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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

CORSAR*-Studie: Eine prospektive, mulzizentrische Kohortenstudie zu den Krankheitskosten der HIV-Infektion unter antiretroviraler Therapie (ART) im deutschen Gesundheitssystem: Erste Auswertungen der protokollgemäß finalen 96 Wochen Analyse

Meeting Abstract

  • Alexander Kuhlmann - Institut für Versicherungsbetriebslehre, Hannover, Germany
  • presenting/speaker Jörg Mahlich - Janssen, Neuss, Germany
  • Britta Ranneberg - Janssen, Neuss, Germany
  • Matthias Stoll - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocKV13-111

doi: 10.3205/13dkvf147, urn:nbn:de:0183-13dkvf1473

Published: October 25, 2013

© 2013 Kuhlmann et al.
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Hintergrund: Bisher gibt es nur wenige Studien zu Krankheitskosten der HIV-Infektion in Deutschland. Durch die Erhebung von selbstgetragenen Kosten der Patienten, Lebensqualitätsdaten, Krankheitsdiagnosen und Therapiemodalitäten hat CORSAR* Alleinstellungsmerkmale. Die Rekrutierung der Patienten an unterschiedlich strukturierten Versorgungszentren (Schwerpunktpraxen und Kliniken) und der Erhebungsbeginn nach Beobachtungsende der gesundheitsökonomischen K3A-Studie ermöglicht CORSAR eine besonders detaillierte und aktuelle Datenbasis.

Methodik: Multizentrische, prospektive Beobachtungsstudie in acht Schwerpunktzentren (4 Schwerpunktpraxen, 4 Kliniken mit jeweils ambulanter Sprechstunde und Schwerpunktstation). Nach Rekrutierungsstart im Jahr 2009 war die individuelle Beobachtungsphase von 96 Wochen im Juli 2012 für alle Patienten erreicht. Die Rekrutierung erfolgte nach Einverständniserklärung. Patienten wurden anhand von Kriterien ihrer antiretroviralen Vorbehandlung klassifiziert. Therapieanamnese und Begleitbehandlung wurden anhand der Krankenakten übernommen. Für die Kalkulation der direkten Kosten für Hospitalisierungen, Rehabilitation, ambulante Behandlungen und selbst getragene Kosten wurden vierteljährliche Fragebogenerhebungen durchgeführt. Diese enthielten auch Instrumente zur Erfassung der Lebensqualität, Fragen zum Erwerbsstatus und der aktuellen Arbeits- bzw. Erwerbsfähigkeit als Grundlage einer Kalkulation indirekter und intangibler Krankheitskosten.

Ergebnisse: Patientencharakteristika der 1154 Patienten unter ART bei Studieneinschluss: 89% männlich, mittleres Alter 47,5 Jahre, Zeit seit HIV-Erstdiagnose 10,6 Jahre, Zeit unter ART: 3,8 Jahre, 52% erhielten eine PI/r basierte ART. 10% der Patienten hatten bei Studieneintritt eine messbare HI-Plasmavirämie (>50 cp/ml). Die Summe der direkten Kosten pro Patient betrug im Mittel 22.473 Euro, davon 90% für die medikamentöse Therapie (83% für ART). Mit zunehmender Therapielinie steigen die direkten Kosten an, vor allem wegen des Einsatzes komplexerer und teurerer ART-Regime. Der Erwerbstätigenanteil (61%) war in frühen Therapielinien mit 65% höher als jenseits der dritten Therapielinie (46%). Die in einem Friktionsansatz ermittelten indirekten Kosten durch krankheitsbedingte Produktivitätsausfälle machten 7% der gesamten Krankheitskosten aus. Detaillierte Subanalysen und Daten der laufenden 96-Wochen-Analyse werden auf dem Kongress präsentiert werden.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die Krankheitskosten der HIV-Infektion in Deutschland sind im Vergleich zu früheren Studien insgesamt stabil. Deutlich ist vor allem ein Rückgang an Hospitalisierungskosten aber auch der Kosten für Begleitbehandlungen. Durch die Patienten selbst zu tragende Kosten machen insgesamt weniger als 1% (216 Euro/Jahr) der direkten Kosten aus.