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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Verkehrsunfälle in Ballungsräumen – Methoden und Ergebnisse der German In-Depth Accident Study

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Dietmar Otte - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Verkehrsunfallforschung, Hannover, Deutschland

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocT2-14-2725

doi: 10.3205/13dkvf021, urn:nbn:de:0183-13dkvf0212

Published: October 25, 2013

© 2013 Otte.
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Die vorliegende Studie gibt zunächst einen Überblick über die Datenlage zu Verkehrsunfalldaten in Deutschland und Europa. Eine Auswertung dieser Daten aus verschiedenen Quellen in Europa zeigt eine durchaus positive Entwicklung bei der Reduktion der Unfalltoten in den EU-27 Ländern in den letzten 10 Jahren von nahezu 55.000 im Jahr 2001 auf unter 30.000 im Jahr 2010. Im Vergleich zu den restlichen EU-Ländern nimmt Deutschland hinsichtlich der geringen Anzahl der Verkehrstoten pro Einwohner und auch hinsichtlich der starken Verringerung der Verkehrstoten in den letzten 10 Jahren einen der vorderen Plätze ein. Die Verletzungsschweresituation in der EU kann im Rahmen dieser Studie allerdings nicht aufgezeigt werden da bisher in den Ländern der EU keine einheitliche Definition von verschiedenen Verletzungsschweren existiert.

Um einen Überblick über die die Unfall- und Verletzungssituation in Deutschland zu geben eigenen sich zunächst die Daten des Statistischen Bundesamtes DESTATIS mit den statistischen Daten aller deutschen Verkehrsunfälle. Auch hier zeigt sich eine durchaus positive Entwicklung der Verkehrstoten von ca. 7000 im Jahr 2001 zu 3600 im Jahr 2012. Es zeigt sich allerdings auch, dass die Zahl der Verletzten in diesem Zeitraum nur leicht rückgängig war (501.752 im Jahr 2001 auf 387978 im Jahr 2012), während die Zahl der Unfälle insgesamt sogar leicht anstieg (2.373.556 im Jahr 2001 auf 2.401.843 im Jahr 2012).

Für eine detaillierte Darstellung der Unfall- und Verletzungssituation ist die Auswertung von In-depth Datenbanken wie GIDAS (German In-Depth Accident Study) unerlässlich. Hier können die Unfalldokumentationen aus Hannover und Dresden genutzt werden um die einzelnen Verletzungen und deren Ursachen zu analysieren und die detaillierten Unfallumstände und Randbedingungen zu beschreiben. Die Daten beinhalten die Jahre 1999 bis 2012 und sind statistisch repräsentativ (Zufallsstichprobe und Wichtung). Für die Studie stehen derzeit n=23968 Verkehrsunfälle mit 46.068 Beteiligten bei Unfällen mit Personenschaden zur Verfügung. Um die Entwicklung der Verletzungssituation darstellen zu können wurden für diese Studie die Unfalljahrgänge 1999 bis 2006 mit den Jahrgängen 2007 bis 2013 verglichen. Es zeigte sich hier beispielsweise, dass der Anteil von Schwerverletzten (MAIS 3+) bei den Motorradfahrern (1999-2006: 10,5%; 2007-2012: 8,0%) bei beiden Zeitspannen höher ist als bei den verbliebenen arten der Verkehrsbeteiligung (1999-2006: 3,0%; 2007-2012: 2,3%). Den geringsten Anteil von Schwerverletzten zeigen hier die PKW-Insassen mit 1,9% im Zweitraum 1999-2006 und 1,1% von 2007 bis 2012. Hervorzuheben gilt hier auch der bedeutsame Rückgang der Schwerverletztenanteile zwischen den beiden Zeitspannen bei den PKW-Insassen von 1,9% auf 1,1% sowie bei Fahrern von motorisierten Zweirädern (von 10,5% auf 8%) und bei den Fußgängern (von 11,8% auf 7,2%). Bei den Fahrradfahrern und bei den LKW-Insassen hingegen wurde sogar eine leichte Zunahme der Anteile von Schwerverletzten festgestellt (Fahrrad: von 4% auf 4,2%; LKW: von 1,4% auf 1,6%).

Die Analyse der Polytraumen (ISS>15) zeigte, dass insgesamt 2,2% der verletzten PKW-Insassen ein Polytrauma hatten, während 4,2% der verletzten Aufsassen motorisierter Zweiräder zu dieser Gruppe zählten. Den höchsten Anteil von Polytraumen verzeichneten allerdings die Gruppe der Fußgänger mit 4,7% aller Verletzten. In diesen Gruppen war der Anteil Polytraumen in den Jahren 2007-2012 gegenüber dem vorherigen Zeitraum rückläufig.

Der höhere Anteil von Schwerverletzten bei den Fahrern von motorisierten Zweirädern im Vergleich zu den Insassen von PKWs spiegelt sich beispielsweise auch bei der Verletzungsschwere von Kopfverletzungen wider. Hier hatten in den Jahren 1999-2006 nur 1,8% der PKW-Insassen schwere Kopfverletzungen (AIS3+) während immerhin 2,8% der Fahrer von motorisierten Zweirädern schwere Kopfverletzungen erlitten. Dieser Anteil verringerte sich bei beiden Arten der Verkehrsteilnahme in der Zeitspanne 2007-2012 zu 1,0% (PKW-Insassen) bzw. 2,2% (Aufsassen mot. Zweiräder).

Mit Hilfe der GIDAS-Daten konnten im Rahmen dieser Studie weitere Analysen durchgeführt werden, die Aufschlüsse zu den Verletzungsmechanismen und den Einflüssen von Randbedingungen wie dem Unfallort, dem Unfalltyp sowie den Unfallursachen geben.