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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Berufliche Pläne und Motive hessischer Absolventen der Ärztlichen Prüfung von 2009 bis 2014

Meeting Abstract

  • Silke Nahlinger - Landesärztekammer Hessen, Stabsstelle Qualitätssicherung, Versorgungsmanagement und Gesundheitsökonomie, Frankfurt, Deutschland
  • Iris Bruchhäuser - Landesärztekammer Hessen, Stabsstelle Qualitätssicherung, Versorgungsmanagement und Gesundheitsökonomie, Frankfurt, Deutschland
  • Nina Walter - Landesärztekammer Hessen, Stabsstelle Qualitätssicherung, Versorgungsmanagement und Gesundheitsökonomie, Frankfurt, Deutschland
  • Roland Kaiser - Landesärztekammer Hessen, Stabsstelle Qualitätssicherung, Versorgungsmanagement und Gesundheitsökonomie, Frankfurt, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP028

doi: 10.3205/15dkvf220, urn:nbn:de:0183-15dkvf2202

Published: September 22, 2015

© 2015 Nahlinger et al.
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Text

Hintergrund: Bereits seit mehreren Jahren werden in Deutschland kontroverse Diskussionen um einen drohenden Ärztemangel durch Abwanderung und Nachwuchsmangel junger Mediziner geführt.

Fragestellung: In den Absolventenbefragungen der Jahre 2009-2014 untersuchten wir, welche Motive und Pläne die Medizinabsolventen heute tatsächlich haben und ob die Befürchtungen einer sinkende Zahl an Jungmedizinern, die nach Abschluss des Studiums den ärztlichen Beruf ergreifen möchten, berechtigt sind. Ferner sollen mögliche Auswirkungen auf die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung betrachtet und Ansatzpunkte für Gegenmaßnahmen identifiziert werden.

Methode: Als Erhebungsinstrument dient ein von uns entwickelter teilstandardisierter Fragebogen, der kontinuierlich weiterentwickelt wird. Die Zielgruppe der seit Herbst 2009 laufenden Befragungen sind alle Absolventen der ärztlichen Prüfung der drei medizinischen Fakultäten in Hessen. Zusammen mit ihren Examensergebnissen erhalten sie unseren Fragebogen und schicken diesen ausgefüllt zurück. Die Fragebögen werden eingescannt, die Daten mithilfe der Software Teleform eingelesen, geprüft und in Microsoft Excel übertragen. Mittels des Statistikprogrammes Sphinx werden Datenauswertung und -analyse durchgeführt. Aus dieser Längsschnittstudie können bisher Daten von 2262 Absolventen der Ärztlichen Prüfung ausgewertet werden.

Ergebnisse: Deutlich mehr Frauen (64%) als Männer (36%) schließen in Hessen das Medizinstudium ab. Die drei am häufigsten genannten Gründe für die Wahl des Medizinstudiums sind immateriell. Seltener werden statusbezogene bzw. materielle Motive benannt, wie zum Beispiel gute Karrierechancen, gute Bezahlung und hohes Sozialprestige. Ein Großteil der befragten Absolventen (87%), würde sicher oder eher wieder Medizin studieren, würden sie rückblickend vor der Wahl gestellt werden. Fast alle (98%) wollen im Anschluss an das Medizinstudium auch Arzt werden. Das beliebteste angestrebte Weiterbildungsgebiet ist die Innere Medizin (20%), gefolgt von der Chirurgie (16%) und der Anästhesiologie (10%). Unmittelbar nach Abschluss des Studiums sehen die jungen Ärzte ihre berufliche Perspektive eher in der stationären Versorgung (42%), als im ambulanten Bereich (39%). Von denen, die eine ambulante Tätigkeit anstreben, wollen mehr fachärztlich (28%) als hausärztlich (11%) tätig werden. Der Anteil der Frauen, die im ambulanten Bereich im Rahmen eines Angestelltenverhältnisses tätig werden wollen, ist um ein Vielfaches höher als bei den Männern. Nur wenige der hessischen Absolventen wollen dauerhaft im Ausland tätig werden (4%). Der Wunsch nach einer interessanten und vielseitigen Tätigkeit und guten Arbeitsbedingungen, wie beispielsweise Einhaltung der Arbeitszeiten, ist den Absolventen für ihren späteren Arbeitsplatz sehr wichtig.

Diskussion: Die heutige Arbeitsmarktsituation erlaubt den Absolventen neue Prioritäten für ihre zukünftige Tätigkeit und deren Rahmenbedingungen zu setzen. Die Befürchtung, dass die Motivation für den Arztberuf nachlässt und deshalb eine hohe Zahl an jungen Ärzten das deutsche Gesundheitssystem verlassen will, wird durch unsere Ergebnisse nicht bestätigt. Allerdings verändern sich die Vorstellungen und Erwartungen in Bezug auf den ärztlichen Beruf – nicht zuletzt durch dessen rasche Wandlung zum Frauenberuf.

Praktische Implikationen: Um auch in Zukunft die ärztliche Versorgung zu sichern, muss diesen Veränderungen Rechnung getragen werden – nicht nur in den Krankenhäusern, sondern auch mit neuen Strukturen und verbesserten Möglichkeiten ärztlicher Weiterbildung und angestellter Berufsausübung in der ambulanten Versorgung.