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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Schnittstellenproblematik, Kommunikation und Wohlbefinden bei nichtärztlichen und nichtpflegerischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Krankenhäusern

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Birgit Susanne Lehner - IMVR Universität zu Köln, Köln, Germany
  • presenting/speaker Holger Pfaff - IMVR Universität zu Köln, Köln, Germany
  • Lena Ansmann - IMVR Universität zu Köln, Köln, Germany
  • Christoph Kowalski - IMVR Universität zu Köln, Köln, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO4-2-01-96

doi: 10.3205/13dkvf270, urn:nbn:de:0183-13dkvf2702

Published: October 25, 2013

© 2013 Lehner et al.
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Text

Hintergrund: Im Bereich der interprofessionellen Zusammenarbeit in Krankenhäusern wird häufig ein unzureichender Informationsfluss zwischen den Professionen bemängelt. Auch interne Schnittstellenproblematiken in Krankenhäusern, wie z.B. zwischen der Station und den einzelnen Funktionsbereichen werden des Öfteren thematisiert. Die vorliegende Untersuchung geht der Frage nach, inwiefern interne Schnittstellenprobleme bei nichtärztlichen und nichtpflegerischen Mitarbeitern im Krankenhaus wahrgenommen werden und welche Rolle Offene Kommunikation innerhalb des eigenen Arbeitsbereichs für das Wohlbefinden dieser Bezugsgruppe spielt.

Methodik: Die Daten wurden im Rahmen einer 2010/11 durchgeführten Mitarbeiterbefragung in zertifizierten Brustzentren in Nordrhein-Westfalen (NRW) erhoben. Die Erhebung erfolgte mittels einer standardisierten schriftlichen Befragung, an der 49 Krankenhäuser teilnahmen (mitarbeiterspezifische Rücklaufquote: 51 %). In der hier untersuchten heterogenen Teilstichprobe der nichtpflegerischen und nichtärztlichen Mitarbeiter (N = 316) befanden sich unter den am häufigsten vertretenden Berufsgruppen Physiotherapeuten/-innen (N = 42), Psychologen/-innen und Psychotherapeuten/-innen (N = 25) sowie Sozialarbeiter/-innen und Sozialpädagogen/-innen (N = 38).

Um den Zusammenhang zwischen interner Schnittstellenproblematik, Offener Kommunikation und Wohlbefinden zu analysieren, wurde eine lineare Regressionsanalyse berechnet. Für Alter, Geschlecht und Art des Arbeitsvertrags (befristetes vs. unbefristetes Arbeitsverhältnis) wurde im statistischen Modell kontrolliert. Zur Differenzierung der Ergebnisse wurden Subgruppen deskriptiv ausgewertet.

Ergebnisse: Im Durchschnitt waren die Befragten 46 Jahre alt (Min 19 Jahre, Max 75 Jahre). Der Anteil der weiblichen Befragten lag bei 90,2 %. Über einen unbefristeten Arbeitsvertrag verfügten 89,6% der Befragten. Die Regressionsanalyse zeigte einen negativen Zusammenhang zwischen wahrgenommenen Schnittstellenproblemen (ß = 0,21; p < 0,01) und dem Wohlbefinden des nichtärztlichen und nichtpflegerischen Krankenhauspersonals. Zudem waren Offene Kommunikation (ß = 0,27; p < 0,001) und Alter (ß = 0,26; p < 0,001) positiv mit dem Wohlbefinden der Mitarbeiter/-innen assoziiert (R2 = 0,22; R2 korr. = 0,20).

Vergleicht man die drei Berufsgruppen miteinander, so zeigt sich, dass die befragten Psychologen/-innen am häufigsten ein gutes Wohlbefinden angaben (87,5%), gefolgt von der Gruppe der Physiotherapeuten/-innen (80%). In der Subgruppe der Sozialarbeiter/-innen und Sozialpädagogen/-innen gaben die Befragten im Durchschnitt weniger häufig gutes Wohlbefinden an (63,9%).

Die mittleren Angaben für interne Schnittstellenprobleme (auf einer Skala von 1 bis 7) und Offene Kommunikation (auf einer Skala von 1 bis 4) unterschieden sich marginal in der Gruppe der Psychologen/-innen (Schnittstellenprobleme: M = 2,70, SD = 0,83, Min. 1 Max. 4; missing: n = 4; Offene Kommunikation: M = 3,16, SD = 0,49, Min. 2, Max. 4; missing: n = 1) und Physiotherapeuten/-innen und (Schnittstellenprobleme: M = 2,94, SD = 0,95, Min. 1,4 Max. 5; missing: n = 2; Offene Kommunikation: M = 3,05, SD = 0,68, Min. 1, Max. 4 missing: n = 1). Die befragten Sozialarbeiter/-innen und Sozialpädagogen/-innen nahmen durchschnittlich häufiger Schnittstellenprobleme (M = 3,23, SD = 0,98, Min. 1,6 Max. 6; missing: n = 9) und weniger häufig Offene Kommunikation wahr (M = 2,84, SD = 0,79, Min. 1, Max. 4; missing: n = 3).

Diskussion/Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Schnittstellenprobleme und eine Offene Kommunikation ausschlaggebend für das Wohlbefinden von nichtärztlichen und nichtpflegerischen Mitarbeitern/-innen sein können. Des Weiteren zeigen die Ergebnisse der Subgruppenanalysen, dass es Unterschiede im Wohlbefinden zwischen den Berufsgruppen gibt. Die Gruppe der Psychologen/-innen wies im Durchschnitt das beste Wohlbefinden auf. Die befragten Sozialarbeiter/-innen und Sozialpädagogen/-innen gaben durchschnittlich häufiger Schnittstellenprobleme, Kommunikationsdefizite und ein geringeres Wohlbefinden an. Die Ergebnisse geben erste Hinweise, sind jedoch nicht kausal zu interpretieren.Interne Schnittstellenprobleme und die intraprofessionelle Kommunikation beeinflussen nicht nur das Wohlbefinden der Mitarbeiter sondern sind auch im Hinblick auf eine patientenorientierte Versorgung von Bedeutung.