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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Effektivität einer Intervention zur bedarfsgerechten Patienteninformation bei Patienten mit Depression – wer profitiert?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Manuela Glattacker - Abteilung Qualitätsmanagement und Sozialmedizin, Freiburg, Germany
  • Katja Heyduck - Abteilung Qualitätsmanagement und Sozialmedizin, Freiburg, Germany
  • Cornelia Meffert - Abteilung Palliativmedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocKV12-38

doi: 10.3205/13dkvf136, urn:nbn:de:0183-13dkvf1367

Published: October 25, 2013

© 2013 Glattacker et al.
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Hintergrund: Patienten mit psychischen Erkrankungen sind mit krankheits- und behandlungsbezogenen Informationen häufig unzufrieden (Bowskill et al., 2007; Glattacker et al., 2009). Im Rahmen des Projekts Bedarfsgerechte Patienteninformation für Rehabilitandinnen und Rehabilitanden auf der Basis subjektiver Konzepte wurde daher eine theoriebasierte Intervention entwickelt, mittels derer krankheits- und behandlungsbezogene Informationen auf die individuellen Informationsbedürfnisse der Patienten zugeschnitten wurden (SubKon-Intervention). Die Intervention wurde bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen (Glattacker et al., 2012) und bei Patienten mit depressiven Störungen evaluiert. In der Gruppe der Patienten mit depressiven Störungen zeigte sich, dass Patienten der Interventionsgruppe (IG), bei denen die Informationsvermittlung an den individuellen Informationsbedürfnissen ansetzte, mit den medikamentenbezogenen Informationen, die im Verlauf der Rehabilitation vermittelt wurden, in deutlichem Maße zufriedener als Patienten der Kontrollgruppe (KG), die gemäß usual care über ihre Medikamente informiert wurden. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, zu analysieren, welche Rehabilitanden am meisten von der bedarfsgerechten medikamentenbezogenen Patienteninformation profitieren. Darüber hinaus werden Einflussfaktoren auf die Informationszufriedenheit auch unter usual care-Bedingungen ermittelt.

Methodik: Die Datenerhebung erfolgte in fünf psychosomatischen Rehabilitationskliniken. Die Zufriedenheit mit Informationen über Medikamente wurde zu Reha-Beginn und zu Reha-Ende mit der Satisfaction with Information about Medicines Scale (SIMS; Mahler et al., 2009) gemessen. Die statistischen Analysen umfassten hierarchische Regressionsanalysen, in denen die SIMS bei Reha-Ende das Kriterium bildete. Als Prädiktoren wurden in zwei Blöcken (1) die bei Reha-Beginn gemessene Zufriedenheit mit der bisherigen medikamentenbezogenen Information und (2) soziodemographische (Alter, Geschlecht, Schulabschluss) sowie krankheitsbezogene Variablen (Diagnosegruppe F32 (Depressive Episode) vs. F33 (Rezidivierende Depressive Störung), Krankheitsdauer, Komorbidität, psychische und somatische Eingangsbelastung (operationalisiert über den SF-36)) berücksichtigt. Kategoriale Variablen wurden dummycodiert. Zur Bewertung der Modellvoraussetzungen wurden der Varianzinflationsfaktor und die Durbin-Watson-Statistik herangezogen. Sämtliche Analysen wurden separat für die KG (N=96) bzw. IG (N=109) durchgeführt. Die Patienten waren im Schnitt 48 Jahre alt, der Frauenanteil lag bei etwa 75%.

Ergebnisse: In der IG wurden bei Reha-Ende 17% der Varianz der Zufriedenheit mit medikamentenbezogenen Informationen aufgeklärt. Einziger Prädiktor war der Eingangswert bzgl. des Kriteriums, d.h. das Ausmaß an Zufriedenheit mit medikamentenbezogenen Informationen bei Reha-Beginn (Beta=.428; p=.001). Unter usual care (KG) wurden bei Reha-Ende 36% der Varianz der Zufriedenheit mit medikamentenbezogenen Informationen aufgeklärt. Neben der entsprechenden Informationszufriedenheit bei Reha-Beginn (Beta=.502; p<.001; Varianzaufklärung 20,3%) waren eine geringer ausgeprägte Komorbidität (Beta=-.306; p=.012) und eine kürzere Krankheitsdauer (Beta=.251; p=.035) mit einer höheren medikamentenbezogenen Informationszufriedenheit assoziiert. Der inkrementelle Varianzzuwachs lag bei 10,2% durch die Komorbidität und bei 5,1% durch die Krankheitsdauer.

Diskussion/Schlussfolgerung: Soziodemographische Variablen erwiesen sich in beiden Gruppen nicht als Prädiktoren der Zufriedenheit mit medikamentenbezogenen Informationen. Unter usual care-Bedingungen profitierten allerdings die stärker belasteten Rehabilitanden (abgebildet über höhere Komorbidität und längere Krankheitsdauer) subjektiv weniger von der medikamentenbezogenen Informationsvermittlung während der Rehabilitation. In der IG zeigte sich dieser Nachteil der stärker Belasteten nicht. Unserer Einschätzung nach wurde durch die gezielte Maßschneiderung der Informationen auf die subjektiven Informationsbedürfnisse in der IG der Einfluss patientenseitiger Variablen, die unter usual care mit einer schlechteren Informationszufriedenheit einhergehen, nivelliert. Dies betont u.E. den Nutzen einer bedarfsgerechten Informationsvermittlung.

Dank: Wir danken herzlich den Kooperationskliniken: Rehabilitationsklinik Frankenhausen DRV-Bund, Bad Frankenhausen; Rehabilitationsklinik "Garder See", Lohmen; Klinik am Homberg, Bad Wildungen; DE´IGNIS Fachklinik GmbH, Egenhausen; Psychosomatische Fachklinik Schömberg, Schömberg

Die SIMS-Skala wurde entwickelt an der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung und Abteilung Innere Medizin VI, Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie des Universitätsklinikums Heidelberg, Heidelberg, Deutschland.