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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Ist das WHO-Konzept der Health System Responsiveness geeignet um die Versorgung chronisch Kranker zu evaluieren?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Julia Röttger - Fachgebiet Management im Gesundheitswesen, TU Berlin, Berlin, Germany
  • Miriam Blümel - Fachgebiet Management im Gesundheitswesen, TU Berlin, Berlin, Germany
  • Sabine Fuchs - Fachgebiet Management im Gesundheitswesen, TU Berlin, Berlin, Germany
  • Reinhard Busse - Fachgebiet Management im Gesundheitswesen, TU Berlin, Berlin, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocKV13-175

doi: 10.3205/13dkvf142, urn:nbn:de:0183-13dkvf1425

Published: October 25, 2013

© 2013 Röttger et al.
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Hintergrund: In der Bewertung von Gesundheitssystemen gewinnt die Perspektive der Nutzer zunehmend an Bedeutung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelte das Konzept der Health System Responsiveness, um zu erfassen inwieweit ein Gesundheitssystem die gerechtfertigten Erwartungen der Nutzer bezüglich nicht-medizinischer Aspekte erfüllt. Das Konzept der Health System Responsiveness setzt sich aus acht Dimensionen zusammen (Kommunikation, respektvoller Umgang, sofortige Aufmerksamkeit, Autonomie, soziale Unterstützung, Vertraulichkeit, Wahlfreiheit, Ausstattung) und wurde u.a. bereits in der Multi-Country Survey Study on Health and Health System's Responsiveness 2000/2001 und im World Health Survey (2002) eingesetzt. Während in einem Großteil der Studien zu Health System Responsiveness der Schwerpunkt auf Vergleichen zwischen verschiedenen Ländern liegt, wurde das Konzept bisher nur in wenigen Studien eingesetzt um spezifische Patientengruppen oder Versorgungsstrukturen zu analysieren. So gibt es bisher keine Studien, die das Konzept für die Evaluation von Versorgungsstrukturen chronisch Kranker testen. An diesem Punkt setzt die vorliegende Studie an, welche anhand von Fokusgruppen die Eignung des Konzepts der Health System Responsiveness für die Evaluation der Versorgung chronisch Kranker analysiert.

Methodik: Im September und Oktober 2012 wurden vier Fokusgruppen mit insgesamt 38 chronisch kranken Personen durchgeführt. In den Fokusgruppen diskutierten die Teilnehmer ihre positiven und negativen Erfahrungen mit ihrer Gesundheitsversorgung sowie ihre Erwartungen an ihre Gesundheitsversorgung. Die Diskussionen wurden aufgezeichnet und anschließend transkribiert. Die Auswertung der Transkripte erfolgte mittels qualitativer Inhaltsanalyse. Zwei wissenschaftliche Mitarbeiter entwickelten ein Kodierschema und werteten anschließend unabhängig voneinander die Transkripte teils deduktiv (basierend auf den bestehenden Responsiveness-Dimensionen) und teils induktiv aus.

Ergebnisse: Es konnten insgesamt elf Themen identifiziert werden. Zehn der Themen hatten dabei einen engen Bezug zu Health System Responsiveness. Ein Thema (Finanzen) gehörte nicht zum Responsiveness-Konzept, war jedoch von hoher Relevanz für die Teilnehmer. Von den zehn Responsiveness-Themen hatten acht starke Überschneidungen mit den WHO-Dimensionen. Zusätzlich konnten zwei weitere Themen identifiziert werden: Vertrauen (Patienten können darauf Vertrauen, dass ihre Beratung und Behandlung mit dem Ziel durchgeführt wird ihr gesundheitliches Wohlbefinden zu verbessern) und Koordination (verschiedene vom Patienten aufgesuchte Leistungsanbieter kommunizieren miteinander und koordinieren sich untereinander).

Diskussion/Schlussfolgerung: Das Konzept der Health System Responsiveness scheint geeignet zu sein um Versorgungsstrukturen chronisch Kranker aus Sicht der Patienten zu evaluieren. Die bisherigen Dimensionen sind auch aus Sicht chronisch Kranker relevant. Für eine umfassende Bewertung der Versorgung chronisch Kranker aus Sicht der Patienten sollte das Konzept jedoch um die zwei Dimensionen Vertrauen und Koordination erweitert werden.