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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Welche Facharztausbildung streben Medizinstudierende in Dresden an?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Axel Bartels - Bereich Allgemeinmedizin/Universitätsklinikum C. G. Carus, Dresden, Germany
  • Henna Riemenschneider - Bereich Allgemeinmedizin/Universitätsklinikum C. G. Carus, Dresden, Germany
  • Michael Nitschke-Bertaud - Bereich Allgemeinmedizin/Universitätsklinikum C. G. Carus, Dresden, Germany
  • Karen Voigt - Bereich Allgemeinmedizin/Universitätsklinikum C. G. Carus, Dresden, Germany
  • Antje Bergmann - Bereich Allgemeinmedizin/Universitätsklinikum C. G. Carus, Dresden, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO5-1-04-103

doi: 10.3205/13dkvf294, urn:nbn:de:0183-13dkvf2948

Published: October 25, 2013

© 2013 Bartels et al.
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Text

Hintergrund: Untersuchungen zu Präferenzen der Facharztausbildung Medizinstudierender im deutschsprachigen Raum stellten Geschlechtsunterschiede für bestimmte Facharztrichtungen fest. Männer präferierten chirurgische Fächer, Frauen dagegen häufiger die Gynäkologie und Pädiatrie [1], [2], [3]. Eigene fachliche Interessen und die Arbeitsbedingungen wurden dabei seitens der Studierenden für die Wahl der Facharztrichtung als Gründe genannt [1]. Dabei variierten die Präferenzen der Facharztausbildung im Studienverlauf [3], [4].

Als erstes soll untersucht werden, inwiefern sich die Weiterbildungspräferenzen Medizinstudierender in Dresden mit denen anderer Untersuchungen vergleichen lassen [1], [2], [3], [4]. Als zweites soll ein Vergleich der Weiterbildungspräferenzen Medizinstudierender mit der aktuellen Ärztestruktur [5] vorgenommen werden, um ggf. Diskrepanzen in der Versorgung mit Fachärzten aufzuzeigen.

Methodik: Die Datenerhebung erfolgte mittels eines teilstandardisierten Fragebogens im Rahmen einer Querschnittsstudie zum Gesundheitsverhalten Studierender der TU Dresden vom April bis Juli 2012. Daran nahmen 587 (85,4 %) von insgesamt 687 Medizinstudierenden des zweiten, sechsten und zehnten Semesters freiwillig und anonym teil. Der Auswertung der Weiterbildungspräferenzen standen 520 Fälle zur Verfügung. Die Daten wurden mittels SPSS deskriptiv analysiert und Gruppenunterschiede mittels Chi-Quadrat-Tests mit einer Alphafehler-Adjustierung (Bonferroni) überprüft. Da die Missingrate bei über zehn Prozent lag, wurde zudem eine Missinganalyse durchgeführt.

Ergebnisse: Es zeigten sich Geschlechtsunterschiede in den Weiterbildungspräferenzen. Semesterübergreifend präferierten männliche Studierende im Vergleich zu ihren weiblichen Kommilitonen signifikant häufiger die Anästhesiologie und Chirurgie (p ≤ .00625). Weibliche Studierende präferierten signifikant häufiger die Pädiatrie und Gynäkologie (p ≤ .00625). Innerhalb der Semester zeigten sich keine signifikanten, aber deskriptive Unterschiede. Die Missingrate der Weiterbildungspräferenzen über alle Semester betrug 10,2 % (60/587). Auch hier ergaben sich keine Geschlechtsunterschiede innerhalb und zwischen den Semestern, wobei die Anzahl der Missings im zehnten Semestern um die Hälfte niedriger als im zweiten und sechsten Semester war. Vergleichend zur Facharztverteilung aktuell berufstätiger Ärztinnen und Ärzte (Stand: 31.12.2011) zeigte sich, dass die Anzahl der Präferenzen für die Pädiatrie und Neurologie ca. zwei- bis viermal höher als die Anzahl der derzeit dort berufstätigen Ärztinnen und Ärzte war. Das Verhältnis der Präferenz für die Allgemeinmedizin und den aktuell arbeitenden Allgemeinmedizinern lag bei ca. drei zu vier.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der Geschlechtsunterschiede in den jeweiligen Weiterbildungspräferenzen reihen sich in die aktuellen Forschungsergebnisse ein [1], [2], [3]. Zum Ende des Studiums geben mehr Studierende einen konkreten Weiterbildungswunsch an. Im Vergleich der Weiterbildungspräferenzen im zehnten Semester zur Facharztverteilung aktuell berufstätiger Ärztinnen und Ärzte zeigt sich, dass die Präferenz der Pädiatrie und Neurologie bei den Studierenden in Bezug zum aktuellen Bedarf an Fachärzten stark überrepräsentiert sind, währenddessen die Allgemeinmedizin unterrepräsentiert ist. Demnach bestätigt sich, dass die Allgemeinmedizin Nachwuchsprobleme hat [3].

Die weiterhin bestehende Problematik von präferierten weiterbildenden Facharztrichtungen stellt für die Planung/Organisation einer bedarfsgerechten fachärztlichen Versorgung der Bevölkerung aktuell und zukünftig eine Herausforderung dar. Daher ist es wichtig die Ursachen der Weiterbildungspräferenzen näher zu untersuchen, mögliche Einflüsse auf die Weiterbildungspräferenz zu steuern und strukturelle Hindernisse, wie bspw. Arbeitsbedingungen zu verändern.


Literatur

1.
Gedrose B, et al. Haben Frauen am Ende des Medizinstudiums andere Vorstellungen über Berufstätigkeit und Arbeitszeit als ihre männlichen Kollegen? Ergebnisse einer multizentrischen Befragung. Dsch Med Wochenschr (eFirst). 2012. DOI: 10.1055/s-0032-1304872. External link
2.
Gibis B, et al. The career expectations of medical students: findings of a nationwide survey in Germany. Dtsch Arztebl Int. 2012;109(18):327-32.
3.
Heinz A, Jacob R. Medizinstudenten und ihre Berufsperspektiven. In welcher Facharztrichtung, wo und wie wollen sie arbeiten? Bundesgesundheitsblatt. 2012;55:245-53.
4.
Götz K, et al. Berufswunsch planungssicherer Arbeitsplatz. Ergebnisse einer Online-Befragung unter Medizinstudierenden. Dsch Med Wochenschr. 2011;136:253-7.
5.
Bundesärztekammer. Ärztestatistik. 2012. Verfügbar unter: http://www.bundesaerztekammer.de/downloads/Stat11Abbildungsteil1.pdf (letzter Aufruf 13.05.13) External link