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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Wissensaustausch über Maßnahmen zu Patientensicherheit: Das EU-Projekt Joint Action on Patient Safety and Quality of Care (PaSQ JA)

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Martina Lietz - Institut für Patientensicherheit, Bonn, Germany
  • Constanze Lessing - Institut für Patientensicherheit, Bonn, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO5-1-09-54

doi: 10.3205/13dkvf299, urn:nbn:de:0183-13dkvf2993

Published: October 25, 2013

© 2013 Lietz et al.
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Hintergrund: Laut Empfehlungen der Europäischen Kommission (Council Recommendations von 2009) sind Vernetzung und gemeinsames Lernen ein Schlüsselelement für die erfolgreiche Verbreitung von Maßnahmen und Verfahren zu Patientensicherheit. Das EU-Projekt PaSQ JA befasst sich mit Maßnahmen zu Patientensicherheit (Patient Safety Practices [PSPs]) und systembasierten Praktiken bezüglich Qualität in der Gesundheitsversorgung (Good Organizational Practices [GOPs]), die erfolgreich in den einzelnen EU-Mitgliedsländern implementiert worden sind.

Das Projekt ermöglicht den Teilnehmern, sich über solche Maßnahmen anderer Länder zu informieren. Neben der Erfassung dieser Patientensicherheitsmaßnahmen stehen auch die Methoden des Wissensaustauschs (Exchange Mechanisms [EMs]) zwischen den Ländern im Fokus des Projektes. Ziel ist es, ein nachhaltiges europäisches Netzwerk aufzubauen. Das Projekt richtet sich hierbei an Health Professionals, Qualitätsmanager in Kliniken und weitere Akteure im Gesundheitswesen. An dem PaSQ JA Projekt sind 62 Organisationen aus 29 Ländern beteiligt.

Methodik: Das auf drei Jahre angelegte Projekt (April 2012 bis März 2015) durchläuft mehrere Phasen: in der ersten Phase wurde eine fragebogengestützte Datenerhebung online auf der Projekt-Homepage (www.pasq.eu) durchgeführt, um PSPs und GOPs europaweit möglichst umfangreich zu erfassen. Hierbei sind PSPs auf lokaler Ebene angesiedelt (z.B. im Krankenhaus oder in einer Praxis), während GOPs auf regionaler oder nationaler Ebene implementiert sind. Gemeldete Praktiken wurden anschließend in der zweiten Phase vermittels eines Scoring Systems in Bezug auf folgende Kriterien evaluiert: Neuheit/Einzigartigkeit, Sicherheit, Effektivität, Übertragbarkeit auf andere Institutionen und Länder sowie empfundener Bedarf, über diese Praktiken mehr zu erfahren. Die Praktiken mit der höchsten Punktzahl wurden für einen anschließenden Wissensaustausch ausgewählt und Gastgeberländer und interessierte Teilnehmer anderer Länder für den Wissensaustausch über diese Themen einander zugeordnet. Schließlich wurden die Methoden (EMs) für den Wissensaustausch ausgewählt, wie z.B. Meetings, Workshops, Placement, Kurse oder Twinning. In der dritten Phase erfolgt bis 2015 der Wissensaustausch zu den ausgewählten PSPs und GOPs. Eine abschließende Evaluation des Wissensaustauschs wie auch der angewendeten EMs wird vermittels einer weiteren Befragung durchgeführt werden.

Ergebnisse: Während der Datenerfassung von November 2012 bis März 2013 wurden insgesamt 348 PSPs und 118 GOPs gemeldet. Diese Daten stehen neben teilnehmenden Partnern auch weiteren interessierten Akteuren in einer öffentlich zugänglichen Online-Datenbank auf einer Wiki-Plattform der Projekt-Homepage zur Verfügung. Diejenigen, die die PSPs oder GOPs gemeldet haben, werden als Experten genannt, hierbei werden auch ihre Kontaktdaten angegeben, so dass eine direkte Kontaktaufnahme zu einem weiteren Informationsaustausch möglich ist. PSPs wurden zu 28 verschiedenen Kategorien gemeldet, hierbei waren Patient Identification, Infection Control und Communication die am häufigsten genannten Themen. Großes Interesse, mehr über spezielle PSPs zu erfahren, bestand besonders für die Kategorien Handover Situations/Transfer of Patient, Patient Involvement, Patient Education und Communication. GOPs wurden unter 18 verschiedenen Kategorien gemeldet, Accreditation, Quality Improvement Project und Clinical Guidelines or Pathways waren dabei die am häufigsten genannten Themen. Bei den GOPs bestand für viele Themen ein ausgeprägtes Interesse, mehr über sie zu erfahren. Das größte Interesse bestand für die Kategorien Accreditation, Patient Empowerment, Patient Involvement und Patient Safety Systems, weiterhin für qualitätsbezogene Themen wie Quality Improvement Project, Quality Indicators und Quality Management System. Ebenfalls großes Interesse bestand für die Kategorien Audit Systems, Clinical Risk Management und Incident Reporting and Learning System.

19 Mitgliedsstaaten erklärten sich bereit, als Gastgeberland für den geplanten Wissensaustausch zu den von ihnen gemeldeten Praktiken (PSPs und GOPs) zu fungieren.

Im Rahmen des Kongresses werden erste Ergebnisse hinsichtlich der bevorzugten PSPs und GOPs sowie der getesteten Methoden zur Umsetzung des Wissensaustauschs (EMs) dargelegt und diskutiert.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die gute Resonanz auf das Projekt zeigt das hohe Interesse an einem internationalen Wissensaustausch. Das Projekt stellt für alle Health Professional Berufsgruppen sowie Qualitätsmanager im Gesundheitswesen eine gute Möglichkeit dar, sich europaweit über Projekte zu Patientensicherheit und zu Qualität im Gesundheitswesen zu informieren und hierbei nachhaltig Expertennetzwerke aufzubauen.