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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Soziodemographische und organisationale Faktoren und Ihr Einfluss auf die Kaiserschnittrate – Eine deutschlandweite Studie auf Basis von Sekundärdaten

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Nadine Scholten - IMVR, Universität zu Köln, Köln, Germany
  • presenting/speaker Holger Pfaff - IMVR, Universität zu Köln, Köln, Germany
  • Ute Karbach - IMVR, Universität zu Köln, Köln, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocT1-14-286

doi: 10.3205/13dkvf058, urn:nbn:de:0183-13dkvf0585

Published: October 25, 2013

© 2013 Scholten et al.
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Hintergrund: Innerhalb der letzten 20 Jahre hat sich in Deutschland die Kaiserschnittrate fast verdoppelt. Diese liegt laut statistischem Bundesamt bei über 30% [1] und überschreitet somit deutlich die von der WHO empfohlene Rate von 15% [2]. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung konnte für Deutschland große regionale Unterschiede in den Kaiserschnittraten zeigen [3]. Ziel dieser Arbeit ist es anhand eines deutschlandweiten Datensatzes mögliche Einflussfaktoren auf die Kaiserschnittrate zu untersuchen. Neben krankenhausseitigen Faktoren werden weitere regionale, soziodemographische Indikatoren untersucht, die die Rate an Schnittentbindungen möglicherweise beeinflusst.

Methodik: Die Analyse basiert auf den, in den gesetzlichen Qualitätsberichten 2010, veröffentlichten Daten. Datengrundlage sind somit die Daten aller nach §108 SGB V zugelassenen Krankenhäusern. Insgesamt betrachtet werden 807 unterschiedliche Krankenhäuser mit 663.597 stationären Krankenhausentbindungen. Zur Analyse des Einflusses regionaler Faktoren auf die Kaiserschnittrate werden weitere soziodemographische Faktoren (INKAR - Daten) auf Kreisebene hinzugespielt. Mögliche Zusammenhänge, zwischen Krankenhauseigenschaften (z.B. Trägerschaft, akademischer Lehrstatus), strukturellen Eigenschaften (z.B. Haupt- oder Belegabteilung, Hebammenrate) der behandelnden Abteilung, wie auch soziodemographischen Faktoren der Region und der Kaiserschnittrate werden anhand von Regressionsanalysen untersucht.

Ergebnisse: Die Kaiserschnittrate für das Jahr 2010 liegt laut unseren Daten bei 38,8 Prozent. Der Anteil ungeplanter versus geplanter Kaiserschnitte ist hierbei ungefähr gleich groß (48,6 versus 51,4 Prozent). 5,9 Prozent der stationären Entbindungen finden mit instrumenteller Hilfe statt (Vacuum- oder Zangenentbindungen). Erste Ergebnisse weisen auf einen Zusammenhang zwischen soziodemographischen Merkmalen (z.B. Bildung) der Region und der Kaiserschnittrate hin. Des Weiteren finden sich jedoch auch auf Krankenhaus- und Abteilungsebene organisationale Faktoren, die die Rate an Kaiserschnitten beeinflusst. (Ergebnisse Stand Mai 2013)

Diskussion/Schlussfolgerung: Insgesamt zeigen sich zwischen den einzelnen Einrichtungen große Unterschiede in den Kaiserschnittraten. Inwieweit diese auf die unterschiedliche Verteilung der medizinischen Risiken (Case-Mix) zurückzuführen ist oder ob weitere, hier in der Studie nicht untersuchte Faktoren, die Entscheidung zum Kaiserschnitt systematisch beeinflussen muss im Detail weiter untersucht werden.


Literatur

1.
Statistisches Bundesamt. https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Gesundheit/Krankenhaeuser/Tabellen/KhKaiserschnittJahre.html [abgerufen am 07.05.2013] External link
2.
World Health Organization. Appropriate technology for birth. Lancet. 1985;2:436-7.
3.
Kolip, P, Nolting, HD, Zich K. Faktencheck Gesundheit: Kaiserschnittgeburten - Entwicklung und regionale Verteilung. Bertelsmann Stiftung; 2012.