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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Akzeptanz von klinischen Studien in der Palliativmedizin

Meeting Abstract

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  • Steffen Simon - Zentrum für Palliativmedizin, Uniklinik Köln, Köln, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocV84

doi: 10.3205/15dkvf024, urn:nbn:de:0183-15dkvf0247

Published: September 22, 2015

© 2015 Simon.
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Hintergrund: Palliativmedizin verfolgt das Ziel der bestmöglichen Lebensqualität für Patienten mit einer nicht heilbaren und lebensbedrohlichen Erkrankung durch die effektive Linderung belastender Symptome sowie einer unterstützenden Begleitung. Die Evaluation der Wirksamkeit von palliativmedizinischen Interventionen kann nur durch kontrollierte, klinische Studien erfolgen, von denen es weiterhin zu wenige gibt.

Fragestellung: Ermittlung und Beschreibung der Akzeptanz von klinischen Studien in der Palliativmedizin aus der Sicht von Palliativpatienten, die zur Teilnahme an einer randomisiert-kontrollierten, klinischen Pilotstudie mit dem Vergleich von zwei Medikamenten zur Linderung von Atemnotattacken angefragt wurden.

Methode: Qualitative, explorative Studie mit ausführlichen, leitfadengestützten und persönlichen Interviews. Es wurde nach den Beweggründen für die Zustimmung bzw. Ablehnung der konkreten Studie gefragt, sowie nach den Bedürfnisse und Wünschen für hypothetisch (zukünftige) klinische Studien bzgl. der Studiengestaltung. Die Interviews wurden auf Tonband aufgenommen, pseudonymisiert transkribiert und anschließend anhand der Framework Analyse ausgewertet (Ritchie/Lewis).

Ergebnisse: Es konnten sechs Patienten (3x Zustimmung/3x Ablehnung) interviewt werden mit einem mittleren Alter von 65 Jahren (SD 12), 3/6 weiblich, alle mit einer metastasierten Krebserkrankung. Die Bereitschaft, zukünftigen Patienten durch die Teilnahme an einer klinischen Studie zu helfen (Altruismus) ist bei Patienten mit einer lebenslimitierenden Erkrankung hoch und ein wichtiger Beweggrund für eine Zustimmung zu einer Studienteilnahme. Insbesondere der Eigennutzen durch eine Studienteilnahme (z.B. Hoffnung auf bessere Symptomlinderung, zusätzliche Informationen über Erkrankung und Symptome, stärkere Wahrnehmung/Beachtung der eigenen Beschwerden durch die Behandler, zusätzliche Gespräche) wurde betont. Die eigene körperliche Verfassung (Kraft, Kognition) und die Studienanforderungen sind entscheidende Kriterien für die Teilnahme-Entscheidung. Eine ausführliche, offene und ehrliche Aufklärung in einer ruhigen Atmosphäre mit einer realistischen Abschätzung von Nutzen und Belastungen einer Studienteilnahme trägt zu einer erfolgreichen Rekrutierung bei.

Diskussion und praktische Implikationen: Nutzen und Belastungen müssen bei jeder Studie gut abgewägt werden, wobei der Nutzen durch eine Studienteilnahme gerade auch für Patienten mit einer lebenslimitierenden Erkrankung betont werden sollte. Klinische Studien (insbesondere Medikamentenstudien) in der Palliativmedizin sollten den geringstmöglichen Aufwand haben und besonderen Wert auf eine gute Aufklärung mit einer angemessenen Beschreibung von Nutzen und Belastungen gelegt werden.