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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Perinatalzentren.org: Ergebnisdaten von Krankenhäusern laienverständlich vermitteln

Meeting Abstract

  • Stefanie Erckenbrecht - Aqua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen, Göttingen, Deutschland
  • Teresa Thomas - Aqua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen, Göttingen, Deutschland
  • Tobias Herrmann - Aqua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen, Göttingen, Deutschland
  • Stefanie Konheiser - Aqua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen, Göttingen, Deutschland
  • Günther Heller - Aqua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen, Göttingen, Deutschland
  • Björn Broge - Aqua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen, Göttingen, Deutschland
  • Joachim Szecsenyi - Aqua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen, Göttingen, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP078

doi: 10.3205/15dkvf175, urn:nbn:de:0183-15dkvf1758

Published: September 22, 2015

© 2015 Erckenbrecht et al.
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Text

Hintergrund: Im Februar 2014 wurde die Webseite https://www.perinatalzentren.org erstmals veröffentlicht. Das Ziel dieser Seite ist es, die Versorgungsqualität von sehr kleinen Frühgeborenen unter 1.500 g in deutschen Perinatalzentren darzustellen. Sie ist ein Informationsportal für alle, die sich über die Behandlungsqualität von Frühgeborenen in den unterschiedlichen Perinatalzentren informieren sowie diese vergleichen möchten. Die Webseite richtet sich insbesondere an Eltern, die ein sehr kleines Frühgeborenes erwarten. Die Behandlungsergebnisse der Perinatalzentren werden für die Nutzer grafisch in Form von Balkendiagrammen aufgearbeitet. Im Rahmen einer Beauftragung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) wird die Webseite in diesem Jahr überarbeitet, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Laienverständlichkeit gelegt wird.

Fragestellung: Aus der Beauftragung durch den G-BA ergeben sich folgende Fragestellungen:

1.
Welche Voraussetzung muss eine Webseite im Sinne eines verständlichen Public Reporting von Gesundheitsinformationen erfüllen?
2.
Wie lassen sich diese auf der Webseite https://www.perinatalzentren.org umsetzen?

Methode: Die Beantwortung der Fragestellungen erfolgte in einem zweistufigen Verfahren. Zum einen bildete eine Literaturrecherche zur Laienverständlichkeit von Gesundheitsinformationen, insbesondere von Webseiten, die Basis für die Umgestaltung von https://www.perinatalzentren.org. Die Erkenntnisse aus der Literatur wurden in Form einer Checkliste zusammengefasst und dienten als konkrete Handlungsanleitung für die Überarbeitung der Seite. Zum anderen erfolgte parallel eine Online-Befragung, die sich an verschiedene Zielgruppen richtete. Die Fragen bezogen sich auf alle Teile der Webseite hinsichtlich ihrer Verständlichkeit für Laien und beinhalteten sowohl geschlossene, als auch offene Fragen. In der Umfrage wurden einerseits Experten, die Mitglieder der Bundesfachgruppe Perinatalmedizin, andererseits aber auch Laien befragt. Letztere waren Eltern von Frühgeborenen, die über die Patientenvertreter der Bundesfachgruppe kontaktiert wurden und Studenten des Masterstudiengangs Medizinisches Informationsmanagement an der Medizinischen Hochschule Hannover, die sich im Studium auch thematisch mit der Qualitätsbeurteilung medizinischer Information im Internet beschäftigen.

Ergebnisse: Unter Einbeziehung der Ergebnisse der Online-Befragung, sowie auf Basis der Checkliste wurde die Webseite überarbeitet. Berücksichtigt wurden hierbei einerseits Veränderungen des Layouts, durch Satzbau und –länge und eine selektive Auswahl von Informationen, aber auch inhaltliche Veränderungen. Ein besonderes Augenmerk lag hierbei auf der Laienverständlichkeit der Balkendiagramme, die dem Nutzer die Qualitätsergebnisse der Krankenhaussuche aufzeigen. Hierfür wurde beispielsweise ein Leitfadenelement entwickelt, welches den Besuchern die Ergebnisse der Krankenhaussuche mittels Beispielen die Ergebnisse der unterschiedlichen Qualitätsindikatoren erläutert. Zusätzlich wurden bestimmte Begriffe, wie z.B. Risikoadjustierung erklärt. Des Weiteren entstand ein auf der Startseite zugänglicher Link zu häufig gestellte Fragen, der den Nutzer in diesen Bereich verlinkt. Hier werden wichtige Fragen zum Verständnis der Webseite, beispielsweise die Definition eines sehr kleinen Frühgeborenen beantwortet.

Diskussion: Die Schwierigkeit bei der laienverständlichen Aufbereitung von Gesundheitsinformationen, insbesondere von komplexen Thematiken, wie der der Darstellung risikoadjustierter Qualitätsdaten, besteht in einer methodisch und fachlich korrekten und vollständigen Darstellung, die dennoch laienverständlich ist. Die Webseite soll einerseits die Nutzer, insbesondere die werdenden Eltern, objektiv, vollständig und sachlich informieren, aber sie auch nicht überfordern mit zu komplexen Sachzusammenhängen, die möglicherweise eine abschreckende Wirkung haben.

Praktische Implikation: Die patientengerechte Aufarbeitung von Ergebnissen der Qualitätssicherung und evidenzbasiertem Wissen ist eine zentrale Aufgabe des Gesundheitssystems. Die Webseite www.perinatalzentren.org ist ein Pilotprojekt für die transparente Darstellung von Ergebnisqualität auf Basis von Daten der externen stationären Qualitätssicherung für Patienten. Sie soll als Grundlage für weitere Projekte des Public Reporting von Qualitätsinformationen im Gesundheitswesen dienen.