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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Ergebnisse aktueller Gesundheitsbefragungen des Robert Koch-Instituts

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Johanna Gutsche - Robert Koch-Institut, Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung, Berlin, Deutschland

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocT2-14-2723

doi: 10.3205/13dkvf020, urn:nbn:de:0183-13dkvf0204

Published: October 25, 2013

© 2013 Gutsche.
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Das Robert Koch-Institut (RKI) erhebt im Rahmen seines Gesundheitsmonitorings regelmäßig umfangreiche Daten zur Gesundheit der Bevölkerung. Dazu gehören Informationen zum Unfallgeschehen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Die Daten erlauben es, das nichttödliche Unfallgeschehen in Deutschland repräsentativ und umfassend zu beschreiben und bestehende Informationslücken zu schließen.

In den Befragungen des RKI werden ärztlich versorgte Unfälle in den letzten 12 Monaten erfasst. Unfallort, -mechanismus, resultierende Verletzungen und die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen werden detailliert erhoben. Für Erwachsene liegen aktuelle Daten aus der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell 2010“ (GEDA 2010, n=22.050 Befragte) vor. Bei Kindern und Jugendlichen (1-17 Jahre) können Daten der Basiserhebung des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys aus den Jahren 2003 bis 2006 herangezogen werden (KiGGS Basis, n=17.461). Die Ergebnisse werden als Anteilswerte mit Konfidenzintervallen (KI95) berichtet.

Im Kindes- und Jugendalter erleidet etwa jeder Siebte (15,3% KI95 14,7-16,0) innerhalb von 12 Monaten mindestens eine ärztlich versorgte Unfallverletzung. Jungen (17,1% KI95 16,2-18,1) sind insgesamt häufiger betroffen als Mädchen (13,5 KI95 12,6-14,4). Mit dem Alter nimmt die 12-Monatsprävalenz deutlich zu und der Geschlechterunterschied ist stärker ausgeprägt: Unter den 15- bis 17-Jährigen berichteten 13,6% (KI95 11,7-15,7) der Mädchen aber 19,9% (KI95 17,3-22,7) der Jungen mindestens einen Unfall. Zudem verschiebt sich das Spektrum der Unfallorte: Während kleine Kinder (1-4 Jahre) zu fast zwei Dritteln im Haus verunfallen, geschehen bei 15- bis 17-Jährigen die meisten Unfälle in der Freizeit oder in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen.

Etwa zwei von drei Unfällen bei Kindern und Jugendlichen sind Folge von Stürzen, mit dem Alter gewinnen Zusammenstöße mit Personen und Gegenständen an Bedeutung. Besonders bei Kleinkindern (1-4 Jahre) erfolgen die meisten Stürze aus der Höhe, zumeist auf Treppen oder beim Benutzen von Spielgeräten. Die häufigsten Unfallverletzungen bei Kindern und Jugendlichen sind Prellungen, Verrenkungen und Zerrungen sowie offene Wunden und Quetschungen. Krankenhausaufenthalte sind bei 13,8% (KI 95 12,3-15,6) der verletzten Kinder und Jugendlichen notwendig.

Unter Erwachsenen erleidet etwa jeder Zwölfte innerhalb eines Jahres mindestens eine ärztlich versorgte Unfallverletzung (7,9% KI95 7,4-8,3). 14,0% (KI95 12,2-16,0) der Unfallopfer berichten über mehrere Unfälle innerhalb von 12 Monaten. Im Altersgang nimmt die Häufigkeit ab. Etwa zwei Drittel aller Unfälle entfallen auf Männer. Besonders hoch ist die 12-Monatsprävalenz ärztlich versorgter Unfallverletzungen in der jüngsten Altersgruppe, bei den 18- bis 29-Jährigen (Männer 10,5% KI95 9,1-12,2; Frauen 19,6% KI95 17,5-21,9).

Die relative Bedeutung der einzelnen Unfallorte unterscheidet sich bei Männern und Frauen: 41,2% (KI95 37,0-45,5) aller Unfälle bei Frauen entfallen auf das Haus oder die unmittelbare Umgebung, 22,1% (KI95 19,0-25,5) auf Freizeitaktivitäten. Bei Männern geschehen Unfälle meist auf der Arbeit (32,4% KI95 29,0-36,0), in der Freizeit (26,7% KI95 23,9-29,8) oder zu Hause (23,5% KI95 20,6-26,8).

Bei den Unfallverletzungen im Erwachsenenalter überwiegen leichte Verletzungen, wie Verrenkungen, Verstauchungen, Zerrungen oder Quetschungen. Knochenbrüche nehmen im Altersgang deutlich zu und machen unter älteren Frauen (70+) nahezu die Hälfte aller Verletzungen aus. Unfälle bei Erwachsenen sind zu etwa einem Drittel Folge von Stürzen, weitere häufige Unfallmechanismen sind Kontakte mit Gegenständen und Stich- oder Schnittverletzungen. Bei Älteren (70+) werden fast zwei Drittel aller Unfälle durch Stürze verursacht.

Bei zwei von drei ärztlich versorgten Unfällen bei Erwerbstätigen kommt es zu Krankschreibungen. 18,3% (16,2-20,5) aller Unfälle ziehen einen stationären Krankenhausaufenthalt nach sich.

Die Daten des RKI bieten den Vorteil, das Unfallgeschehen repräsentativ und umfassend abzubilden. Zudem sind viele ergänzende soziodemografische Informationen sowie Angaben zu Erkrankungen und Gesundheitsstörungen vorhanden. Die persönliche Befragung ermöglicht zudem, die Versorgung und die Folgen von Unfällen oder die Umsetzung von Präventionsmaßnahmen (z.B. Helmtragen beim Radfahren) zu erfassen. Insbesondere zu den Bereichen Heim und Freizeit stehen durch die Gesundheitssurveys Informationen zur Verfügung, die bisher fehlten. Limitationen sind vor allem in der Untererfassung schwer verletzter Personen in Befragungsstudien zu sehen.

Die Daten des RKI werden regelmäßig publiziert und der Wissenschaft als Public Use File zur Verfügung gestellt. Künftig werden aktualisierte Daten zu Kinderunfällen aus der ersten Nachbefragung der KiGGS-Teilnehmer (KiGGS1 2009 - 2012) sowie zu Stürzen bei Älteren aus der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1 2008- 2011) verfügbar sein.