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Assoziation des Gesundheitszustandes mit beruflichen Gratifikationskrisen bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis und Systemischem Lupus Erythematodes
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Published: | October 25, 2013 |
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Hintergrund: Das Berufsleben beeinflusst das gesundheitliche Wohlbefinden von chronisch Kranken. Wir untersuchten deshalb das Thema berufliche Gratifikationskrisen (nach dem Modell der Effort-Reward-Imbalance; ERI) bei Patienten (Pat) mit rheumatoider Arthritis (RA) und systemischem Lupus erythematodes (SLE).
Methodik: In einer Querschnittsstudie wurden Patienten mit RA und SLE sowie Kontrollpersonen (K) ohne rheumatische Erkrankung befragt. Neben den standardisierten Fragebögen SF-36 und ERI wurden klinische Daten und Aspekte der Beeinträchtigungen durch Krankheiten erhoben. Der ERI-Fragebogen erfasst die arbeitsbezogene Verausgabung, Belohnung und die übersteigerte Leistungsbereitschaft auf Punktskalen. Die Belohungsskala errechnet sich aus ihren drei Subskalen Wertschätzung, Arbeitsplatzsicherheit und Gehalt/beruflicher Aufstieg. Die Assoziation zwischen schlechtem selbst berichteten Gesundheitszustand (SF-36 Item 1) und den ERI-Skalen wurde mittels logistischer Regression untersucht. Berichtet werden rohe und adjustierte Odds-Ratios (OR), beim ERI bezogen auf den Anstieg der jeweiligen Skala um einen Punktwert. Ein positives Votum der Ethikkommission liegt vor.
Ergebnisse: 519 Pat (267 RA, 90.2% weiblich) und 177 K (90.3% weiblich) erfüllten die Einschlusskriterien. Das Alter betrug (Mittelwert±Standardabweichung) 44.0±10.4 (K 42.8±9.8) Jahre, die Krankheitsdauer der Pat war 9.7±7.1 Jahre, der Health Assessment Questionaire Wert der Pat lag bei 1.0±0.5 (K 0.4±0.1). 85.7% der Pat berichteten mindestens eine Komorbidität (Range 0-10), (K 45.2%, Range 0-4). Adjustierung nach Alter, Geschlecht und Anzahl der Komorbiditäten zeigt für RA bzw. SLE Pat (verglichen mit K) ein OR (95% Konfidenzintervall) von 10 (5-19) bzw. 7 (3-14) hinsichtlich eines schlechten selbst berichteten Gesundheitszustands. Die rohen ORs für die einzelnen ERI Skalen lauten: Verausgabung 1.10 (1.05-1.15), Belohnung 0.96 (0.94-0.98), Wertschätzung 0.93 (0.87-0.98), Arbeitsplatzsicherheit 0.92 (0.85-1.01), Gehalt / beruflicher Aufstieg 1.01 (0.95-1.08) und übersteigerte Leistungsbereitschaft 1.02 (0.95-1.10). Bei Adjustierung nach Diagnose (RA, SLE, keine RA oder SLE), Alter, Geschlecht und Anzahl der Komorbiditäten bleiben diese Zahlenwerte nahezu unverändert. Die Verausgabung- und Belohnung-Skalen haben einen signifikanten Einfluss auf den berichteten Gesundheitszustand (p < 0.05). Die Belohnungsskala wird dabei vor allem durch die wahrgenommene Wertschätzung beeinflusst, da nur für diese Subskala der Belohnungsskala ein signifikanter Einfluss (p < 0.05) auf den berichteten Gesundheitszustand nachge¬wiesen werden konnte, nicht aber für die Skalen Arbeitsplatzsicherheit und Gehalt/beruflicher Aufstieg (p > 0.05).
Diskussion/Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse zeigen eine starke Assoziation zwischen den ERI-Skalen Verausgabung und Belohnung und dem selbst berichteten Gesundheitszustand. Hohe Verausgabung und niedrige Belohnung - vor allem in Form von Wertschätzung - sind signifikante Risikofaktoren für einen schlechten Gesundheitszustand. Eine diagnostizierte RA bzw. ein SLE führen zu einem zusätzlichen OR von 10 bzw. 7 für den als schlecht wahrgenommen Gesundheitszustand. Die Ergebnisse unterstreichen die besondere Wichtigkeit geeigneter Arbeitsumgebungen. Die weitere Analyse der Studiendaten soll helfen, Strategien für Förderungs- und Unterstützungsmöglichkeiten für Patienten mit entzündlich-rheumatischen Systemerkrankungen zu finden.