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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Folgen der Fehlversorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen in Deutschland

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Anna-Maria Schneider - Algesiologikum – Zentren für Schmerzmedizin, München, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO2-1-11-330

doi: 10.3205/13dkvf192, urn:nbn:de:0183-13dkvf1926

Published: October 25, 2013

© 2013 Schneider.
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Hintergrund: In Deutschland leiden zwischen 17 und 33% der Bevölkerung an chronischen Schmerzen (Breivik 2006, Häuser 2013). Nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen gilt die multimodale Schmerztherapie als effektivste Behandlungsmethode bei chronischen Schmerzen. Die meisten Schmerzpatienten haben bereits eine Vielzahl an verschiedenen Leistungserbringern aufgesucht, bevor sie in speziell schmerztherapeutischen Einrichtungen Hilfe suchen. Die unterschiedlichen monomodalen Behandlungsansätze führen zu fragmentierten Patientenkarrieren, die hohe Kosten verursachen und das Fortschreiten der Krankheit fördern. Die Fehlbehandlung von chronischen Schmerzen wird v.a. an dem immensen Anteil an invasiv behandelten Fällen deutlich (95%). Der Anteil der multimodal behandelten Schmerzpatienten variiert in den Bundesländern zwischen 0,53% in Hamburg und 9,73% in Sachsenanhalt. Bei Algesiolgikum - Zentren für Schmerzmedizin werden in vier Kliniken (3 in München und 1 in Vilsbiburg) gleichzeitig bis zu 111 Patienten multimodal behandelt. Ziel der Untersuchung ist die Beschreibung der fragmentierten Patientenkarrieren vor Behandlungsbeginn im Algesiologikum - Zentren für Schmerzmedizin, sowie die Identifikation von Zusammenhängen zwischen der krankheitsspezifischen Leistungsinanspruchnahme, der Schmerzdauer vor Behandlungsbeginn, der Schmerzintensität, dem Schweregrad nach von Korff, dem Chronifizierungsgrad nach Gerbershagen, der psychischen und der physischen Belastung sowie die Lebensqualität.

Methodik: Analyse der Qualitätsberichte der Krankenhäuser sowie der Begleitforschung des InEK zur Darstellung der allgemeinen Versorgungsituation von chronischen Schmerzpatienten in Deutschland.

Mit dem Deutschen Schmerzfragebogen werden folgende Parameter erhoben: Schmerzspezifische Leistungsinanspruchnahme, Schmerzdauer, Chronifizierungsgrad nach Gerbershagen, Schweregrad nach von Korff, Schmerzintensitäten, psychische und physische Belastungen sowie Lebensqualität. Die Zusammen hänge werden mit Korrelationen, Mittelwertvergleichen und nichtparametrischen Tests berechnet.

Ergebnisse: 43% der Patienten (N=599), die in 2012 zum ersten Mal im Algesiologikum - Verbund behandelt wurden, hatten bereits seit über 5 Jahren Schmerzen. Von diesen Patienten hatten 70% bereits mindestens einen, im Durchschnitt jedoch 4 verschiedene Fachärzte wegen ihrer Schmerzen aufgesucht. Lediglich 30% der Patienten mit einer Schmerzdauer von mehr als 5 Jahren waren bis zu diesem Zeitpunkt bei einem Schmerztherapeuten in Behandlung gewesen. Die ersten Ergebnisse deuten zudem darauf hin, dass mit der Dauer der Fehlbehandlung auch Chronifizierungsgrad, Schweregrad, Schmerzintensitäten, Lebensqualität sowie die psychische und physische Belastung der Schmerzpatienten zunehmen.

Diskussion/Schlussfolgerung: Es ist dringend notwendig, Patienten mit chronischen Schmerzen frühzeitig spezialisierten Einrichtungen zuzusteuern, da mit der Dauer der Fehlbehandlung die Schmerzen weiter chronifizieren und somit immer schwieriger zu behandeln sind. Hierzu müssen zunächst v.a. Strukturen geschaffen werden, die eine solche Steuerung flächendeckend zulassen.