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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Zur Erfassung von psychosozialen Arbeitsbedingungen, Führungsqualität sowie Patienten- und Beschäftigten-bezogener Sicherheitskultur – Entwicklung des Fragebogens für die Studie „WorkSafeMed“

Meeting Abstract

  • Monika A. Rieger - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung, Tübingen, Deutschland
  • Antje Hammer - Universitätsklinikum Bonn, Institut für Patientensicherheit, Bonn, Deutschland
  • Edwin Luntz - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung, Tübingen, Deutschland
  • Martina Michaelis - Freiburger Forschungsstelle Arbeits- und Sozialmedizin (FFAS), Freiburg, Deutschland
  • Heidrun Sturm - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung, Tübingen, Deutschland
  • Peter Martus - Institut für Klinische Epidemiologie und angewandte Biometrie, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • Tanja Manser - Universitätsklinikum Bonn, Institut für Patientensicherheit, Bonn, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP112

doi: 10.3205/15dkvf202, urn:nbn:de:0183-15dkvf2024

Published: September 22, 2015

© 2015 Rieger et al.
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Text

Hintergrund: Ausgehend von den Ergebnissen der Pilotstudie „Arbeitsschutz- und Patientenbezogene Sicherheitskultur im Gesundheitsdienst“ (ABSK [1], [2]) untersucht die vom BMBF geförderte Studie „WorkSafeMed“ („Working conditions, safety culture and patient safety in hospitals: what predicts the safety of the medication process?“) den Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit bzw. Arbeitsbedingungen, Sicherheitskultur (sowohl Beschäftigten- als auch Patienten-bezogen), Fehlern in der Dokumentation des Medikationsprozesses (primäre Zielgröße) und unerwünschten Ereignissen (sekundäre Zielgröße) in zwei Universitätsklinika. Die Annahme ist, dass gute Arbeitsbedingungen und eine positive Patienten- bzw. Beschäftigtensicherheitskultur mit einer geringeren Häufigkeit von Fehlern im Medikationsprozess einhergehen und zu kürzeren Krankenhausaufenthaltsdauern/ weniger Todesfällen führen können.

Fragestellung: Es galt, einen Fragebogen zu entwickeln, der für die Befragung von ärztlichem und pflegerischem Personal in deutschen Krankenhäusern geeignet ist.

Methode: Ausgehend von Verteilungsmaßen und Charakteristika der Skalen aus dem ABSK-Fragebogen wurde auf einige Fragen aus der Pilotstudie verzichtet und andere hinzugenommen. Der WorkSafeMed-Fragebogen deckt folgende Themenfelder ab (in Klammern: validierte Instrumente): subjektive Angaben zu psychosozialen Arbeitsbedingungen und Beanspruchungen (COPSOQ) [3], Patientensicherheitskultur (HSOPS) [4] und – analog zu einzelnen HSOPS-Skalen selbst formulierte – Items zur Beschäftigten-bezogenen Sicherheitskultur („Twins“). In Erweiterung des ABSK-Fragebogens wurde der Aspekt der transformationalen Führung (FLQI) [5] und Erfahrungen mit Incident-Reporting-Systemen in den Fragebogen aufgenommen. Der Pretest erfolgte mittels Think-aloud-Technik bzw. über schriftliche Rückmeldung an beiden Universitätsklinika (n= 5 Ärzte, n= 6 Pflegende).

Ergebnisse: Im Pretest war die Akzeptanz des WorkSafeMed-Fragebogens sehr gut. Der Fragebogen enthält 161 Items zzgl. soziodemographischer Variablen. Die schriftliche Befragung in den beiden Universitätskliniken wird ab Mitte April 2015 durchgeführt. Angesprochen werden hierzu nahezu alle Ärzte und Pflegenden außerhalb von OPs, Intensivstationen, Funktionsabteilungen oder Ambulanzen.

Diskussion und Ausblick: Ausgehend von den Ergebnissen der ABSK-Studie ist mit einem Rücklauf von über 30% zu rechnen. Auf dem Kongress können erste Ergebnisse aus der explorativen Analyse der Befragungsergebnisse vorgestellt werden. Diese werden im Rahmen der Studie durch objektive Daten zu den Arbeitsbedingungen ergänzt (z.B. Case Mix Index, Arbeitszeiten der Beschäftigten). Die Qualität des Medikationsprozesses wird im zweiten Halbjahr 2015 durch einen Chart Review erhoben. Hierbei ist geplant, retrospektiv 25 Patientenakten pro Station standardisiert auf Fehler im Medikationsprozess zu sichten (z.B. Übertragungsfehler, fehlende Abzeichnung), Todesfälle und Dauer des Krankenhausaufenthaltes werden aus der Krankenhaus-Dokumentation erfasst. In der Korrelationsanalyse (Daten aus beiden Unikliniken) werden Assoziationen zwischen Befragungsergebnissen, Arbeitsbelastung und Fehlern im Medikationsprozess (primäre Zielgröße) bzw. Todesfällen oder Länge des Krankenhaus-Aufenthaltes (sekundäre Zielgröße) statistisch untersucht.

Praktische Implikationen: Die ermittelten Prädiktoren sollen in die Entwicklung von Best-practice-Beispielen einfließen und z.B. beim VUD (Verband der Universitätsklinika Deutschland), VPU (Verband der Pflegedirektorinnen und Pflegedirektoren der Universitätskliniken und Medizinischen Hochschulen Deutschlands) und der GQMG kommuniziert werden.

Förderung: Die Studie WorkSafeMed wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (FKZ 01GY1325A).


Literatur

1.
Luntz E, Rieger MA. Indikatoren für eine gute Umsetzung von Patientensicherheit und Arbeitsschutz auf Station. Internationaler Kongress Patientensicherheit; Basel; 2011. Stiftung Patientensicherheit Schweiz. Abstract-Band. 2011. S.42.
2.
Rieger MA, et al. Zusammenhang zwischen subjektiver Bewertung von Arbeitsschutz, Patientensicherheit sowie Arbeitsbedingungen und beobachtetem sicherheitsrelevantem Verhalten von Beschäftigten – Eine explorative Analyse in einem Krankenhaus der Maximalversorgung. 12. DKVF; Berlin; 2013. GMS Publishing House; 2013. DocKV14-215. DOI: 10.3205/13dkvf158 External link
3.
Nübling M, Stößel U, Hasselhorn HM, Michaelis M, Hofmann F. Measuring psychological stress and strain at work: Evaluation of the COPSOQ Questionnaire in Germany. GMS Psychosoc Med. 2006;3:Doc05. Available from: http://www.egms.de/en/journals/psm/2006-3/psm000025.shtml External link
4.
Sorra J, Nieva V. Hospital survey on patient safety culture. AHRQ Publication No 04-0041. Rockville, MD; 2004.
5.
Hammer A, et al. The relationship between transformational leadership and social capital in hospitals - a survey of medical directors of all German hospitals. JPHMP. 2012;18(2):175-80.