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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Risikomanagement in deutschen Krankenhäusern – Eine Bestandsaufnahme

Meeting Abstract

  • Michael Draheim - SRH Hochschule Berlin, Berlin, Deutschland
  • Steffen Flessa - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Ronald Glasberg - SRH Hochschule Berlin, Berlin, Deutschland
  • Michael Hartmann - SRH Hochschule Berlin, Berlin, Deutschland
  • Carsten Schermuly - SRH Hochschule Berlin, Berlin, Deutschland
  • Vladimir Stantchev - SRH Hochschule Berlin, Berlin, Deutschland
  • Gerrit Tamm - SRH Hochschule Berlin, Berlin, Deutschland
  • Franz Hessel - SRH Hochschule Berlin, Healthcare Management, Berlin, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP002

doi: 10.3205/15dkvf233, urn:nbn:de:0183-15dkvf2331

Published: September 22, 2015

© 2015 Draheim et al.
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Hintergrund: In deutschen Krankenhäusern besteht ein ausgeprägter Bedarf an einer Optimierung des vorhandenen Risiko- und Krisenmanagements. Das Ziel des interdisziplinären Projektes „Krisenmanagement in Krankenhäusern“ bestand darin, die relevantesten Risiken der Bereiche medizinische Versorgung, Personalmanagement, Energieversorgung und IT-Systeme zu identifizieren, zu analysieren und zu bewerten sowie adäquate Risikomanagement-Strategien abzuleiten.

Methodischer Ansatz: Mit Hilfe qualitativer Workshops wurden die jeweils fünf relevantesten Risiken der Bereiche Medizin, Personal, Energie und IT identifiziert und analysiert. Darüber hinaus wurde eine Risikobewertung über eine standardisierte schriftliche Umfrage unter deutschen Krankenhausmanagern durchgeführt, um die Eintrittswahrscheinlichkeit und das Schadensausmaß der Risiken, das Management und den Einflussfaktoren auf die identifizierten Risiken zu beleuchten. Die hier präsentierten Ergebnisse basieren auf den Surveydaten des Bereiches Medizin, die mit linearen Regressionsmodellen ausgewertet wurden.

Ergebnisse: Die Analyse basiert auf einer Stichprobe aus 97 deutschen Krankenhäusern. Der Risiko-Indikator (Eintrittswahrscheinlichkeit*Schadensausmaß) wurde für das systematische Auftreten von Hygienemängeln am höchsten eingeschätzt. Auf dem zweiten Rang finden sich Behandlungsfehler die vertuscht werden. Die immer stärkere EDV-Durchdringung des medizinischen Behandlungsprozesses führte dazu, dass Krankenhausmanager den Ausfall des EDV-Systems mit Gefährdung der laufenden medizinischen Versorgung als dritthöchstes Risiko für Krankenhäuser einschätzten. Auf Rang 4 und Rang 5 findet sich Übergriffe des Personals auf Patienten sowie der Einsatz von medizinischen Produkten oder Implantaten mit möglichen Fehlern. Darüber hinaus zeigt die Regressionsanalyse, dass die Risikoindikatoren von Krankenhausmanagern niedriger eingeschätzt werden, wenn Risikomanagementaktivitäten (z.B. Schulung der Mitarbeiter) durchgeführt werden. Zudem bewerten Krankenhausmanager deren Krankenhaus Mitglied in einem Krankenhausverbund ist die Risiken signifikant geringer.

Diskussion und praktische Implikationen: Unsere Studie bestätigte die Notwendigkeit einer umfangreicheren und qualitätsgesicherten Strategie des Risikomanagements in deutschen Krankenhäusern. Darüber hinaus liefert sie einen methodischen Ansatz, um ein für Krankenhäuser mit der Vereinbarung des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Umsetzung des § 137 Abs. 1d S. 1 SGB V verpflichtend gewordenes Risikomanagementsystem einzuführen. Die Ergebnisse der Studie werden in ein Computer-basiertes Benchmark-Tool zur Anwendung in individuellen Krankenhäusern überführt.