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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Dialyseprävalenz und -versorgung in Deutschland – Bestandsaufnahme und Perspektiven

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Silvia Klein - IGES Institut, Berlin, Germany
  • Hans-Holger Bleß - IGES Institut, Berlin, Germany
  • Kathrin Lottmann - IGES Institut, Berlin, Germany
  • Miriam Räker - IGES Institut, Berlin, Germany
  • Guido Schiffhorst - IGES Institut, Berlin, Germany
  • Reinhard Brunkhorst - KRH Klinikum Oststadt-Heidehaus, Hannover, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO2-1-10-191

doi: 10.3205/13dkvf191, urn:nbn:de:0183-13dkvf1913

Published: October 25, 2013

© 2013 Klein et al.
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Text

Hintergrund: Nierenersatztherapie ist bei Patienten mit chronisch terminalem Nierenversagen lebensnotwendig. Dabei bestehen für Patienten je nach medizinischer Indikation, Präferenz und Verfügbarkeit die Therapieoptionen Nierentransplantation, Hämo- oder Peritonealdialyse jeweils als Zentrums- oder Heimdialyse zur Verfügung. Die Angaben über die Zahl der Patienten mit ständiger Dialysepflicht lag 2006 bei etwa 61.000, der Anteil an Patienten mit Heimdialyse beträgt ca. 5% [1]. Für die GKV betragen die jährlichen Kosten für ambulante Dialysebehandlungen etwa 2 Milliarden Euro pro Jahr [1].

Ziel der Studie war eine Darstellung der aktuellen Situation der Dialyseversorgung in Deutschland sowie einer Prognose für das Jahr 2020 hinsichtlich Veränderungen der Epidemiologie und Versorgung; schließlich sollen Versorgungsdefizite identifiziert und Lösungsansätze aufgezeigt werden.

Methodik: Basierend auf einer systematischen Literaturrecherche und umfassenden Handsuche zur Epidemiologie terminaler Niereninsuffizienz und Versorgung bei Dialyse wurden zehn leitfadengestützte Experteninterviews mit Akteuren aus der ärztlichen und nicht-ärztlichen Patientenversorgung, der Selbsthilfe und von Krankenkassen geführt. Die aggregierten Interview-Ergebnisse von quantitativen Schätzungen wurden im Rahmen eines Delphi-Verfahrens den Experten erneut zur Prüfung und ggf. Anpassung ihrer Angaben zugeschickt (arithmetische Mittel). Parallel dazu wurde zur Abschätzung der Prävalenz an terminaler Niereninsuffizienz mithilfe der verfügbaren Prävalenzangaben eine Modellierung (ARIMA basierend auf QuaSi-Niere 2008 [2]) durchgeführt.

Ergebnisse: In Folge der jüngsten Entwicklungen bei der Vergütung erwarten die Experten weiterhin eine starke Veränderung des Dialysemarkts: Es werden sich neben Einzelpraxen niedergelassener Ärzte zunehmend Zentren industrieller Anbieter ansiedeln.

Den Experten zufolge wird es im Jahr 2020 knapp 101.000 Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz geben. Die ARIMA-Modellierung ergibt 100.231 Patienten (95%-KI: 95.347-105.115), die 2020 mit Dialyse versorgt werden. Laut Expertenprognose werden dann unter den Patienten mit Dialysepflicht voraussichtlich 13% mit einer Heimdialyse behandelt (finale Ergebnisse liegen im Oktober vor). Erstrebenswert und medizinisch möglich wären nach Expertenschätzungen jedoch ein Anteil von 37% mit Heimdialyse (bzw. 30% Peritoneal- als Heim- oder Zentrumsdialyse). Bei der Wahl des Dialyseverfahrens beeinflussen nach Ansicht der Experten neben medizinischen Gründen einerseits Alter, Berufstätigkeit, familiäre Unterstützung und die Bereitschaft des Patienten sowie andererseits die Präferenzen und Kenntnisse des behandelnden Arztes (einschl. Praxisstrukturen) die Entscheidung für Zentrum- oder Heimdialyse.

Diskussion/Schlussfolgerung: Obwohl es sich bei den ermittelten Werten teilweise um Schätzungen handelt, ist davon auszugehen, dass die Zahl der Menschen mit ständiger Dialysepflicht weiterhin stark zunehmen wird. Der Dialysemarkt wird sich an die erhöhten Leistungsmengen anpassen müssen. Hierbei bietet insbesondere die Heimdialyse ein Potential für die Entlastung des Systems.

Erstellt mit Unterstützung der Baxter Deutschland GmbH


Literatur

1.
Medical Netcare GmbH. Jahresbericht Datenanalyse Dialyse für den Gemeinsamen Bundesausschuss. Berichtsjahr: 2010. Verfügbar unter: http://www.g-ba.de/downloads/17-98-3073/2011-08-18_Jahresbericht_2010_Dialyse_Bericht.pdf [Zugriff am 08.08.2012] External link
2.
Frei U, Schober-Halstenberg HJ. Nierenersatztherapie in Deutschland. Bericht über Dialysebehandlung und Nierentransplantation in Deutschland 2006, 2007. QuaSi-Niere gGmbH; 2008.