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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Ergebnisse einer systematischen Literaturrecherche zum Versorgungsthema „Migration und Herzinsuffizienz“

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Lisa Böttcher - IMVR, Köln, Germany
  • Frank Schulz-Nieswandt - Institut für Soziologie und Sozialpsychologie, Köln, Germany
  • Ute Karbach - IMVR, Köln, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO2-3-10-223

doi: 10.3205/13dkvf210, urn:nbn:de:0183-13dkvf2102

Published: October 25, 2013

© 2013 Böttcher et al.
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Text

Hintergrund: Herzinsuffizienz ist in den Industriestaaten eine der häufigsten Todesursachen (ÄZQ 2012). Ein positiver Behandlungsverlauf erfordert von dem Patienten Verständnis über die Spezifika der Erkrankung und eine enorme Modifikation des Lebensstils.

In Deutschland leben circa 15,7 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund (BAMF 2012). Die ethnische Herkunft des Patienten scheint Einfluss auf die medizinische Versorgung einer chronischen Herzinsuffizienz zu haben (BAMF 2012).

Die Studie geht den Fragen nach, ob ein möglicher Migrationshintergrund des Herzinsuffizienz-Patienten erstens #Einfluss auf die Versorgung der Herzinsuffizienz hat# und zweitens #Einfluss auf die Inanspruchnahme medizinischer Angebote# und drittens #die Beziehung mit dem medizinischen Fachpersonal beeinflusst#?

Methodik: Im Rahmen einer Masterarbeit wurde eine systematische Literaturrecherche zum Versorgungsthema #Migration und Herzinsuffizienz# in den vier Datenbanken Medline, Web of Science, EMBASE und PsycINFO durchgeführt.

Die Studien müssen ab 2002 veröffentlicht und in deutscher oder englischer Sprache verfasst worden sein. Mittels einer Vorrecherche wurden Suchschlagworte rund um die Begriffe Herzinsuffizienz, Ethnie, Krankheits- und Gesundheitskompetenz (health literacy) und Studiendesign identifiziert. Eine Recherchestrategie wurde darauf aufbauend entwickelt.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 957 Publikationen ausfindig gemacht. Nach Titelscreening wurden 398 Studien eingeschlossen. Aus diesen Studien wurden nach Abstractscreening 78 Studien ausgewählt. Von 73 gelesenen Volltexten wurden 14 als relevant für die Beantwortung der Fragestellung eingeschlossen.

Alle 14 Studien sind englischsprachig publiziert worden und stammen aus außereuropäischen Ländern. Neun Publikationen stellen einen Unterschied in der medizinischen Versorgung von Herzinsuffizienz-Patienten aufgrund deren Migrationshintergrundes fest. Sechs Studien belegen, dass auch die Inanspruchnahme von medizinischen Angeboten durch den Migrationshintergrund des Herzinsuffizienz-Patienten beeinflusst wird. Des Weiteren zeigen zehn Studien, dass die Beziehung zum Arzt ebenfalls durch den Migrationshintergrund beeinflusst wird. Die Unterschiede zeigen sich in folgenden Bereichen: Gesundheits- und Krankheitskompetenz, Adhärenz (Therapietreue), Vertrauen in das eigene Management der Erkrankung, Zufriedenheit mit der Versorgung, Zugang zum Gesundheitssystem, Nutzung präventiver medizinischer Angebote, Krankenhauseinweisungsquoten, Informationsversorgung sowie Inanspruchnahme häuslicher Pflege. Zu beachten ist, dass in vielen der 14 Studien mehrere Aspekte des Themas behandelt wurden.

Diskussion/Schlussfolgerung: Es konnten lediglich zwei randomisierte kontrollierte Studien gefunden werden. Des Weiteren sind in den meisten Studien ethnische Minderheiten unterrepräsentiert. Die Patienten, die in den recherchierten Studien untersucht wurden, gehören unterschiedlichen Ethnien an (afroamerikanische, asiatische, indo-asiatische, spanische, afro-karibische, orientalische Migrationshintergründe). Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland stammen dagegen größtenteils aus anderen Kulturen/Ländern (Türkei, Polen, Russland). Eine Generalizierbarkeit der Studienergebnisse auf Deutschland ist daher eingeschränkt.

Weitere wissenschaftliche Studien zu dem Thema sind notwendig - besonders für den europäischen und deutschsprachigen Raum. Dennoch sollten die Ergebnisse der recherchierten Studien Beachtung finden und als Denkanstöße genutzt werden. Die beschriebenen, erfolgreichen Interventionen könnten in Deutschland angewendet, evaluiert und weitergedacht werden.