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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 18. GAA-Jahrestagung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.
Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e. V.

20.-22.10.2011, Köln

Unterschiede in der pharmakotherapeutischen Versorgung von privat und gesetzlich krankenversicherten Patienten am Beispiel der arteriellen Hypertonie

Meeting Abstract

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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. 18. GAA-Jahrestagung. Köln, 20.-22.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dkvf221

doi: 10.3205/11dkvf221, urn:nbn:de:0183-11dkvf2211

Published: October 12, 2011

© 2011 Laux et al.
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Hintergrund: Die arterielle Hypertonie weist in Deutschland eine mittlere Prävalenz von deutlich über 20% auf. Die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität stehen mit der Hypertonie in einem engen kausalen Zusammenhang. Somit kommt der medikamentösen antihypertensiven Therapie ein bedeutendes Gewicht zu. Derzeit stehen im Wesentlichen fünf Arzneimittelgruppen für die medikamentöse Behandlung der Hypertonie zur Verfügung: Diuretika, ß-Rezeptoren-Blocker, Calciumantagonisten, Angiotensin-Converting-Enzym-(ACE-)Hemmer und Angiotensin-II-Rezeptoren-Blocker. Neben den rein medizinischen Überlegungen zur Behandlung der Hypertonie sind entsprechend dem Wirtschaftlichkeitsgebot in der gesetzlichen Krankenversicherung auch ökonomische Gesichtspunkte zu beachten, und die Frage nach den Kosten einer Therapie gewinnt zunehmend an Bedeutung. Dieser Beitrag vergleicht die antihypertensive Behandlung von privat und gesetzlich versicherten Patienten in Bezug auf die medikamentöse Behandlung (Ebene der Wirkstoffe) und die dadurch entstehenden Kosten (Preise auf der Ebene der verordneten Präparate) unter Berücksichtigung der Einstellung des Blutdrucks.

Material und Methoden: Die Daten, die den hier vorgestellten Analysen zugrunde liegen, entstammen dem Forschungsnetzwerk CONTENT (CONTinuous morbidity registration Epidemiologic NeTwork). Es wurde unter Förderung des BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) zur kontinuierlichen Registrierung von Inanspruchnahme, Morbidität und Erkrankungsverläufen in der primärärztlichen Versorgung etabliert. Die bereits ausgewerteten Daten (2007) werden mit aktuellen Daten aus 2010/11 verglichen.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 4.842 Patienten von den an CONTENT partizipierenden Hausärzten im Jahre 2007 regelmäßig antihypertensiv behandelt und entsprechende Hypertonieepisoden in der elektronischen Patientenakte geführt. Der Anteil der privat versicherten Patienten betrug 7,6%. Die Kosten der medikamentösen antihypertensiven Therapie des untersuchten Kollektivs im Jahr 2007 betrugen 1,03 Mio. Euro insgesamt und pro Patient durchschnittlich 212,82 Euro. Obwohl die untersuchte privat versicherte Kohorte insgesamt weniger Komorbiditäten aufwies und die Summe der „defined daily doses“ (DDDs) pro Patient im Untersuchungszeitraum deutlich geringer war (582,6 vs. 703,1; p<0,0001), lagen die jährlichen Therapiekosten privat versicherter Patienten im Vergleich zu gesetzlich versicherten Patienten um 35,2% höher (280,29 Euro vs. 207,29 Euro; p<0,0001). Die Einstellung des Blutdrucks was in beiden Kohorten gleich erfolgreich. Diese Ergebnisse werden mit schließlich mit aktuellen Daten (2010/11) verglichen, die aktuell in der Auswertungphase sind.

Schlussfolgerung: Daraus folgt, dass die Kosten pro DDD der medikamentösen antihypertensiven Therapie bei privat versicherten Patienten um 63,2% höher lagen als bei gesetzlich versicherten Patienten. Dies ist auf den hohen Anteil an Angiotensin-II-Rezeptoren-Blockern sowie auf den niedrigen Anteil an Generika zurückzuführen, die bei privat versicherten Patienten verordnet wurden.