gms | German Medical Science

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Die High 5s OP-Checkliste – Ergebnisse der Evaluation von über 60.000 Fällen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Daniel Berning - Institut für Patientensicherheit (IfPS) der Universität Bonn, Bonn, Germany
  • Liat Fishman - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Berlin, Germany
  • Daniela Renner - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Berlin, Germany
  • Christian Thomeczek - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Berlin, Germany
  • Constanze Lessing - Institut für Patientensicherheit (IfPS) der Universität Bonn, Bonn, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocKV11-236

doi: 10.3205/13dkvf125, urn:nbn:de:0183-13dkvf1254

Published: October 25, 2013

© 2013 Berning et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Hintergrund: Eine Zielsetzung der internationalen WHO Initiative "Action on Patient Safety: High 5s" ist die Vermeidung von Eingriffsverwechslungen durch Implementierung einer standardisierten Handlungsempfehlung (standardized operating procedure "correct site surgery" (SOP CSS)). Zentrale Schritte der SOP sind wiederholte Prüfungen der Patientenidentität, eine Markierung des Eingriffsorts und ein "Team-Time-Out". Seit 2010 haben 16 deutsche Krankenhäuser diese SOP implementiert. Ein wichtiges Hilfsmittel zur Unterstützung der SOP ist die High 5s OP-Checkliste. Zu Evaluationszwecken werden die Checklisten elektronisch eingelesen und Indikatorendaten berechnet, die den Grad der Einhaltung der SOP-Schritte abbilden und zusätzlich Aussagen über die Dokumentationsqualität ermöglichen.

Methodik: Für jeden operativen Fall werden papierbasierte High 5s OP-Checklisten durch das Personal der teilnehmenden Krankenhäuser (n=16) ausgefüllt, deren Durchschläge zu Evaluationszwecken an das IfPS versendet wurden. Die Checklisten des Jahres 2012 wurden auf folgende Messgrößen untersucht: Anteil der Checklisten in Bezug auf die durchgeführten Eingriffe (CS-0), Anteil der Fälle mit vollständigem präoperativen Verifikationsprozess (CS-1), Anteil der Fälle mit korrekter Eingriffsmarkierung (CS-2), Anteil der Fälle mit vollständigem Team-Time-Out (CS-3), Anteil der Fälle, bei denen beim Team-Time-Out Abweichungen dokumentiert wurden (CS-4), Anteil der Eingriffe, die trotz Abweichungen beim Team-Time-Out begonnen wurden (CS-5), Anteil der Eingriffe, die abgesetzt wurden aufgrund von Abweichungen in der präoperativen Verifikation oder im Team-Time-Out (CS-6). Alle seit November 2010 eingegangenen Checklisten wurden außerdem auf Vollständigkeit der Dokumentation untersucht. Im Rahmen der elektronischen Auswertung der Checklisten wurden die Häufigkeiten der Merkmalsausprägungen einzelner Checklistenfelder berechnet und die Listen auf Vollständigkeit überprüft. Entsprechend der internationalen High 5s Berechnungsgrundlagen wurden die Indikatoren ermittelt und daraus aggregierte Daten für jedes Krankhaus bezogen auf die Kalendermonate und das gesamte Jahr 2012 generiert. Zu jedem Indikator wurde eine Rangliste der Krankenhäuser erstellt. Die Häuser mit den jeweils besten und schlechtesten Resultaten wurden für jeden Indikator identifiziert.

Ergebnisse: 111.960 Checklisten wurden auf Vollständigkeit der Dokumentation untersucht. 10,6% aller Checklisten waren zu 100% ausgefüllt, 50% der Checklisten waren zu 85,7% oder mehr ausgefüllt.

Aus den 62.234 eingegangenen Checklisten des Jahres 2012 wurden die High 5s Indikatoren berechnet. Es konnten vier Häuser identifiziert werden, die durchgehend hohe Ergebnisse bei den Indikatoren CS-0, CS-1, CS-2 und CS-3 erzielten. Zwei dieser vier Krankenhäuser waren auch im oberen Viertel der Häuser für die Indikatoren CS-4 und CS-5. Für den Indikator CS-6 waren die Ränge dieser Häuser sehr unterschiedlich. Zwei Krankenhäuser erzielten durchgehend Platzierungen im unteren Viertel für die Indikatoren CS-0 bis CS-3. Beide hatten dagegen eine sehr niedrige Rate an abgesetzten Eingriffen aufgrund von Diskrepanzen (CS-6, 0,00% bzw. 0,01%).

Diskussion/Schlussfolgerung: Innerhalb der deutschen High 5s Krankenhäuser haben sich Checklisten als ein Standardwerkzeug zur Überwachung und zur Dokumentation der Versorgung von operativen Patienten etabliert. Zwei Jahre nach dem Beginn der Implementierung der SOP CSS haben alle Häuser gleichbleibende Leistungsniveaus erreicht. Aus unserer Analyse der Checklisten lässt sich eindeutig ableiten, dass die Projektkrankenhäuser in Gruppen mit Spitzenleistungen und solchen mit unterdurchschnittlichen Leistungen bezogen auf die ersten 4 High 5s Indikatoren (Vollständigkeit der SOP) einteilbar sind, wobei die Mehrzahl der Häuser im Mittelfeld rangiert. Bei den Indikatoren, die sich auf SOP-Diskrepanzen beziehen, sind keine eindeutigen Spitzenreiter identifizierbar. Die Ergebnisse sind beeinträchtigt durch den unterschiedlichen Grad der Vollständigkeit der Dokumentation. Es bedarf weiterer Nachforschungen in wie weit ein Zusammenhang zwischen dem Einhalten der SOP, der Vollständigkeit der Dokumentation und den Ergebnissen der High 5s Indikatoren besteht.