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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Überprüfung einer patientenzentrierten Intervention zur Prävention chronischer post-operativer Schmerzen bei onkologischen Patienten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Evelyn Adam, - IFOM, Köln, Germany
  • Corinna Ludwig - Lungenklinik Köln Merheim, Köln, Germany
  • Edmund Neugebauer - IFOM, Köln, Germany
  • Astrid Althaus - IFOM, Köln, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocT4-11-224

doi: 10.3205/13dkvf091, urn:nbn:de:0183-13dkvf0914

Published: October 25, 2013

© 2013 Adam, et al.
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Text

Hintergrund: Trotz beachtlicher Fortschritte in der Schmerzforschung in den letzten Jahrzehnten ist die Therapie akuter Schmerzen nach Operationen in vielen westeuropäischen Krankenhäusern suboptimal [1]. Ein hoher postoperativer Akutschmerz verursacht nicht nur unnötiges Leiden für die Patient_innen, sondern gilt als einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Chronifizierung postoperativer Schmerzen. Nach Thorakotomien liegt die Prävalenz für postoperative Schmerzchronifizierung bei bis zu 50%; damit gehören Thorakotomien zu den chirurgischen Eingriffen mit den höchsten Risiken für Schmerzchronifizierung [2]. Entsprechend der S3-Leitlinie „Behandlung akuter perioperativer und postoperativer Schmerzen“ [3] beginnt die Akutschmerztherapie idealerweise stationär vor der Operation durch eine adäquate Patienteninformation und -aufklärung. Eine schmerzbezogene psychologische Patientenedukation kann präoperativ Stress und Angst reduzieren und sich positiv auf den postoperativen Schmerzverlauf auswirken [4].

Methodik: Ziel dieser prospektiven, kontrolliert randomisierten Studie ist es, an den Gruppen der Patient_innen mit Thorakotomien und Video-assistierten Thorakoskopien (VATS) zu überprüfen, ob durch ein systematisches patienten-zentriertes Empowerment der akute Schmerzverlauf nach Operationen günstig beeinflusst werden kann: Die Intervention besteht aus drei Komponenten: I) Präoperative Erfassung eventueller Risikofaktoren für postoperative Schmerzchronifizierung [5] um II) eine bedarfsorientierte Intervention zu ermöglichen. Diese setzt sich aus individualisierten kognitiv-behavioralen Maßnahmen zur Stress- und Angstreduktion zusammen, wie Kurzcoaching zur Stressentlastung, Entwicklung von Copingstrategien, Ablenkungs- und Entspannungsübungen (Atemübungen, progressive Muskelentspannung), Imaginationsreisen und supportive Methoden wie empathisches Zuhören, Ermutigung etc. Weiterhin erhalten die Patient_innen III) eine Evidenz-basierte Patienteninformation zur S3-Leitlinin „Behandlung akuter perioperativer und posttraumatischer Schmerzen“ [6], die u.a. über realistische Möglichkeiten der Schmerzreduktion und über psychische Einflussfaktoren der postoperativen Schmerzen informiert.

Ergebnisse: Mit dem Einschluss der Patient-innen in die Studie haben wir Anfang April 2013 begonnen. Ende Oktober werden wir voraussichtlich die Wirksamkeit unserer Intervention hinsichtlich einer Optimierung des Akutschmerzverlaufs beschreiben können. Nach den ersten Erfahrungen lässt sich eine Bereitschaft an der Studie teilzunehmen bei 50% der in Frage kommenden Patient_innen feststellen. Argumente gegen eine Teilnahme sind häufig „ich habe andere Dinge im Kopf“, „ich habe keine Schmerzen, ich habe Angst“ oder auch „ich musste heute schon so viele Fragen beantworten“. Andererseits drücken die Patient_innen, die teilnehmen aus, dass sie Ablenkung brauchen oder per se ein Interesse an wissenschaftlichen Studien haben. Die Gegenwart von Angehörigen wirkt sich zumeist positiv auf die Teilnahmebereitschaft der Patient_innen aus. Auf Seiten des Pflegepersonals und der Mediziner_innen stößt die Studie bisher auf großes Interesse und Unterstützung.

Diskussion/Schlussfolgerung: Wir erwarten, dass die Intervention zu einer Verbesserung des Akutschmerzverlaufs (Reduzierung der Schmerzintensität, Reduzierung von Schmerzspitzen, Verringerung von analgetischen Nebenwirkungen) führt. Sekundäres Ziel dieser Studie ist die Identifikation förderlicher und hinderlicher Faktoren auf Klinik- und Patient_innen-Ebene, die eine erfolgreiche Implementierung unserer Intervention beeinflussen.

Die Studie wurde im Rahmen der DFG-Nachwuchsakademie „Klinische Studien“ (AL 1459/1-1) gefördert.


Literatur

1.
Benhamou D, et al. Postoperative Analgesic Therapy Observational Survey (PATHOS): a practice pattern study in 7 central/southern European countries. Pain. 2008;136(1-2):134-41.
2.
Kehlet H, Jensen TS, Woolf CJ. Persistent postsurgical pain: risk factors and prevention. Lancet. 2006;367:1618-25.
3.
S3-Leitlinie. "Behandlung akuter perioperativer und posttraumatischer Schmerzen". AWMF-Register. Nr. 041/001:15.
4.
Gräwe JS, Mirow L, Bouchard R, Lindig M, Hüppe M. Einfluss präoperativer Patienteninformationen auf postoperative Schmerzen unter Berücksichtigung individueller Stressverarbeitung. Der Schmerz. 2010 Dec; 24(6):575-86.
5.
Althaus A, Hinrichs-Rocker A, Lefering R, Simanski C, Weber F, Moser KH, Joppich R, Trojan S Gutzeit N, Neugebauer E. Development and validation of a screening-instrument for the prediction of chronic postsurgical pain. European Journal of Pain. 2012 Jul; 16(6):901-10.
6.
Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Schmerztherapie, Hrsg. Schmerzbehandlung bei Operationen - Eine Patientenleitlinie. 2011.