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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 18. GAA-Jahrestagung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.
Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e. V.

20.-22.10.2011, Köln

Selektionsmechanismen beim Zugang zu Disease Management Programmen in Deutschland

Meeting Abstract

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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. 18. GAA-Jahrestagung. Köln, 20.-22.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dkvf199

doi: 10.3205/11dkvf199, urn:nbn:de:0183-11dkvf1994

Published: October 12, 2011

© 2011 Köberlein-Neu.
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Hintergrund: Disease Management Programme sind in Deutschland mit dem Ziel eingeführt worden, durch ein stärkeres Maß an Strukturiertheit in Therapie und Prävention sowie durch Gewährleistung einer transsektoralen Versorgung einen höheren Effizienzgrad bei der Behandlung chronisch Kranker zu generieren. Ein solcher Effekt wäre besonders bei Patienten mit komplexem Versorgungsgeschehen wünschenswert. Erste Arbeiten im Bereich Diabetes mellitus und KHK legen jedoch die Vermutung nahe, dass gerade diese Zielgruppe durch die aktuelle Programmlandschaft in Deutschland nicht vollständig erreicht wird.

Das Ziel der geplanten Untersuchung ist es, Erkenntnisse über relevante Selektionsmechanismen beim Programmzugang für Patienten mit Atemwegserkrankungen (Asthma und COPD) zu erörtern und gegebenenfalls Optimierungsstrategien auszuarbeiten.

Material und Methoden: Das Vorhaben gliedert sich in zwei Projektschritte. In einem Pilotvorhaben werden zunächst die in der internationalen Literatur für den Bereich Managed Care beschriebenen Selektionsmechanismen im Rahmen eines systematischen Reviews zusammengetragen. Darüber hinaus sollen die identifizierten Selektionsmechanismen anhand verfügbarer Sekundärdaten (z.B. SOEP) auf ihre Relevanz für den deutschen Versorgungskontext geprüft und mögliche Auswirkungen auf die im Zuge der Qualitätssicherung stattfindende Effektmessung der Programme diskutiert werden. Da die Sekundärdaten lediglich eine erste Übersicht über relevante Einflussfaktoren auf die Patiententeilnahme und den Zugang zur Programmlandschaft ermöglichen, erfolgt nach Abschluss der Pilotphase in einer Fall-Kontroll-Studie die detaillierte Erhebung von Selektionsmechanismen. Zudem werden die erzielten Outcomes und ausgewählte Prozessmerkmale erfasst.

Ergebnisse: Eine erste Literaturrecherche in den Datenbanken MEDLINE und EMBASE ergab 36 internationale Arbeiten, welche für den Bereich des Disease Managements Selektionsmechanismen untersuchen. In den Artikeln werden die Dauer und der Schweregrad der chronischen Erkrankung, der Grad der Schulbildung sowie die Schwere und Anzahl der Begleiterkrankungen als signifikante Einflussfaktoren auf die Teilnahme an Disease Management Programmen beschrieben. 19 Untersuchungen diskutieren die Auswirkungen der Selektion auf die Messung der Programmeffekte sowie statistische Verfahren zum Umgang mit Selektionsbias. Aufgrund der verwendeten Studiendesigns konnte keine der identifizierten Studien Interaktionsmechanismen darstellen, die den Entscheidungsprozess zwischen Arzt, Patienten und ggf. Versicherer maßgeblich geprägt und zur letztendlichen Teilnahmeentscheidung beigetragen haben.

Schlussfolgerung: Für die Entwicklung sinnvoller Strategien zur Optimierung des Programmzugangs bedarf es detaillierter Erkenntnisse zu Interaktionseffekten zwischen der System-, Arzt- und Patientenebene. Diese sollten neben der geplanten retrospektiven Erhebung im Rahmen einer prospektiven Studie mit Hilfe qualitativer sowie quantitativer Methoden erhoben werden.