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Aufbau eines therapeutischen Netzwerks mit Lebensqualitätsdiagnostik und -therapie in der Versorgung von Patientinnen mit Mammakarzinom: Bewertung aus Sicht von Patientin und Arzt
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Published: | October 25, 2013 |
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Hintergrund: Die Therapie von behandlungsbedürftiger, kranker Lebensqualität (LQ) bei Patientinnen mit Mammakarzinom erfordert ein umfassendes therapeutisches Netzwerk zur Behandlung spezifischer Beschwerden. In einer komplexen Intervention wurde ein LQ-System mit Diagnostik und Therapie von kranker LQ implementiert, evaluiert und die Wirksamkeit in einer randomisierten kontrollierten Studie (RCT) nachgewiesen.
Methodik: In der RCT (einfach-blind) mit 2x100 Patientinnen mit primärem Mammakarzinom erfolgte die Diagnostik von kranker LQ mittels standardisierter Fragebogenmessung (EORTC QLQ-C30, QLQ-BR23), eingebettet in die Nachsorgeintervalle des 1. Nachsorgejahres (0, 3, 6, 9, 12 Monate postoperativ). In der Interventionsgruppe (IG) wurden die Fragebogenmesswerte zur anschaulichen Darstellung der LQ in ein LQ-Profil umgewandelt (LQ in 10 Dimensionen; Skala von 0 (=sehr schlecht) bis 100 (=sehr gut); Cutoff-Wert für kranke LQ < 50 Punkte). Das Profil wurde von einer Expertengruppe (Ärzte, Psychologen) unter Berücksichtigung des Gesundheitsstatus der Patientin befundet und in einem Gutachten (konkrete Therapieempfehlungen zur Verbesserung der LQ) an den nachsorgenden Arzt (KoA) verschickt. Für die Behandlung kranker LQ wurde ein regionales multidisziplinäres Netzwerk definierter Therapieoptionen aufgebaut (Psychotherapie, Physiotherapie, Sozialberatung, Schmerztherapie, Ernährung/ Fitness). Kontrollgruppenpatientinnen (KG) erhielten reguläre Nachsorge entsprechend der S3-Leitlinie. Beim Abschluss der RCT erfolgte eine qualitative Bewertung des LQ-Systems durch die Patientin (telefonisches Abschlussinterview) und den KoA (Fragebogen).
Ergebnisse: 191 Patientinnen (IG n=90, KG n=91) nahmen am Abschlussinterview teil (91%). Von 38 angeschriebenen KoAs beteiligten sich 30 (79%) an der Nachbefragung.
Im Abschlussinterview 12 Monate postoperativ gaben 51% der Patientinnen der IG und 47% der KG an, gesundheitlich wieder vollkommen hergestellt zu sein (noch nicht vollkommen wiederhergestellt: IG 42%, KG 44%; sonstige Beschwerden: IG 7%, KG 10% (KG)).
97% der Patientinnen der IG und 90% der KG berichteten, dass im Laufe der Nachsorge genau die Probleme behandelt wurden, die für sie wichtig waren, 1% (IG) vs. 8% (KG) empfanden dies nicht so (Patientin ist sich unsicher: IG 2%, KG 2%).
In der Nachbefragung der KoAs beurteilten 83% der Ärzte das LQ-Profil als hilfreich, 3% als teilweise hilfreich und 7% als nicht hilfreich (keine Angabe: 7%). Die Therapieempfehlungen im Gutachten wurden von 77% als hilfreich und von 17% als nicht hilfreich eingeschätzt (keine Angabe: 17%). 90% wünschten, auch künftig LQ-Profil und -Gutachten zu erhalten.
Befragt nach der Durchführung der LQ-Therapien gaben KoAs an, am häufigsten einen Spezialisten für soziale (80%) und psychologische Beratung (77%) hinzuzuziehen, wohingegen Beratung zu Ernährung und Fitness oftmals vom Arzt selbst durchgeführt wurde (47%).
Diskussion/Schlussfolgerung: Ein LQ-System mit systematischer LQ-Diagnostik und gezielter Therapie führt zu einer Verbesserung der LQ von Patientinnen mit Mammakarzinom im ersten Nachsorgejahr.
Patientinnen fühlten sich während der Nachsorge umfassend gut betreut, wobei unter LQ-Diagnostik und -Therapie die aus Sicht der Patientin relevanten Probleme in der Nachsorge tendenziell häufiger behandelt wurden.
Bei LQ-Einbrüchen zogen KoAs zumeist einen Spezialisten hinzu, was ein regionales Netzwerk aus LQ-Therapeuten erfordert. Insgesamt empfanden Ärzte das LQ-System mit Profil und Gutachten als hilfreiches Netzwerk und wertvolle Unterstützung, auch für den künftigen Gebrauch in der Routineversorgung der Patientinnen.