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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 18. GAA-Jahrestagung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.
Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e. V.

20.-22.10.2011, Köln

Psychometrische Eigenschaften des KOPRA-Fragebogen zu Kommunikationspräferenzen bei onkologischen Patienten

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Erik Farin-Glattacker - Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Deutschland
  • author Baumann Walter - Wissenschaftliche Institut der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen - WINHO - GmbH, Köln, Deutschland

10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. 18. GAA-Jahrestagung. Köln, 20.-22.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dkvf183

doi: 10.3205/11dkvf183, urn:nbn:de:0183-11dkvf1831

Published: October 12, 2011

© 2011 Farin-Glattacker et al.
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Hintergrund: Zahlreiche Studien belegen, dass eine gelungene Patient-Behandler-Kommunikation bei chronisch Kranken mit Adhärenz, Zufriedenheit und in vielen Fällen auch mit einem besseren Behandlungsergebnis verbunden ist (z.B. [1], [2]). Eine gute Kommunikation zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass die kommunikationsbezogenen Präferenzen des Patienten berücksichtigt werden. Mit dem Ziel einer gleichzeitig patientenorientierten und theoriebasierten Erfassung von Kommunikationspräferenzen wurde kürzlich der KOPRA-Fragebogen (vgl. [3], [4]) entwickelt und bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen und chronisch-ischämischer Herzkrankheit methodisch geprüft. Der KOPRA-Bogen umfasst 32 Items, die sich vier Skalen zuordnen lassen: 1. Patientenpartizipation und Patientenorientierung (PPO), 2. Effektive und offene Kommunikation (EOK), 3. Emotional unterstützende Kommunikation (EUK) und 4. Kommunikation über persönliche Verhältnisse (KPV). Das Ziel der hier berichteten Studie bestand darin, erstmals für onkologische Patienten den KOPRA-Fragebogen psychometrisch zu prüfen.

Material und Methoden: Es wurden Patienten aus 31 onkologischen Schwerpunktpraxen in ganz Deutschland mit dem KOPRA-Bogen befragt. Von 1.860 ausgegebenen Fragebögen (60 pro Praxis) wurden 1.723 zurückgegeben. Patienten, die den KOPRA-Fragebogen komplett ausgelassen hatten (N=88) wurden aus dem Datensatz herausgenommen. Die Patienten sind im Mittel 63.2 (+/-12.8) Jahre alt, 56.5% sind weiblich. Zur Abschätzung der Akzeptanz wurden der Prozentsatz fehlender Werte (sollte <5% sein), für die Beurteilung der Verteilungseigenschaften Decken-/Bodeneffekte (möglichst nicht mehr als 50% in extremer Antwortkategorie) berechnet. Ferner wurden Reliabilität (Cronbachs Alpha, sollte >0.70 sein), Eindimensionalität (konfirmatorische Fakorenanalyse), Passung zum Rasch-Modell und Konstruktvalidität (Zusammenhänge mit soziodemografischen Merkmalen) bestimmt. Zudem werden Vergleichswerte aus anderen chronisch kranken Patientengruppen vorgestellt.

Ergebnisse: Der Anteil fehlender Werte liegt bei maximal 3.4% und fällt somit gut aus. Es liegen keine Decken-/Bodeneffekte vor (bei einem Item liegen 51.7% in der extremsten Kategorie, sonst maximal 36.7%). Die Reliabilität der Skalen beträgt 0.88 (PPO), 0.86 (EOK), 0.77 (EUK) und 0.66 (KPV). Alle Skalen sind weitgehend eindimensional; es müssen allerdings vereinzelt Fehlervarianzen frei gesetzt werden, um eine gute Modellgeltung zu erreichen. Alle Skalen erfüllen die weitgehenden Anforderungen des Rasch-Modells; nur bei einem der 32 Items wird der Cut-off-Wert für einen guten Modellfit leicht überschritten. Bei den Analysen zur Konstruktvalidität zeigen sich weitgehend erwartete Ergebnisse: Frauen haben generell ausgeprägtere Kommunikationspräferenzen. Älteren sind Patientenpartizipation und efektive/offene Kommunikation weniger wichtig. Emotionale Unterstützung und Kommunikation über persönliche Verhältnisse ist Personen mit niedrigerem Schulabschluss besonders wichtig. Im Unterschied zu anderen Erkrankungsgruppen haben onkologische Patienten stärker ausgeprägte Kommunikationspräferenzen im emotionalen und persönlichen Bereich.

Schlussfolgerung: Mit dem KOPRA-Bogen liegt ein testtheoretisch gut abgesichertes Instrument vor, welches auch für onkologische Patienten einsetzbar ist. Es zeigen sich Spezifika der Kommunikationsbedürfnisse onkologischer Patienten.


Literatur

1.
Bredart A, Bouleuc C, Dolbeault S. Doctor-patient communication and satisfaction with care in oncology. Curr Opin Oncol. 2005;17:351-354.
2.
Arora NK. Interacting with cancer patients: the significance of physicians' communication behavior. Soc Sci Med. 2003;57(5):791-806.
3.
Farin E, Gramm L, Kosiol D. Development of a questionnaire to assess communication preferences of patients with chronic illness. Patient Educ Couns. 2011;82(1):81-88.
4.
Farin E, Gramm L, Schmidt E. Taking into account patients’ communication preferences: Development of an instrument and descriptive results in patients with chronic back pain. Patient Educ Couns. (accepted for publication).