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Entwicklung und Evaluation eines interaktiven Informationssystems für Patienten/innen mit chronischen Erkrankungen
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Published: | October 25, 2013 |
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Hintergrund: Im Rahmen chronischer Krankheiten gibt es zahlreiche Behandlungsentscheidungen, bei denen mehrere, im optimalen Falle evidenzbasierte Therapieoptionen vorliegen. Häufig sind diese Alternativen mit einem gewissen Grad an Unsicherheit hinsichtlich der Ergebnisse verbunden. In diesen Entscheidungssituationen kommt hochwertigen Patienteninformationen, insbesondere bezüglich der Vor- und Nachteile der Behandlungsoptionen, eine besonders große Bedeutung zu.
Online verfügbare Interaktive Informationssysteme bieten die Möglichkeit, derartige Informationen individuell zu präsentieren. Diese Systeme kombinieren gesundheitsbezogene Informationen mit mindestens einem zusätzlichen Angebot, wie z.B. Unterstützung bei einer Entscheidung oder bei Verhaltensänderungen (Murray et al. 2005). Größere Mengen an Information können in kleinen Einheiten entsprechend der Nutzerpräferenzen interaktiv und in personalisierter Form dargeboten werden. So kann die persönliche Relevanz der Informationen und das Erinnern an die Informationen erhöht werden (Boudreau et al 2011, Noar et al 2007). Interaktive Informationssysteme können einen positiven Einfluss auf krankheitsbezogenes Wissen, wahrgenommene soziale Unterstützung, gesundheitsbezogenes Verhalten und klinische Parameter haben (Murray et al. 2005). Hinweise für positive Effekte auf die Selbstwirksamkeit der NutzerInnen liegen ebenfalls vor.
Mit der Studie wird das Ziel verfolgt, ein webbasiertes, präferenzsensitives Interaktives Informationssystem für PatientInnen mit Diabetes mellitus Typ 2 und chronischen Kreuzschmerzen zu evaluieren.
Methodik: Im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Studie wird die Wirksamkeit des Interaktiven Informationssystems gegenüber einer inhaltsgleichen, statischen Website untersucht. Primäre Outcomes sind krankheitsspezifisches Wissen (selbst konstruierter Fragebogen), Qualität des Selbstmanagements und der Patient-Arzt-Interaktion sowie die Lebensqualität der Betroffenen (Health Education Impact Questionnaire, Schuler et al. 2012). Sekundäre Outcomes sind Entscheidungskonflikt (Decisional Conflict Scale, O´Connor 1995) und Vorbereitung auf die Entscheidungsfindung (Preparation for Decision Making Scale, Graham & O´Connor 1996). Es wird angenommen, dass durch die bedarfsorientierte und interaktive Darstellung der Informationen der Nutzen des Informationssystems gegenüber der statischen Website erhöht werden kann. Die Messzeitpunkte liegen unmittelbar vor und nach der ersten Nutzung des Informationssystems sowie drei Monate später.
Um einen erwarteten kleinen Effekt (Cohens d=0.2) statistisch absichern zu können, wurde angestrebt, N=414 Teilnehmer pro Indikation einzuschließen. Einschlusskriterien sind Alter von mind. 18 Jahren, selbstberichtete Diagnose eines Diabetes mellitus Typ 2 bzw. über mind.3 Monate anhaltende Schmerzen im unteren Rücken sowie Internetzugang. Der Zugang von PatientInnen zur Studie wurde vermittelt über kooperierende Krankenkassen, Rentenversicherungsträger sowie Selbsthilfegruppen und -verbände, ambulante Praxen und Praxisverbünde.
Die Hypothesen werden mittels t-Tests für unabhängige Stichproben überprüft. Falls Baseline-Unterschiede zwischen Gruppen identifiziert werden, werden diese als Confounder-Variablen in kovarianzanalytischen (ANCOVA-) Modellen eingeschlossen.
Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Abstracteinreichung sind N=158 Teilnehmer mit Diabetes mellitus Typ 2 und N=361 Teilnehmer mit chronischem Kreuzschmerz in die Studie eingeschlossen. Die Rekrutierung ist beendet, die Daten aus den Follow-up-Erhebungen werden Ende Juli vorliegen. Die vollständigen Evaluationsergebnisse werden im Rahmen des Kongresses präsentiert und diskutiert werden können.
Diskussion/Schlussfolgerung: Interaktive Informationssysteme können die Versorgung chronisch Kranker ergänzen und das Gesundheitssystem entlasten. Um breiten Zugang zu den Patienten zu finden und gute Ergebnisse für Patienten und Versorger zu erzielen, ist eine enge Abstimmung mit bestehenden Versorgungsangeboten nötig.