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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 18. GAA-Jahrestagung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.
Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e. V.

20.-22.10.2011, Köln

Therapie- und Kommunikationshilfen: Behandlungszufriedenheit und Kosten in der Depressionsversorgung eines Arztnetzes

Meeting Abstract

10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. 18. GAA-Jahrestagung. Köln, 20.-22.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dkvf214

doi: 10.3205/11dkvf214, urn:nbn:de:0183-11dkvf2141

Published: October 12, 2011

© 2011 Sohn et al.
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Hintergrund: Ziel der Studie ist die Verbesserung der Versorgungsqualität bei der ambulanten Behandlung depressiver Patienten in Ärztenetzen. Hierfür wird eine gesundheitsökonomische Bewertung von Therapie- und Kommunikationshilfen für das Patienten-Arztgespräch durchgeführt sowie Transparenz über die aktuelle Versorgungssituation inklusive der anfallenden Ressourcenverbräuche geschaffen.

Material und Methoden: Das Studiendesign sieht eine cluster-randomisierte kontrollierte Studie mit 3-monatigem und anschließendem 6-monatigem Follow-up vor. Die Datenerhebung wird bis August 2011 abgeschlossen. Derzeit sind 76 Patienten eingeschrieben (Einschlusskriterien: Erstdiagnose mit F32 oder F33). Von 27 Patienten liegen bereits die Daten des 3-monatigen Follow-up vor. Neben allgemeinen soziodemografischen und anamnestischen Daten, werden Schweregrad (anhand MADRS, Montgomery-Asberg Depression Rating Scale), Diagnose, Behandlungsziele und Therapieplanung abgefragt. Die Follow-ups erfassen anschließend Therapieerfolg, Behandlungszufriedenheit, Medikationsänderung, Nebenwirkungen, sowie Ressourcenverbräuche.

Ergebnisse: Bei 89% der Patienten wurde eine depressive Episode (F32; MW MADRS 25), bei 11% eine rezidivierende depressive Störung (F33; MW MADRS 26) diagnostiziert. Hinsichtlich des Schweregrades ist die Verteilung: 32% leicht (MW MADRS: 16), 38% mittelgradig (MW MADRS 24) und 30% schwer (MW MADRS 34). Geschlechts- bzw. altersspezifische Besonderheiten konnten nicht festgestellt werden.

Von 70 mit Arzneimitteln therapierten Teilnehmern erhielten 55% selektive Serotonin-Wiederaufnahme Hemmer (SSRI) und 21% trizyklische Antidepressiva (TZA). Die Übrigen erhalten weitere Antidepressiva (z. B. Tetrazyklika) bzw. eine Kombination von Antidepressiva, ggf. ergänzt durch andere Psychopharmaka. Im Schnitt entstanden Arzneimittelkosten in Höhe von 114€ pro Quartal (SD 92€, Min. 26€, Max. 540€). Die ambulant erbrachten Leistungen bei Diagnoseerstellung verursachten Kosten i. H. v. 66€ (SD 18€, Min. 32€, Max. 107€).

Nach 3-monatigem Follow-up werden die Ziele, die bei Visite 1 vereinbart wurden, bis auf wenige Ausnahmen erreicht. Die Schwere gemäß MADRS verbesserte im Durchschnitt um 16 Punkte (SD 7,5), wobei die Personen mit einer mittelgradigen Depression mit 16 Punkten (SD 5) prozentual die beste Verbesserung erreichen konnten. Die Mehrheit der behandelnden Ärzte und Patienten (73 bzw. 76%) beurteilten die bisherige Behandlung als gut bzw. sehr gut. Ein Drittel der Patienten beurteilte das im Rahmen der Visite 1 ausgehändigte Therapiebegleitheft als positiv und würde es auch weiter nutzen. Bei sechs Personen wurde eine Arbeitsunfähigkeit bescheinigt. Diese dauerte im Schnitt 37 Tage (SD 32, Min. 7, Max.89). In 3 Fällen ist die Gefahr einer Erwerbsunfähigkeit gegeben. Eine weitere Person berichtete einen Reha-Aufenthalt von 42 Tagen. Suizidversuche wurden nicht dokumentiert.

Schlussfolgerung: Die bislang gewonnenen Ergebnisse erscheinen sowohl hinsichtlich des Ansprechens der Medikation sowie der sonstigen Therapiemaßnahmen, als auch im Hinblick auf die Therapie- und Arzneimittelinformationen und Kommunikationshilfen vielversprechend. Eine abschließende Aussage ist jedoch erst mittels der noch ausstehenden Daten aus den Follow-Up Dokumentationen zu treffen.