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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Patienteninformation und -empowerment: Ein wichtiger Baustein zur Förderung bedarfsgerechter Versorgung

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Eckhard Volbracht - Bertelsmann Stiftung, ST-VV, Gütersloh, Deutschland

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocT1-16-496

doi: 10.3205/13dkvf007, urn:nbn:de:0183-13dkvf0078

Published: October 25, 2013

© 2013 Volbracht.
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Hintergrund: Es gibt unterschiedliche Maßnahmen um Über-, Unter- und Fehlversorgung zu verringern und eine bedarfsgerechte Versorgung zu fördern. Von grundlegender Bedeutung sind Versorgungsstrukturen und –prozesse, budgetäre Bedingungen und finanzielle Anreizsysteme. Aber auch die Zulassungsregelung von Leistungen und Leistungserbringern, Zweitmeinungsverfahren, ärztliche Aus- und Fortbildung und Qualitätssicherung spielen eine wichtige Rolle. Zunehmende Bedeutung erlangt die Stärkung der Patientenrolle durch Information, Mitwirkung und Mitentscheidung. Versicherte und Patienten stehen im Versorgungsalltag vor vielfältigen Entscheidungssituationen. Dabei müssen sie so unterstützt werden, dass sie bedarfsgerechte und selbstbestimmte Entscheidungen hinsichtlich ihrer Gesundheitsversorgung treffen können. Aktuelle Reviews bestätigen die positiven Effekte von Patienteninformationen und besserer Beteiligung bei Entscheidungen. Erfahrungen und Bewertungen von Patienten liefern verlässliche Hinweise auf Stärken und Schwächen von Gesundheitsversorgung.

Methodik: Über die Darstellung regionaler Versorgungsunterschiede wird Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erzeugt. Darauf aufbauend werden Hinweise und Unterstützung für eine bedarfsgerechte Versorgung gegeben. Mit Hilfe von Regionaldatenblättern sollen lokale Diskussionen in Regionen mit niedrigen bzw. hohen Versorgungsraten stimuliert werden. Statt Informationen primär auf die Fachöffentlichkeit auszurichten, setzen wir auf Vermittlung der Ergebnisse in die breite Öffentlichkeit. Damit soll auch der notwendige Veränderungsdruck erzeugt werden. Im Vortrag wird der Fokus auf die Maßnahmen zur Information und Aktivierung von Patienten und Öffentlichkeit gelegt.

Ergebnisse: Der regionale Einsatz von Gesundheitsleistungen und die Versorgungsstruktur variieren erheblich und entsprechen dabei nicht immer dem Bedarf der Bevölkerung. Es werden u.a. aktuelle Projektergebnisse zur Gaumenmandeloperation und Knieendoprothetik vorgestellt. Anhand von konkreten Produkten wird gezeigt, wie Patienten bei der bedarfsgerechten Auswahl von Leistungserbringern und Leistungen unterstützt werden und lokale Diskussionen angeregt werden.

Diskussion/Schlussfolgerungen: Derzeit sind Menge und Qualität von Gesundheitsleistungen in Deutschland durch erhebliche regionale Unterschiede gekennzeichnet. Eine Differenzierung zwischen angemessener Versorgung und Über- und Unterversorgung wird z.T. durch unzureichende Bedarfsdefinitionen, komplexe Wechselwirkungen unterschiedlichster beeinflussender Faktoren und fehlende Evidenz erschwert. Die Kenntnis und sachgerechte Interpretation regionaler Unterschiede ist jedoch eine wichtige Voraussetzung für eine sachgerechte Ressourcenallokation und die Verringerung von Über- Unter- und Fehlversorgung. Entscheidungen hinsichtlich Leistungserbringer- und Behandlungsauswahl können nur dann bedarfsgerecht und selbstbestimmt ausgeübt werden, wenn Patienten und Öffentlichkeit durch neutrale, verständliche Informationen unterstützt werden.


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