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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Sekundärdatenanalyse von Versorgungsverläufen bei Angsterkrankungen

Meeting Abstract

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  • Sandra Kowitz - LVR-Klinikum Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP107

doi: 10.3205/15dkvf197, urn:nbn:de:0183-15dkvf1972

Published: September 22, 2015

© 2015 Kowitz.
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Hintergrund: Verschiedene Studien belegen, dass Betroffene mit Angsterkrankungen eine intensive Inanspruchnahme des Versorgungssystems aufweisen, ohne dass eine adäquate Behandlung erfolgt. Als erster Ansprechpartner fungiert meist der Hausarzt, wobei in der Folge häufig eine Vielzahl an Fachdisziplinen konsultiert wird. Das Versorgungssystem in Deutschland ist hochkomplex und eine Vielzahl von Fachdisziplinen und Versorgungssektoren ist an der Versorgung von Angststörungen beteiligt. Eine aktuelle Versorgungsforschungsstudie befasst sich mit der Analyse von Versorgungsverläufen und dem Eintreten kritischer Ereignisse im Versorgungsverlauf.

Fragestellung: Die Untersuchung widmet sich der Frage, welche Eigenschaften Versorgungsverläufe von Betroffenen mit Angsterkrankungen aufweisen (Inanspruchnahme verschiedener Versorgungsbereiche und Fachdisziplinen im zeitlichen Verlauf, Wechsel zwischen den Bereichen und Disziplinen, Inanspruchnahmefrequenz etc.). und welche Charakteristika des Versorgungsverlaufs Einfluss auf das Eintreten kritischer Ereignisse im Versorgungsverlauf (Arbeitsunfähigkeit, Frühberentung, Mortalität) haben.

Methode: Datenbasis bilden die Sekundärdaten dreier Ersatzkassen (DAK, hkk; KKH-Allianz; insgesamt ca. 10 Mio. Versicherte im betrachteten Zeitraum) und der Deutschen Rentenversicherung Bund für die Jahre 2005–2007, die versichertenbezogen anonymisiert zusammengeführt wurden. Der den Analysen zugrunde liegende Datensatz umfasst die Versorgungsdaten von 744.742 Betroffenen, für die in den Jahren 2005–2007 mindestens eine Diagnose einer Angsterkrankung (F40/F41 gemäß ICD-10-GM) dokumentiert wurde (ambulante Behandlungsdiagnosen, stationäre Haupt- und Nebendiagnosen, Arbeitsunfähigkeitsdiagnosen).

Ergebnisse: Dargestellt werden Versorgungsverläufe bei Angsterkrankungen. Dabei beschreibt der Versorgungsverlauf die zeitliche Abfolge der Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen verschiedener Fachdisziplinen und verschiedener Versorgungsbereiche („Sektoren“). Zu den zu identifizierenden Charakteristika des Versorgungsverlaufs zählen z.B. die Anzahl der Inanspruchnahmen von bestimmten Fachdisziplinen im Zeitverlauf, die Häufigkeit des Wechsels zwischen Versorgungsbereichen (ambulant vs. stationär) und Fachdisziplinen und die Dauer der Behandlung. Dargestellt wird auch die Art der angewendeten ambulanten psychotherapeutischen und psychopharmakologischen Behandlungsmaßnahmen im zeitlichen Verlauf (Art, Dauer, Frequenz der einzelnen Behandlungsmaßnahmen). Ebenfalls wird dargestellt, welche Charakteristika des Versorgungsverlaufs einen signifikanten Einfluss auf das Eintreten kritischer Ereignisse im Versorgungsverlauf haben (Arbeitsunfähigkeit, Eintritt in Erwerbsminderungsrente, Mortalität). Dabei werden Patientencharakeristika (Alter, Geschlecht, Wohnort, psychische Komorbidität, somatische Komorbidität) als potentielle Kovariaten berücksichtigt. Es wird kritisch diskutiert, welche Implikationen sich hieraus zur optimalen Behandlungsplanung und interdisziplinären Zusammenarbeit bei der Versorgung von Angsterkrankungen ergeben, um die Häufigkeit des Eintretens der genannten kritischen Ereignisse zu minimieren und die Einschränkung der psychosozialen Funktionsfähigkeit der Patienten möglichst gering zu halten.

Diskussion: Vor allem im Hinblick auf Outcome-Parameter sind die in Sekundärdaten verfügbaren Informationen limitiert. Dennoch eignen sich Sekundärdaten aufgrund des Umfangs der nutzbaren Daten und der sektoren- und disziplinengreifenden Informationen für die Deskription des Versorgungsgeschehens und die Identifizierung von mit ungünstigen Outcomes assoziierten Faktoren.

Praktische Implikationen: Analysen von Versorgungsverläufen mittels Sekundärdaten können Optimierungspotential in der Versorgung aufzeigen, das im Rahmen des Qualitätsmanagements der medizinischen Versorgung und auch im Rahmen der Bedarfsplanung von Versorgungsangeboten berücksichtigt werden sollte.