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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Es sind viele – aber wie erreiche ich sie? Migranten in der Versorgungsforschung

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Serap B.Kurt - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • presenting/speaker Siegfried Geyer - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • Marie-Luise Dierks - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO3-2-06-321

doi: 10.3205/13dkvf236, urn:nbn:de:0183-13dkvf2362

Published: October 25, 2013

© 2013 B.Kurt et al.
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Hintergrund: B. Kurt, Geyer, Dierks

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko von Menschen, an einer Demenz zu erkranken [1], dies gilt auch für die in Deutschland lebenden türkischen Migranten [2]. Wenngleich über die Prävalenz und die Versorgungssituation dieser Menschen bislang kaum Daten vorliegen, ist es für die Versorgung der Menschen wichtig, die kulturspezifischen Bedürfnisse der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu erfassen. Dazu sollten im Rahmen einer Studie qualitative Interviews mit Angehörigen durchgeführt werden. In der Region Hannover ist zu erwarten, dass von den gemeldeten Personen mit türkischem Migrationshintergrund ca. 300 Personen im Alter von 60 bis 84 Jahren von der Erkrankung betroffen sind. Aus dieser Gruppe sollte über ein theoretical sampling eine Studiengruppe von ca. 40 Personen männlichen und weiblichen Geschlechts für die Interviews gewonnen werden.

Methodik: Für die Rekrutierung wurden alle türkischen Hausärzte in Hannover (N=14), neurologische Praxen (N= 5) , stationäre (N=85) und ambulante Pflegeeinrichtungen (N=6) , türkische Vereine (N=4), das Institut für interkulturelle Betreuung, die Seniorenberatungsstelle, der Medizinische Dienst der Krankenkassen, der Alzheimer Verein und gerontopsychiatrische Klinken- und Tageskliniken (N=6 ) zunächst schriftlich, dann persönlich kontaktiert und um Mithilfe gebeten. Die Kontaktaufnahme zu den Institutionen erfolgte durch eine türkischsprachige Mitarbeiterin mit Unterstützung der Forschungseinrichtung, die Vorgespräche und die Interviews konnten in türkischer Sprache durchgeführt werden.

Ergebnisse: Über einen Zeitraum von 8 Monaten konnten über diese vielfältigen Anlaufstellen 24 potentielle Gesprächspartner für die Studie gewonnen werden, 9 waren dann schließlich zu einem Interview bereit. Dazu waren mehrere und längere Telefon- oder Face to Face Gespräche notwendig. Eine wichtige Rolle hatten die Schlüsselpersonen aus der türkischen Gemeinde. Nur durch das Engagement von türkischsprachigen Ärzten, Pflegekräften, Psychologen, Gedächtnistrainern, Demenzbetreuern und -begleitern, Pflegedienstleitungen, Apotheker usw. war es überhaupt möglich, Erstkontakte zu realisieren. Es hat sich auch gezeigt, dass eine schriftliche Kontaktaufnahme hier wenig hilfreich war, vielmehr konnte nur über einen zugehenden und zeitintensiven persönlichen Einsatz ein Kontakt zu den Schlüsselpersonen und auch zu pflegenden Angehörigen hergestellt werden.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die Erreichbarkeit und Teilnahmebereitschaft an Studien ist bei Menschen mit türkischer Migrationsbiographie gering. Ein zugehender Ansatz ist sehr zeitintensiv, jedoch für eine kultursensible Rekrutierung notwendig. Die gemeinsame Muttersprache schafft eine besondere Nähe, die von den pflegenden Angehörigen als Vertrauensgrundlage explizit gewünscht wird. Die Unterstützung durch Keypersonen ist unabdingbar, da diese in den Vorab Gesprächen mit den pflegenden Angehörigen ihr Einverständnis kundtun müssen, damit der Kontakt zur Forscherin hergestellt werden darf.