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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Konzeptuelle Überlegungen zu einem standardisierten Outcome-Protokoll nach Konversion einer Kniegelenksarthrodese in eine Kniegelenksendoprothese

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Andreas Becker - Vivantes AVK Orthopädie, Berlin, Germany
  • presenting/speaker Michael Koller - Universitätsklinikum Regensburg, Zentrum für Klinische Studien, Regensburg, Germany
  • Heino Kienapfel - Vivantes AVK Orthopädie, Berlin, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO4-3-10-278

doi: 10.3205/13dkvf289, urn:nbn:de:0183-13dkvf2897

Published: October 25, 2013

© 2013 Becker et al.
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Hintergrund: Die Konversion von zuvor versteiften Kniegelenken (Kniegelenksarthrodese) in eine funktionstüchtige Kniegelenksendoprothese stellt ein relevantes Gesundheitsproblem dar. Einerseits ermöglicht die Arthrodese eine stabile Versorgung im Rahmen von komplexen Kniegelenksverletzung, Infektionen oder fehlgeschlagenen endoprothetischen Versorgung. Auf der anderen Seite geht die Einsteifung neben dem zwangsläufigen Funktionsverlust des Kniegelenkes mit einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität einher. Auch Schmerzen können als Folge einer vermehrten Belastung anderer Anteile des Bewegungsapparates auftreten. Viele Betroffene hoffen auf eine Verbesserung des Gesundheitszustandes durch ein komplexes Konversionsverfahren [1], [2].

Dementsprechend ist es wichtig, ein Evaluationskonzept zu entwickeln, dass sowohl der Kniegelenksarthrodese als auch der Kniegelenksendoprothese gerecht wird.

Methodik: Zunächst wurde eine Analyse der relevanten und etablierten Scores zur Erhebung von Erkrankungen des Kniegelenks durchgeführt. Anschließend erfolgte durch ein Expertenteam (2 Kliniker, 1 Methodiker) eine Rangreihung der untersuchten Einzelitems.

Es wurden Items, die

1.
keinen Krankheitszustand,
2.
eine Kniegelenksendoprothese und
3.
eine Kniegelenksarthrodese bevorteilen, differenziert.

Beispielsweise führt die Bewertung des Bewegungsausmaßes zwangsläufig zu einem vergleichsweise schlechteren Ergebnis der Kniegelenksarthrodese, selbst wenn eine erhebliche Bewegungseinschränkung im Alltag zu größeren Problemen führt als eine Einsteifung [2], [3], [4]. Die Bewertung der Stabilität hingegen bevorteilt die Kniegelenksarthrodese [3], [4].

Ergebnisse: Der Oxford Knee Score [5], der Modified Cincinnati Rating System Questionnaire [6] und der KOOS-PS [7] stellen adäquate Scores zur Erhebung des Gesundheits- und Funktionszustandes dar, zumal sie keine Items beinhalten, die eine der beiden Behandlungsmethoden oder einen Zustand favorisieren. Dennoch erlauben sie in Kombination, eine sehr gute Einschätzung der Funktion in vielen Lebensbereichen. Neben den erstgenannten Scores schließt das Outcome-Protokoll die Messung der Lebensqualität (SF-36®) [8] und zwei visuelle Analogskalen zur Beurteilung von Schmerzen und der Zufriedenheit mit der Behandlung ein. Ein Casereport verdeutlicht diesen Expertenkonsenz an anderer Stelle.

Diskussion/Schlussfolgerung: Bei relevanten, komplexen Krankheitsbildern, die eine hochspezifizierte therapeutische / chirurgische Intervention erfordern und die in der Literatur nur selten berichtet werden, ist ein geeignetes Evaluationskonzept enorm wichtig [9]. Die Konversion von zuvor eingesteiften Kniegelenken stellt medizinisch eine große Herausforderung dar [1], [2]. Vor dem Hintergrund der steigenden Prävalenz von Kniegelenksendoprothesen ist in Zukunft mit einer steigenden Anzahl fehlgeschlagener Operationen / Infektionen und somit auch von Kniegelenksarthrodesen zu rechnen [10], [11]. Das vorgestellte Konzept ermöglicht eine faire Outcome-Analyse dieses Gesundheitszustandes, ohne dabei einem Bias zu verfallen.


Literatur

1.
Cameron HU, Hu C. J Arthroplasty. 1996;11:732-7.
2.
Kim YH, Oh SH, Kim JS. J Bone Joint Surg Am. 2003;85-A:1047-50.
3.
Ranawat CS, Shine JJ. Clin Orthop Relat Res. 1973:185-95.
4.
Insall JN, Dorr LD, Scott RD, Scott WN. Clin Orthop Relat Res. 1989:13-4.
5.
Dawson J, Fitzpatrick R, Murray D, Carr A. J Bone Joint Surg Br. 1998;80:63-9.
6.
Noyes FR, Barber SD, Mooar LA. Clin Orthop Relat Res. 1989:238-49.
7.
Perruccio AV, Stefan Lohmander L, Canizares M, Tennant A, Hawker GA, Conaghan PG, Roos EM, Jordan JM, Maillefert JF, Dougados M, Davis AM. Osteoarthritis Cartilage. 2008;16:542-50.
8.
Ware JE, Sherbourne CD. Med Care. 1992;30:473-83.
9.
Kienapfel H, Koller M, Hinder D, Georg C, Pfeiffer M, Klose KJ, Lorenz W, Griss P. Spine. 2004:2501-9.
10.
Boy O, Hahn S, Kociemba E. Knieendoprothesenwechsel und -komponentenwechsel. In: Veit C, Bauer J, Döbler K, Fischer B, eds. Düsseldorf: BQS Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung gGmbH; 2009.
11.
Sundberg M, Lidgren L, Dahl A, Robertson O. The Swedish Knee Arthroplasty Register - Annual Report 2011. Lund: Dept. of Orthopedics, Skane University Hospital; 2011. p. 1-62.