersicht über die QI und die aus dieser Arbeit abgeleiteten Empfehlungen für deren Berechnung, die Formulierung der Qualitätsziele, ihre Zuordnung zu Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität gibt die Tabelle 1 [Tab. 1].

Die Palliativversorgung stellt sich mit der Erfassung des Kerndatensatzes und der Erstellung von QI der allgemeinen Qualitätszieldiskussion im Gesundheitswesen und den spezifischen Anforderungen in der Palliativversorgung.

Daten aus dem Nationalen Hospiz- und Palliativregister, Versorgungsforschung Deutschland Projektkennziffer VfD_NHPR__003588