gms | German Medical Science

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Die Rolle des Zahnarztes bei der Mundgesundheit aus der Sicht der Bevölkerung. Ergebnisse der Baseline zur Präventionskampagne „Gemeinsam gegen Mundkrebs in Schleswig-Holstein“

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Katrin Hertrampf - Klinik für Mund-, Kiefer-, und Gesichtschirurgie UKSH Kiel, Kiel, Germany
  • presenting/speaker Eva Baumann - Universität Bielefeld, Bielefeld, Germany
  • Michael Koller - Universitätsklinikum Regensburg, Zentrum für Klinische Studien, Regensburg, Germany
  • Hans-Jürgen Wenz - Klinik für Zahnärztl. Prothetik UKSH Kiel, Kiel, Germany
  • Helmut Scherer - Hochschule f. Musik, Theater und Medien, Hannover, Germany
  • Björn Möller - Klinik für Mund-, Kiefer-, und Gesichtschirurgie UKSH Kiel, Kiel, Germany
  • Jörg Wiltfang - Klinik für Mund-, Kiefer-, und Gesichtschirurgie UKSH Kiel, Kiel, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO5-2-04-62

doi: 10.3205/13dkvf305, urn:nbn:de:0183-13dkvf3054

Published: October 25, 2013

© 2013 Hertrampf et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Hintergrund: Bei mehr als 13.000 Menschen wird in Deutschland jedes Jahr die Diagnose Tumor in der Mundhöhle und im Rachenraum gestellt. Eigene Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe innerhalb Schleswig-Holsteins zeigten, dass der Tumor der Mundhöhle nahezu unbekannt ist und ein Informationsdefizit hinsichtlich Symptomen, Anzeichen und Risikofaktoren besteht. Basierend auf diesen Ergebnissen wurde eine qualitative Analyse zur Identifikation von Botschaften und Kommunikationskanälen für eine Präventionskampagne durchgeführt und der bestehende Fragenkatalog dahingehend ergänzt. Diese Ergänzung und auch um Effekte auf das Individuum durch externe Einflüsse kontrollieren zu können, machte eine Nullmessung im März 2012 unmittelbar vor Kampagnenstart erforderlich. Da es sich basierend auf der Zielgruppenanalyse, um eine insbesondere auf ältere Bevölkerungsgruppen gerichtete Kampagne handelt, wurden für diese Messung Probanden 50 Jahre und älter in die Stichprobe einbezogen.

Methodik: Im März 2012 erfolgte die Ziehung einer repräsentativen Stichprobe (n=500) nach einer systematischen Zufallsauswahl (ADM-Telefonstichprobe) und wurde als computergestütztes telefonisches Interview (CATI-Methode) durch ein Meinungsforschungsinstitut realisiert. Der Fragenkatalog bestand neben Fragen zum Kenntnisstand zu Anzeichen, Symptome und Risikofaktoren bei diesem Tumor weiterführend aus Fragen zur Betroffenheit, zu Berührungsängsten, Unsicherheiten und Schwellenängsten in Bezug auf Krebs und spezifisch zu Tumoren der Mundhöhle und soziodemographische Fragen. Weiterführende Fragen dienten dazu, die Hintergründe des geringen Wissenstands und Problembewusstseins über diesen Tumor sowie die Wahrnehmung der Präventionsmöglichkeiten und die Rolle der involvierten Berufsgruppen zu eruieren. Bei der Auswertung wurden fünf Items zum Wissenstand als Grundlage genommen, die in einer Pilotstudie (n=73) bei etwa zwei Drittel der Befragten (Probanden aus der Bevölkerung, der Risikogruppe, der Berufsgruppe und Studierende der Zahnmedizin) als heutiges Allgemeinwissen zum Kenntnisstand und zu Risikofaktoren bei Krebs, spezifisch bei Mundkrebs angegeben wurden. Anhand dieser Auswertung wurde der Fragenkatalog der Nullmessung in drei Gruppen unterteilt: niedriger, mittlerer und höherer Kenntnisstand und ausgewertet.

Ergebnisse: Probanden mit einem niedrigeren Allgemeinwissen zu Krebs und spezifisch zu Mundkrebs wiesen anhand der soziodemographischen Faktoren einen bildungsfernen Hintergrund auf. Sie gaben als Grund für einen Zahnarztbesuch innerhalb der letzten sechs Monate den Kontrolltermin (79%), akute Beschwerden (26%) und mit nur 16% die professionelle Zahnreinigung an. Probanden mit höherem Wissensstand wiesen einen höheren Bildungsstand auf und gaben ebenfalls mehrheitlich den Kontrolltermin (77%) als Grund für den Zahnarzttermin an. Allerdings gaben weniger akute Beschwerden (18%) und ein höherer Anteil die professionelle Zahnreinigung (29%) an. Etwas zwei Drittel aller Probanden denkt, dass in dieser zahnärztlichen Kontrolluntersuchung auch die Mundschleimhäute inspiziert werden. Deutlich weniger als ein Viertel aller Probanden nahm an, dass diese Untersuchung schon bei ihnen durchgeführt wurde. Die Mehrzahl dieser Probandengruppe sieht den Zahnarzt als erste Ansprechperson diese Untersuchung durchzuführen. Bei Problemen oder Beschwerden mit den Mundschleimhäuten sehen 55% der Probanden mit bildungsfernen Hintergrund und 38% mit höherem Bildungsstand den Zahnarzt als erste Kontaktperson, gefolgt vom Hausarzt für beide Gruppen.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigten, dass hinsichtlich der Wahrnehmung der zahnärztlichen Kontrolluntersuchungen kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen besteht. Ältere Menschen mit bildungsfernem Hintergrund nehmen weniger zahnärztliche Zusatzangebote wahr und gaben als Grund mehr akute Beschwerden für einen Zahnarztbesuch an. Bei beiden Gruppen nimmt der Zahnarzt bei der Mundschleimhautuntersuchung als auch bei Probleme und Beschwerden eine Schlüsselrolle ein.