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Typisierung der ambulanten physio- und ergotherapeutischen Versorgung im ersten Jahr nach akutem Schlaganfall – auf Grundlage von Routinedaten einer bundesweiten Krankenkasse
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Published: | October 12, 2011 |
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Hintergrund: Schlaganfälle sind in Europa der Hauptgrund für erworbene lebenslange Behinderungen [1]. Ambulante Physio- oder Ergotherapie verhindert eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes bei 7 von 100 Betroffenen [2]. Die Nachhaltigkeit hängt besonders von einem frühen, konsequenten und umfassenden Therapiebeginn ab [3], [4]. Der Kenntnisstand über verwendete Versorgungstypen (Typen) ist derzeit lückenhaft.
Ziel dieser Arbeit ist die Identifikation verwendeter Typen der ambulanten physio- und ergotherapeutischen Versorgung. Weiterführend wird die Frage untersucht, ob das Vorkommen der V-Typen nach Pflegeart und vorangegangenem stationären Behandlungsverlauf (Akut/Akut mit anschließender Rehabilitation) unterschiedlich ist.
Material und Methoden: Die Stichprobe umfasst alle Mitglieder der deutschen BKK, die 2007 wegen eines Schlaganfalls (ICD: I60-I64, G45) akutstationär behandelt wurden und den initialen Krankenhausaufenthalt überlebten (n=4363). Die Abrechnungseinheiten der stationären Akut- und Rehabilitationsaufenthalte wurden zu kontinuierlichen, personenbezogenen Behandlungen zusammengefasst und so das reale Entlassungsdatum ermittelt.
Zur Bildung der Versorgungstypen wurden die monatlichen Aufwendungen (€) für Physiotherapie (PT), Physiotherapie auf neurophysiologischer Grundlage (PT-N) und Ergotherapie (ET) herangezogen und später anhand der Vergütungshöhe in Therapieeinheiten pro Woche (TE/W) umgerechnet. Die Typen werden zusätzlich mit der Zeitnähe der ersten Behandlung zur stationären Entlassung und der Therapiekombinatorik beschrieben.
Ergebnisse: Die ambulant-therapeutische Versorgung unterscheidet sich nach vier Haupttypen. „Gering“ ist durch sehr geringe Aufwendungen gekennzeichnet (1. Quartal poststationär: PT=0,4TE/W; PT-N=0,2TE/W; ET=0,2TE/W) und einen sehr späten Therapiebeginn (Ø 80 Tage). „Ergo+“ zeichnet sich durch einen hohen Umfang an ET, PT-N und PT aus (1.Q: ET=2,5TE/W; PT-N=1TE/W; PT=0,8 TE/W). Der Anteil an Personen die neben der ET noch eine der anderen Therapien erhalten liegt bei 83%. Die erste Behandlung erfolgt durchschnittlich 15 Tage nach stationärer Entlassung. „Physio-Neuro“ ist durch einen hohen Umfang an PT-N charakterisiert (1.Q: PT-N=1,9TE/W). Der Anteil an Personen die neben PT-N noch eine andere Therapie erhalten liegt bei 30%. Die erste Behandlung erfolgt durchschnittlich nach 24 Tagen. „Physio“ ist durch einen hohen Umfang an PT gekennzeichnet (1.Q: PT=2,1TE/W) und einen Anteil von 84% der nur diese Therapie nutzt. 69% der Therapienutzer werden nach dem Typ "Gering" versorgt, 9% nach "Physio-Neuro", 10% nach "Ergo+" und 12% nach "Physio". Nach den Typen "Physio-Neuro", "Ergo+" oder "Physio" werden 44% der Therapienutzer die aus einer stationären Rehabilitation entlassen werden versorgt (Abbildung 1 [Abb. 1]) und 60% von den Therapienutzern die mit pflegerischer Kombileistungen versorgt werden (Abbildung 2 [Abb. 2]).
Schlussfolgerung: Der Anteil Schlaganfallüberlebender die zeitnah nach der stationären Entlassung und in adäquatem Umfang therapiert werden (Physio-Neuro, Ergo+ oder Physio) kann insgesamt auf 12,46% geschätzt werden. Pflegerische Unterstützung scheint sich positiv auf eine zeitnahe und umfangreiche therapeutische Versorgung auszuwirken. Das Übergangsmanagement nach der stationären Rehabilitation scheint suffizienter als nach der Akutversorgung zu sein.
Literatur
- 1.
- Truelsen T, Piechowski-Jozwiak B, Bonita R, et al. Stroke incidence and prevalence in Europe: a review of available data. Eur J Neurol. 2006;13:581-598.
- 2.
- Legg L, Langhorne P. Rehabilitation therapy services for stroke patients living at home: systematic review of randomised trials. Lancet. 2004;363:352-356.
- 3.
- Thorsen AM, Holmqvist LW, de Pedro-Cuesta J, von Koch L. A randomized controlled trial of early supported discharge and continued rehabilitation at home after stroke: five-year follow-up of patient outcome. Stroke. 2005;36:297-303.
- 4.
- DEGAM. DEGAM Leitlinie Nr. 8: Schlaganfall. 2006.