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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Ergebnisqualität in der Rehabilitation – von der Qualitätssicherung zur Qualitätspartnerschaft

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sigrid Linck-Eleftheriadis - MDK Rheinland-Pfalz, Alzey, Germany
  • Klaus Freidel - MDK Rheinland-Pfalz, Alzey, Germany
  • Bernd Röhrig - MDK Rheinland-Pfalz, Alzey, Germany
  • Thomas Schlicht - Techniker Krankenkasse, Hamburg, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocT2-16-140

doi: 10.3205/13dkvf082, urn:nbn:de:0183-13dkvf0825

Published: October 25, 2013

© 2013 Linck-Eleftheriadis et al.
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Hintergrund: Seit einigen Jahren sind die Qualitätssicherungsprogramme der Deutschen Rentenversicherung und das QS-Reha-Verfahren der gesetzlichen Krankenversicherung etabliert (Jäckel, 2010). Diese eignen sich gut um definierte Standards zu erreichen. Zur Vertiefung von Qualitätspartnerschaften zwischen Kostenträgern und Rehaeinrichtungen nützen diese Verfahren weniger, weil die Ergebnisqualität weitgehend fehlt, der Zeitraum zwischen Datenerhebung und Feedback erheblich ist und eine direkte Kommunikationsplattform nicht vorgesehen ist.

Mit dem TK EVA-Reha® Projekt wird aufgezeigt, wie die kontinuierliche Erfassung qualitätsrelevanter Daten über ein Benchmarkverfahren zum Aufbau von Qualitätspartnerschaften zwischen Kostenträgern und Leistungserbringern genutzt werden können.

Methodik: Mit dem softwaregestützten Dokumentationssystem EVA-Reha® (Evaluation der Rehabilitation) (Noack et al., 2005, Zieres und Weibler 2012) werden seit 2006 anonymisiert Daten in derzeit 49 orthopädischen Rehabilitationseinrichtungen bundesweit kontinuierlich erfasst (Vollerhebung). Es werden Basisdaten wie Art und Dauer der Rehabilitation, Alter und Geschlecht der Rehabilitanden sowie soziodemographische Daten wie Lebenssituation bei Aufnahme und Entlassung sowie Zuweiser erfasst, daneben medizinische Daten wie Schädigungsdiagnose, Morbidität, prognoserelevante Risikofaktoren, Funktionsstörungen und Beeinträchtigungen von Aktivitäten des täglichen Lebens sowie die therapeutischen Leistungen (KTL 2007). Die Rehaeffekte werden im Vorher-Nachher-Vergleich (Prä-Post-Design) störungsspezifisch gemessen. Zum Einsatz kommen der ATL-5 Ortho - fünf relevante Items aus dem FIM-TM - (Granger et al., 1986), EVA-Reha® Ortho Hüfte/Knie als Weiterentwicklungen des Staffelstein-Scores (Middeldorf und Casser, 2000) sowie die Oswestry Disability Scale ODI (Fairbank et al., 1980), ein Patientenfragebogen, der den Einfluss der Rückenschmerzen auf die Alltagsbewältigung erfasst. Der Einfluss der nicht von den Einrichtungen beeinflussbaren Größen wird durch eine Adjustierung mittels Regression berücksichtigt (Farin et al., 2004). Die Ergebnisse aus EVA-Reha® und der TK internen Patientenzufriedenheitsbefragung werden den Kliniken zur Verfügung gestellt. In den jährlichen Qualitätsgesprächen wird der Optimierungsbedarf identifiziert und diskutiert. Dieser wird in einer Zielvereinbarung festgehalten. Im nächsten Gespräch wird auch der Umsetzungserfolg in der Klinik bewertet.

Ergebnisse: Von 2006 bis 2012 konnten in Jahreskohorten zusammengefasst die Daten von insgesamt 31804 Rehaverläufen aus 49 Einrichtungen ausgewertet werden. Im Jahr 2012 (N=8318) lag der AHB-Anteil 87 %. 37 % der Rehabilitanden hatten zuvor operativ Hüftgelenkersatz, 28 % Kniegelenkersatz erhalten. Die Patienten waren zu 58 % weiblich und im arithmetischen Mittel 72 Jahre alt. Die Rehadauer lag im Mittel bei 20,5 Tagen. Die Effektstärken wiesen durchweg auf hohe Rehaeffekte hin. Die adjustierten Rehaeffekte der Kliniken hingegen unterscheiden sich zum Teil deutlich. Die Profile der therapeutischen Leistungen nach KTL zeigten unterschiedliche Therapiekonzepte auf, wobei in der Regel der Schwerpunkt auf aktiven Leistungen lag. So erhielten im Jahr 2012 die Rehabilitanden in Durchschnitt 425 Minuten pro Woche aktivierende Therapiemaßnahmen aus den Leistungsgruppen Sport- und Bewegungstherapie, Physiotherapie sowie Ergotherapie und andere funktionelle Therapie. 98 % der Patienten erhielten im Mittel 80 Minuten Einzelphysiotherapie pro Woche. Die Ergebnisse aus den Patientenbefragungen hinsichtlich der Qualität und Quantität der Therapien sowie des Rehabilitationserfolgs wurden in die Bewertung mit einbezogen. Die Ergebnisse der Assessments der Einzeleinrichtungen wurden dezidiert im Vergleich zu den anderen Einrichtungen aufbereitet, sodass ein potentieller Optimierungsbedarf konkret erkennbar war.

Diskussion/Schlussfolgerung: Der systematische Aufbau von Qualitätspartnerschaften zwischen Kostenträger und Leistungserbringer konnte von den Kliniken zur Verbesserung ihrer Qualität genutzt werden. Beispielsweise überarbeiteten einige Kliniken ihre Therapiekonzepte. Gleichzeitig konnte die Zuweisung durch die Krankenkasse noch gezielter nach den Klinikschwerpunkten erfolgen. Darüber hinaus wurde die Dimension Ergebnisqualität bzw. Zielerreichungsgrad auch bei Preisverhandlungen berücksichtigt. Die Einrichtungen profitierten von einer stabilen bis steigenden Fallzahl. Einige Einrichtungen nutzten das Projekt, um ihr Qualitätspotenzial auch nach außen darzustellen (Bensch et al., 2011).