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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Erfassung von unerwünschten Ereignissen in deutschen Krankenhäusern: Reliabilität und Validität routinedatenbasierter Verfahren

Meeting Abstract

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  • Christina Maass - BQS Institut für Qualität und Patientensicherheit, Düsseldorf, Deutschland
  • Silke Kuske - Heinrich Heine-Universität Düsseldorf/ Deutsches Diabetes Zentrum, Düsseldorf, Deutschland
  • Matthias Schrappe - Universität zu Köln , Köln, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocFV28

doi: 10.3205/15dkvf139, urn:nbn:de:0183-15dkvf1398

Published: September 22, 2015

© 2015 Maass et al.
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Hintergrund: Zur Verbesserung der Patientensicherheit im Krankenhaus ist eine zuverlässige Messung unerwünschter Ereignisse (UE) unabdingbar. Sowohl die Daten aus Krankenakten (klinische Daten) oder der Routinedatenerfassung (Routinedaten) stehen zur Verfügung. Dennoch ist unklar, wie reliabel und valide Indikatoren basierend auf Routinedaten im Vergleich zu klinischen Daten messen.

Fragestellung: Die Fragestellung der Studie lautete darum wie folgt: Wie sieht die Reliabilität und Validität von Indikatoren zur Messung von UE basierend auf Routinedaten im Vergleich zu klinischen Daten aus?

Methode: Durchführung einer retrospektiv angelegten Querschnittstudie, in der die Aktenrecherche zur Erfassung klinischer Daten als Goldstandardverfahren festgelegt wurde. Dies wurde mit Daten der Routinedatenerfassung an 3000 Fällen verglichen. Hierzu wurden acht Patientensicherheitsindikatoren verwendet: Dekubitus, Katheterassoziierte Infektionen, postoperative respiratorische Insuffizienz, postoperative tiefe Beinvenenthrombose, nosokomiale Pneumonie, postoperative Wundinfektion, akutes Nierenversagen und akuter Myokardinfarkt. Die Reliabilität (Cohen´s Kappa) wurden nach der Wilson Score Methode berechnet und die Sensitivität, Spezifität sowie der positive Vorhersagewert (PPV) unter Berücksichtigung eines 95% Konfidenzintervalls.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 456 UE im Aktenrechercheverfahren und 171 auf Basis der Routinedaten identifiziert. Durch beide Verfahren wurden 135 identische UE identifiziert. Die Sensitivität im Hinblick routinedatenbasierter Erfassung von UE lag zwischen 6 % und 100 %. Die Spezifität lag zwischen 99 % und 100 %. Die Reliabilität variierte zwischen 12 % und 85 %. Der PPV lag zwischen 33 % und 100 %.

Diskussion: Die Ergebnisse routinedatenbasierter Indikatoren unterschieden sich stark von denen basierend auf klinischen Daten. Der hohe positive Vorhersagewert einiger routinedatenbasierter Indikatoren weist auf deren Nutzen für die Erfassung von UE hin. Dennoch wird auch die Verwendung von klinischen Daten vor dem Hintergrund der Ergebnisse empfohlen. Darüber hinaus gab die hohe Spezifität der acht Patientensicherheitsindikatoren einen Hinweis auf deren Eignung zur Messung der UE. Die variierende Sensitivität kann in manchen Fällen (z.B. Indikator akuter Myokardinfarkt) auf Definitionsdefizite im Zähler hinweisen.

Praktische Implikationen: Für die reliable und valide Messung von UE wird eine Kombination der Datenerfassung aus Krankenakten und der Routinedatenerfassung empfohlen. Bestehende Indikatoren benötigen aufgrund der stark variierenden Sensitivitätswerte weitere Entwicklung.