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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Routineversorgung der Psoriasis unter Genderaspekten – Ergebnisse aus 2.392 Tagen PsoBest

Meeting Abstract

  • Franca Wiemers - Dermatologische Praxis , Leipzig, Deutschland
  • Ulrike Wiemers - Dermatologische Praxis , Leipzig, Deutschland
  • Matthias Augustin - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, CVderm, Hamburg, Deutschland
  • Christina Spehr - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, CVderm, Hamburg, Deutschland
  • Stephan Jeff Rustenbach - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, CVderm, Hamburg, Deutschland
  • Ulrich Mrowietz - Universitätsklinik Kiel, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Kiel, Deutschland
  • Klaus Strömer - Dermatologische Praxis Mönchengladbach, Mönchengladbach, Deutschland
  • Marc Radtke - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Compentenzzentrum Versorgungsforschung in der Dermatologie (CVderm), Hamburg, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP068

doi: 10.3205/15dkvf158, urn:nbn:de:0183-15dkvf1586

Published: September 22, 2015

© 2015 Wiemers et al.
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Text

Hintergrund: Das deutsche Psoriasisregister PsoBest beobachtet seit 2008 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis bei Ersteinstellung auf ein Biologikum oder konventionelles Systemtherapeutikum für 10 Jahre unter Routinebedingungen. Ziel des Registers ist die Beurteilung von Langzeitsicherheit und -wirksamkeit verschiedener Therapeutika ohne die Einschränkungen einer klinischen Studie.

Fragestellung: Ziel der vorliegenden Studie war die Charakterisierung der Patienten unter Gender-Gesichtspunkten. Diese umfasste sowohl klinische Parameter als auch patientenberichtete Endpunkte.

Methode: Am PsoBest-Register beteiligen sich deutschlandweit insgesamt 64 Kliniken und 604 niedergelassene dermatologische Praxen. Die Fragebogenerhebung erfolgt im Abstand von ca. 3 Monaten beim Facharzt und in postalischen Zwischenerhebungen unter volljährigen Patienten mit Psoriasis vulgaris bei Ersteinstellung auf ein konventionelles Systemtherapeutikum oder Biologikum.

Es erfolgte die deskriptive und konfirmatorische Analyse der Daten im Geschlechtervergleich aller bis zum 30.06.2014 erfassten 3.322 Patienten. Für diese Patienten lag zum Auswertungszeitpunkt mindestens eine Folgeinformation vor.

Ergebnisse: Bis zum 30.06.2014 wurden überwiegend männliche Patienten in das Register eingeschlossen (59,5%). Die 40,5% Frauen waren im Vergleich zu den Männern im Mittel etwas älter (48,1 vs. 46,8 Jahre) und länger erkrankt (19,0 vs. 16,9 Jahre, p≤0,001). Mit 21,9% zeigten weibliche Patienten eine erhöhte Rate im Hinblick auf Gelenkbeteiligung (vs. 17,0% bei männlichen Patienten, p≤0,001). Sie litten an einer stärkeren Beeinträchtigung der Lebensqualität (DLQI 12,0 vs. 10,4, p≤0,001) und empfanden ihre Behandlung häufiger als Belastung (39,3% vs. 28,2%, p≤0,001). Jede fünfte Patientin benötigte für ihre Behandlung mehr als 30 Min. am Tag (20,8% vs. 17,2%, p≤0,01). Männer litten häufiger an einer Nagelbeteiligung (60,0% vs. 40,9%, p≤0,001) und wiesen einen höheren mittleren Schweregrad der Psoriasis auf (PASI 15,1 vs. 13,4, p≤0,001). Bei männlichen Patienten wurden häufiger Biologika verordnet (35,1% vs. 31,2%, p≤0,001). Hinsichtlich BMI (28,3) und Arbeitsunfähigkeit aufgrund der Psoriasis (8,9 Tage/Jahr) zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

Obwohl sowohl Männer als auch Frauen regelmäßig Haut- und Hausärzte aufsuchten (88,9% bzw. 43,6% mit mind. einem Besuch pro Jahr beim entsprechenden Facharzt), gaben 40,8% der Patienten bei Einschluss in das Register an, mit ihrer bisherigen Behandlung nicht zufrieden gewesen zu sein.

Nach bereits drei Monaten in PsoBest sank dieser Anteil unzufriedener Patienten auf 13,9%. Die erlebte Zufriedenheit unterschied sich dabei nicht zwischen Männern und Frauen (83,8% vs. 81,2% zufriedene Patienten nach 3 Monaten). Nach dem ersten Beobachtungsjahr geben nur noch 12,9% der Patienten an, mit ihrer Behandlung sehr oder eher unzufrieden zu sein.

Diskussionen: Bei der Interpretation patientenberichteter Endpunkte sollte berücksichtigt werden, dass die jeweiligen Angaben zu unterschiedlichen Zeiten und damit auch zu unterschiedlichen Markt- und Informationsmöglichkeiten erhoben wurden. Die Einschätzungen hinsichtlich Lebensqualität oder Belastung könnten alleine durch den Geschlechtsaspekt beeinflusst sein. Die Steigerung der erlebten Zufriedenheit der Patienten nach Registerbeitritt könnte zum Teil auch durch die erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber den Patienten erklärt werden.

Praktische Implikationen: Männer und Frauen weisen bezüglich klinischer Psoriasis-Merkmale und der Versorgung zahlreiche Unterschiede auf. Diese Unterschiede gilt es zur Optimierung der (erlebten) Versorgung zu erkennen, die von den Patienten überwiegend positiv bewertet wird.