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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

PRIMA-eDS : Reduktion von Polypharmazie in älteren, multimorbiden Patienten durch elektronischen Decision-Support

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christina Sommerauer - Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Witten, Germany
  • Barbara Faller - Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Witten, Germany
  • Illka Kunnamo - Duodecim, Helsinki, Finland
  • Christin Löffler - Insitut für Allgemeinmedizin, Rostock, Germany
  • Tim Johansson - Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, Salzburg, Austria
  • Giuliano Piccoliori - Südtiroler Akademie für Allgemeinmedizin, Bozen, Italy
  • Aneez Esmail - Institute of Population Health, Manchester, United Kingdom
  • presenting/speaker Andreas Sönnichsen - Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Witten, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocT1-14-290

doi: 10.3205/13dkvf055, urn:nbn:de:0183-13dkvf0558

Published: October 25, 2013

© 2013 Sommerauer et al.
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Hintergrund: Polypharmazie ist weit verbreitet unter älteren, multimorbiden Patienten und nimmt weiter zu in unserer alternden Gesellschaft. Sie ist häufig durch die leitliniengerechte Therapie der einzelnen Erkrankungen bedingt, da Leitlinien in der Regel Multimorbidität nicht berücksichtigen und auch die Studien, die den Leitlinien zugrunde liegen, nicht an multimorbiden Patienten durchgeführt werden. Leitlinien für die Behandlung multimorbider älterer Patienten fehlen daher weitgehend. Während es unklar ist, ob die bei Einzelerkrankungen bewährte medikamentöse Therapie auch im Falle von Multimorbidität die gewünschten Effekte erbringt , steigt das Risiko für unerwünschte Interaktionen und unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Polypharmazie stark an. Verschiedene Strategien zur Reduzierung von Polypharmazie und inadäquater Medikation bei älteren Patienten wurden bereits entwickelt, jedoch bisher kaum in randomisiert kontrollierten Studien hinsichtlich klinisch relevanter Endpunkte überprüft.

Methodik: Auf Basis mehrerer Systematic Reviews über die beste evidenzbasierte Behandlung multipler chronischer Erkrankungen bei älteren Patienten und effiziente Strategien zur Reduktion von Polypharmazie werden Empfehlungen erstellt, um die Behandlung dieser Patienten zu optimieren. Anschließend wird eine elektronische Entscheidungshilfe (electronic Decision Support [eDS]) programmiert, die diese Empfehlungen beinhaltet, und die den behandelnden Arzt über Alerts auf die Möglichkeit evidenzbasierter Reduktion von bestehender Polypharmazie hinweisen soll. Die Effektivität dieser Entscheidungshilfe für die hausärztliche Praxis soll sodann in einer großen cluster-randomisierten kontrollierten Studie an über 3000 Patienten (>300 hausärztliche Praxen) aus vier europäischen Ländern evaluiert werden. Die Randomisierung erfolgt auf Praxisebene. Medikations- und Diagnosedaten sowie weitere relevante Parameter (Blutdruck, BMI, Kreatinin u.a.) werden über ein Online-verfügbares Formular erfasst. Nur die Ärzte der Interventionsgruppe erhalten sodann Empfehlungen zur evidenzbasierten Reduktion der Medikation auf Basis der erfassten Patientendaten. Die Datenauswertung erfolgt verblindet. Primäres Zielkriterium ist ein kombinierter Endpunkt aus Hospitalisation und Tod. Als sekundäre Endpunkte wurden Lebensqualität, kognitive Funktion, unerwünschte Arzneimittelwirkungen, Medikations- und Folgekosten definiert.

Ergebnisse: Derzeit werden die Systematischen Übersichtsarbeiten erstellt und die Entscheidungshilfe programmiert. Die Rekrutierung für den Cluster-RCT wird im Herbst 2013 starten. Ziel der Studie ist es, die Hypothese zu überprüfen, dass eine Reduktion von Polypharmazie und inadäquater Verschreibungen durch strikt evidenzbasierte Behandlung zu einem verbesserten klinischen Outcome bei älteren, multimorbiden Patienten führt.

Diskussion/Schlussfolgerung: Eine Bestätigung der Hypothese rechtfertigt den breiten Einsatz des entwickelten elektronischen Decision Support Tools inklusive Integration in existierende Praxis-Softwaresysteme zur nachhaltigen Reduktion von Polypharmazie. Neben den Vorteilen für den Patienten werden auch erhebliche Kostenersparnissen im Gesundheitswesen erreicht.

Gefördert durch Grant agreement no: 305388 im 7. Rahmenprogramm der EU.