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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 18. GAA-Jahrestagung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.
Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e. V.

20.-22.10.2011, Köln

Versorgungssituation von Erwachsenen mit Neurodermitis in Deutschland: Ergebnisse der Studie AtopicHealth 2010

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Anna Langenbruch - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • author Sophie Hintzen - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • author Carola Drews - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • author Alina von Allwörden - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • author Svenja Bestle - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • author Matthias Augustin - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. 18. GAA-Jahrestagung. Köln, 20.-22.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dkvf233

doi: 10.3205/11dkvf233, urn:nbn:de:0183-11dkvf2331

Published: October 12, 2011

© 2011 Langenbruch et al.
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Hintergrund: AtopicHealth ist die erste nationale Versorgungsstudie für Neurodermitis. Ziel war die Bestandsaufnahme und Charakterisierung der Versorgung der Neurodermitis bei Erwachsenen in Deutschland aus Arzt- und Patientensicht. Da Dermatologen die mit Abstand häufigsten Versorger dieser Erkrankung sind, wurde diese Studie anhand einer Zufallsstichprobe hautärztlicher Praxen und Kliniken durchgeführt.

Material und Methoden: Nicht-interventionelle Fragebogenerhebung im Querschnitt. Teilgenommen haben insgesamt 174 hautärztliche Zentren, davon waren 91 aktiv (mindestens einen Patienten eingeschlossen). Erhoben wurden soziodemographische Daten, klinische Anamnese, erkrankungsbezogene Lebensqualität (DLQI), verwendete Therapien und patientendefinierter Therapienutzen (PBI).

Ergebnisse: Von den 1678 teilnehmenden Patienten waren 60,5% weiblich. Das mittlere Alter lag bei 38,4±15,9 Jahren. Bei 49,2% der Patienten lag eine positive Familienanamnese für atopische Erkrankungen vor. Im Mittel waren 10,1% der Körperoberfläche der Patienten mit Neurodermitis-Herden bedeckt. Unter den Begleiterkrankungen war mit knapp 54% Rhinokonjunktivitis (Heuschnupfen) die Erkrankung, von der die meisten Patienten betroffen waren.

Die in den vorausgehenden 5 Jahren am häufigsten verwendeten Therapien waren Basispflege (90,4%) und topische Corticosteroide (85,5%). 75,8% der Patienten bezeichneten sich als durch die Behandlung gar nicht oder nur mäßig belastet.

Die am häufigsten von den Patienten genannte Ursache für Juckreiz oder eine Verschlechterung der Neurodermitis war „psychische Faktoren und Stress“ (angegeben von 73,1%).

Der Gesamtwert des DLQI lag im Mittel bei 8,5±6,5. 32,1% hatten einen DLQI von über 10. Der selbsteingeschätzte Gesundheitszustand (EQ-5d-VAS, 100=bestmöglich) betrug im Mittel 63,6±22,0. Zu den Folgen des Juckreizes in den letzten 7 Tagen gaben 26,6% der Patienten an, häufig oder immer an Schlaflosigkeit gelitten zu haben, 35,8% berichteten, ihre Haut häufig oder immer blutig gekratzt zu haben.

Im Mittel bewerteten die Befragten die Neurodermitis-Versorgung über die letzten Jahre mit 2,6±0,9 (1=sehr gut, 5=ungenügend). Der patientendefinierte Therapienutzen (PBI) betrug im Mittel 2,4±1,1 (4=maximaler Nutzen).

Schlussfolgerung: Die therapiebedingten Belastungen werden von einem Großteil der Patienten als geringfügig eingestuft. Die alltäglichen Belastungen durch die Erkrankung scheinen jedoch vergleichsweise hoch: dass ungefähr ein Drittel der Patienten angeben unter Schlafstörungen zu leiden und/oder ihre Haut blutig gekratzt zu haben, deutet auf starke erkrankungsbedingte Einschränkungen und eine unzureichende Versorgung dieser Fälle hin. Darüber hinaus hatte etwa ein Drittel der Patienten einen DLQI von über 10, was für eine bedeutende Einschränkung der Lebensqualität spricht. Auffällig ist, dass der Großteil der Patienten mit topischen Glukokortikoiden behandelt wurde. Dass 73,1% der Patienten die Ursache für eine Verschlimmerung der Erkrankungssymptomatik psychische Faktoren oder Stress verantwortlich machen, spricht für die Bedeutung psychischer Einflussfaktoren, denen man nicht allein durch medizinische Maßnahmen begegnen kann. Patientenschulungen, an denen Psychologen beteiligt sind, bieten hier eine Plattform zur Bearbeitung dieser Themen.