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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Effekte eines spezifisch für Suchthilfemitarbeiter entwickelten Stressbewältigungstrainings

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Ulrike Kuhn - Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung, Köln, Germany
  • Michael Klein - Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung, Köln, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO4-2-05-58

doi: 10.3205/13dkvf274, urn:nbn:de:0183-13dkvf2741

Published: October 25, 2013

© 2013 Kuhn et al.
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Hintergrund: Wenn Mitarbeiter aus dem Bereich der Suchthilfe Burnout-beeinträchtigt sind, sind diese nicht nur selbst betroffen, sondern auch die Qualität ihrer therapeutischen Arbeit [1]. Bei langfristiger emotionaler Erschöpfung sind mögliche Folgen u.a. die Verstärkung von Prozessen der inneren Kündigung [2] sowie allgemeine negative gesundheitliche Auswirkungen, z.B. Schlafstörungen, ein erhöhtes Risiko für cardiovaskuläre Ereignisse etc. [3]. Des Weiteren kann sich die individuelle Erschöpfungssituation auf der Organisationsebene auch auf andere Mitarbeiter übertragen [4], [5]. Dennoch gibt es für diese Fachkräfte bisher kaum spezifische Angebote im Bereich der Gesundheitsförderung- und Prävention. Ziel dieser Untersuchung war es, die Effekte eines entsprechend entwickelten fachkräftespezifischen Stressbewältigungstrainings für Mitarbeiter der Suchthilfe zu überprüfen.

Methodik: Bei 14 Suchthelfern aus dem ambulanten Bereich der Drogenhilfe, die an den Stressbewältigungstrainings (Gruppensitzungen von 5-8 Personen im Zeitraum vom 01.09.-15.11.2012, insgesamt drei Sitzungen) teilnahmen, wurde eine prä-post-Messung (T1 vor den Trainings: vom 07.03.-10.04. 2012 und T2 nach den Trainings: vom 17.01.-22.02. 2013) mit Hilfe einer postalischen Befragung durchgeführt. Dabei kamen u.a. standardisierte Messinstrumente zum Einsatz: zum einen der Fragebogen zu Beanspruchungen in Humandienstleistungen (FBH) [6] zur Messung von Beanspruchungsfolgen durch die Arbeit und Burnout, die SCL-14 zur Messung der allgemeinpsychopathologischen Symptomlast (GSI) sowie einem Screening in den Bereichen Somatisierung, phobische Angst und Depressivität [7], die Skalen zur psychischen Gesundheit (SPG) [8] sowie ein Messinstrument zur Erfassung gesundheitsrelevanter Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten (FERUS) [9]. Mit Hilfe von T-Tests für gepaarte Stichproben wurde überprüft, welche interindividuellen Effekte sich ergeben.

Ergebnisse: Bei Betrachtung der Belastungsskala der emotionalen Erschöpfung des FBH zeigt sich, dass bei den Trainingsteilnehmern zu T2 die emotionale Erschöpfung signifikant abnimmt, was möglicherweise auf einen positiven Trainingseffekt schließen lässt (p=0,01). Außerdem zeigen sich bei den Trainingsteilnehmern zwischen den zwei Messzeitpunkten signifikante Unterschiede bei Betrachtung der allgemeinpsychopathologischen Symptomlast (GSI der SCL-14) und der Symptomlast im Bereich Somatisierung. Diese sind zum zweiten Messzeitpunkt signifikant geringer ausgeprägt als zu T1 (pGSI=0,03 und pSOM=0,03). Es ergeben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Messzeitpunkten bei Betrachtung der Ressourcenskalen (SPG und FERUS).

Diskussion/Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse lassen auf positive Trainingseffekte gerade im Hinblick auf die wichtigste Burnoutdimension der emotionalen Erschöpfung schließen. Trotz dieser Befunde sind diese Schlussfolgerungen zum einen aufgrund der geringen Stichprobengröße sowie der Frage, ob die Effekte auch tatsächlich auf die Trainings zurück zu führen sind, auch kritisch zu bewerten. Unabhängig davon, besteht Einigkeit darüber, dass Burnout-Prävention auch für Mitarbeiter aus dem Bereich der Suchthilfe relevant ist. Das Ergebnis, dass durch die Teilnahme an den Trainings keine individuellen Ressourcen gestärkt/verbessert werden konnten, liefert zudem einen wichtigen Ansatzpunkt für konzeptionelle Veränderungen.


Literatur

1.
Missel P, Braukmann W, Hrsg. Burnout in der Suchttherapie. Göttingen: Verlag für Angewandte Psychologie; 1995.
2.
Cropanzano R, Rupp DE, Byrne ZS. The relationship of emotional exhaustion to work attitudes, job performance, and organizational citizenship behaviors. J Appl Psychol. 2003;88:160-9.
3.
Melamed S, Shirom A, Toker S, et al. Burnout and the risk of cardiovascular disease: Evidence, possible causal paths, and promising research directions. Psychol Bull. 2006;132:327-53.
4.
Bakker AB, Schaufeli W, Sixma HJ, et al. Burnout contagion among general practitioners. J Soc Clin Psychol. 2001;20:82-98.
5.
Halbesleben JRB, Buckley MR. Burnout in organizational life. J Manage. 2004;30:859-79.
6.
Hacker W, Reinhold S. Beanspruchungsscreening bei Humandienstleistungen: BHD-System. Frankfurt am Main: Harcourt Test Services GmbH; 1999.
7.
Harfst T, Koch U, Kurtz von Aschoff C, et al. Entwicklung und Validierung einer Kurzform der Symptom Checklist-90-R. 2002. p. 71-3. (DRV-Schriften; 33).
8.
Tönnies S, Plöhn S, Krippendorf U. Skalen zur psychischen Gesundheit (SPG). Heidelberg: Asanger; 1996.
9.
Jack M. Fragebogen zur Erfassung von Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten (FERUS). Manual. Göttingen: Hogrefe; 2007.